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0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt

0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt

Titel: 0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Hafenkai regiert Gewalt
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kommend, Abington Square erreichten, fanden wir uns in einer für das Village typischen Gegend.
    Nummer 28 war ein schmales dreistöckiges Haus, das wahrscheinlich schon vor annähernd hundert Jahren gebaut worden war. Die Treppenstufen zum Hauseingang waren tief ausgetreten von den vielen Hunderttausenden von Füßen, die schon darüber geschritten sein mochten. Ein paar kleine Mädchen hatten ihre Puppen herausgeholt und sie nebeneinander auf die Stufen gesetzt, sodass uns nichts anderes übrigblieb, als einen großen Schritt darüber hinwegzumachen.
    »Kennt jemand von euch Miss Deegan?«, fragte ich eine ungefähr Elfjährige, mit strohblonden Rattenschwänzen.
    »Wie heißt die Tante mit Vornamen?«, fragte sie dagegen.
    »Patty.«
    »Oh, Tante Patty. Die ist fein. Die bringt uns jeden Tag Schokolade mit.«
    »Und wo wohnt die feine Tante?«
    »Bei Oma Bloom im dritten Stock. Da müssen Sie aber feste klingeln. Oma Bloom hört nämlich nicht gut.«
    Ich bedankte mich, und erst als ich den enttäuschten Blick sah, fiel mir ein, dass jede Auskunft ihres Lohnes wert ist. Ich gab der Kleinen einen Dime, und dann kletterten wir die schmale, steile Treppe hinauf. Mrs. Nancy Bloome wohnte im dritten Stock. Als ich auf den Klingelknopf drückte, erschrak ich. Es hörte sich an wie die Posaunen des Jüngsten Gerichts. Trotzdem musste ich dasselbe noch einmal wiederholen. Dann vernahmen wir schlurfende Schritte, und die Tür wurde einen winzigen Spalt geöffnet.
    Zunächst sah ich nichts als eine ungeheuerlange, krumme Nase und dann ein paar graue Haarzotteln und darunter ein einziges Auge, das uns mit sichtbarem Misstrauen musterte. Das andere Auge war hinter der Türfüllung verborgen.
    »Was wollen Sie?«, schrie die Frau mit schriller Stimme.
    »Miss Patty Deegan«, schrie ich ebenso zurück.
    »Wie?«
    Ich hatte keine Lust, weiterhin dem ganzen Haus mitzuteilen, was wir wollten und so zog ich den FBI-Stem heraus und hielt ihn der Alten hin. Im Nu hatte sie ihn in den Klauen und verschwand damit, nicht ohne die Tür vorher zugeknallt zu haben. Es dauerte ein paar endlose Minuten, bis sie zurückkehrte. Diese Mal hatte sie eine Nickelbrille auf der Nase, aber sie war deshalb durchaus nicht zugänglicher.
    »G-men seid ihr«, schrie sie durch die Gegend. »Polizei, G-men und Finanzbeamte sind die größten Lumpen der Weltgeschichte. Sie wollen uns nur das Fell über die Ohren und das Geld aus der-Tasche ziehen. Schert euch zum Teufel.«
    Dabei warf sie mir den Stern, der bisher noch immer seine Dienste getan hatte, verächtlich vor die Füße. Ich hob ihn auf, und Phil und ich begannen zu lachen.
    Die Situation war zu komisch. Dieses Lachen schien der Alten zu gefallen. Sie hakte die Sicherheitskette ab und machte endgültig auf.
    Trotzdem hatte sie sich gegen alle unvorhergesehnen Eventualitäten gesichert. In der rechten Hand hielt sie einen gefährlich aussehenden Schürhaken, und ich gewann den Eindruck, sie würde diesen ohne jeden Skrupel benutzen, wenn ihr etwas nicht passte.
    Vorsichtshalber machte ich die Tür hinter mir zu, nahm als Erstes die Packung Luckies aus der-Tasche und bot ihr ein Friedenspfeifchen an. Scheinbar hatte sie diese Geste falsch ausgelegt, jedenfalls war im nächsten Moment die ganze, kaum angebrochene Packung in ihrer Schürzentasche verschwunden.
    Phil war vorsichtiger. Er nahm eine einzelne Zigarette heraus und reichte sie ihr hinüber. Dann nahmen wir jeder eine, und ich gab Feuer. Da ich mir das neue und ziemlich teuere Feuerzeug erst gerade gekauft hatte, hielt ich es so krampfhaft fest, dass jeder Raubversuch von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Es sei denn, Mrs. Bloom hätte den Schürhaken zu Hilfe genommen.
    Sie öffnete die Tür zur Küche. In dieser Küche roch es appetitlich nach Kaffee. Alle zusammen traten wir ein und setzten uns an den weiß gescheuerten Tisch.
    »Kaffee?«, trompetete die Alte so laut, dass ich um ein Haar vom Stuhl gekippt wäre.
    Wir nickten beide. Sie wurde geschäftig, holte ein paar geblümte Tassen aus dem Schrank und schenkte ein. Sie setzte auch eine Zuckerdose und eine Milchkanne auf den Tisch. Es war besonders schönes Porzellan, viel schöner, als ich es in dieser Gegend erwartet hätte. Ich konnte mir nicht verkneifen die Tasse hochzuheben.
    Tatsächlich. Am Boden befanden sich zwei blaue, gekreuzte Schwerter, da hatte also dieses kleine, ärmliche Frauchen ein kleines Vermögen an Porzellan im Schrank stehen.
    Ich war gerade im

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