0253a - Die Bestie mit dem Todeszeichen
glattes, braunes Gesicht und glasklare, grüne Katzenaugen. Sie hatte einen schönen Mund und eine tadellose Figur, die von einem Seidenmantel noch unterstrichen wurde.
»Wir würden gerne mit Ihnen sprechen«, sagte Phil.
»Ich kaufe weder Einlegesohlen noch Mückengift. Schon gar nicht um diese Zeit«, sagte sie. Ich sah auf die Uhr.
»Oh, das tut uns leid. Wir bedachten nicht, dass es schon so spät ist, aber vielleicht haben Sie doch ein paar Minuten Zeit für uns«, sagte ich und zog meinen Ausweis aus der Tasche.
»Ach du liebe Zeit, Cops! Nein, G-men.« Sie ließ uns eintreten. Die kleine Wohnung wo so gemütlich, dass man mit einem Schlag alles vergessen konnte, was uns hergeführt hatte. Warme Teppiche, freundliche Holzmöbel, goldgelbe Vorhänge, mattes Licht und eine Menge Bücher.
»Setzen Sie sich schon hin, ich muss mich schnell umziehen«, sagte sie und verschwand in einem Nebenraum. Wir setzten uns in die weichen, geblümten Sessel. Ich steckte mir eine Zigarette an und hatte das Gefühl, wenn ich hier in dem weichen Sessel sitzen bleiben würde, würden sich alle Probleme von selbst lösen. Hannah Keewatin kam zurück. Sie trug ein dunkelgrünes Kostüm, das sportlich wirkte. Sie lächelte uns zu und holte aus einem Schrank goldgelben Brandy und drei Gläser.
»Wir…« begann Phil, aber sie winkte ab.
»Noch nicht, trinken Sie erst einen Schluck«, sagte sie und lächelte uns an, als wollte sie uns hypnotisieren.
Wir tranken, ich bot ihr eine Zigarette an und gab ihr Feuer. Dann schwiegen wir eine Zeit lang.
»Ich kann mir denken, weswegen Sie kommen. Ich werde Ihnen aber nicht viel helfen können«, sagte sie. Ich stutzte. Mit wem hatte sie vorhin telefoniert?
»Nun?«, sagte ich.
»Sie kommen wegen Chris, nicht wahr?«
»Haben Sie mit ihm telefoniert?«, fragte ich. Sie war nicht erstaunt.
»Man hört leider zu viel in einem Neubau«, sagte sie. »Nein. Ich habe nicht mit ihm gesprochen, schon sei drei Jahren nicht mehr.« Sie wärmte den Brandy zwischen beiden Händen und nahm dann einen kleinen Schluck.
»Darf ich fragen, wer Ihnen gesagt hat, dass wir kommen werden?«, fragte ich. Sie schüttelte den Kopf.
»Nein, Sie dürfen nicht. Ich glaube kaum, dass Sie das etwas angeht, außerdem hat mir niemand von Ihnen erzählt. Ich weiß nur, dass Chris in Schwierigkeiten ist, und da kommt die Polizei doch auf alle Verbindungen.«
»Es sind vier Frauen ermordet worden. Alle vier Frauen hatten direkte Verbindungen zu Chris Ormand. Viele Hinweise deuten auf ihn, aber es gibt keine Beweise. Wir wollen Sie bitten, uns bei der Aufklärung zu helfen. Es kann sein, dass sich herausstellt, dass Chris Ormand der Mörder ist, aber es kann auch sein, dass er nichts damit zu tun hat.«
»Ziemlich unwahrscheinlich, dass es ein Verbrechen gibt, mit dem er nichts zu tun hat«, sagte sie.
»Das klingt hart.«
»Nicht hart, realistisch.«
»Wollen Sie uns helfen?«
»Natürlich.« Sie schenkte uns noch einmal von dem Brandy ein, der sicher für erfreulichere Gelegenheiten gekauft worden war.
»Bitte, erzählen Sie uns alles, was Sie über Ormand wissen«, sagte ich. Sie lächelte.
»Alles. Das ist nicht viel. Wir haben uns vor vier Jahren kennengelernt. Ich kam gerade vom College und war reichlich unerfahren. Ich bekam eine Stellung bei der Tribune und machte meine erste Reportage. Das Nachtleben von New York. Nicht sehr originell. Na, ich wollte .etwas Besonderes schreiben und setzte mich mit den Chefs verschiedener Bars und Klubs in Verbindung, um Material zusammenzubekommen. Unter ihnen war auch Ormand. Er war mir sehr behilflich und - na ja, er gefiel mir auch sonst. Jedenfalls sagte er mir, dass er mich liebe und mich heiraten wolle, und in meiner Dummheit sagte ich ja. Na, ich merkte schnell, was los war.« Sie brach ab und nahm einen größeren Schluck aus ihrem Glas. Ich schüttelte den Kopf.
»Nämlich?«, fragte ich. Sie sah mich an.
»Können Sie sich das nicht denken?«, fragte sie.
Ich schwieg.
»Nun ja, vielleicht gibt es noch Menschen, die nicht so denken, aber die meisten tun es. Damals hatte ich keine Ahnung davon, anders zu sein als andere. Na schön, ich bin Indianerin. Aber mein Vater hatte Geld. Ich besuchte die besten Schulen und es machte mir Freude. Ich war froh, einen Job gefunden zu haben, und ich glaubte Ormand zu lieben. Ich war intelligenter als er, gebildeter. Aber ich war ›nur‹ eine Indianerin. Es hatte mich geheiratet, um mich als Aushängeschild zu
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