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0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt

0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt

Titel: 0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Hafenkai regiert Gewalt
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Begriff, sie zu fragen, ob sie denn überhaupt wisse, was sie da habe, als sich mich schief von der Seite angrinste und, diesmal sogar weniger laut erklärte: »Tja, mein Junge, das hättest du auch nicht gedacht. Das Zeug stammt nämlich von meiner Großmutter, und die hieß Blume, aber nicht mit zwei 00.«
    Wir nickten wieder und dann hielt ich beide Hände wie ein Sprechrohr vor den Mund und posaunte ihr ins Ohr: »Wir möchten gerne Ihre Mieterin Patty Deegan sprechen.«
    »Da kommen Sie zu einer ungünstigen Zeit«, sagte sie. »Patty ist schon weggegangen und wird vor morgen früh nicht wiederkommen. Sie arbeitet im ›Billy Gay‹ in der 54. Straße. Das ist auch so eine Spelunke, in der auch das anständigste Mädchen verdorben wird. Außerdem hat sie einen Freund, den ich neulich hinausgeworfen habe. Stellen Sie sich vor, der Kerl kam morgens um sieben Uhr - Patty war gerade schlafen gegangen -, war völlig blau und wollte Klamauk machen. Na, ich habe ihm die Lust ausgetrieben. Er war froh, dass er mit heilen Knochen wieder weg war.«
    »Wissen Sie zu zufällig, wie dieser Freund heißt?«
    »Nur seinen Vornamen, Chester, genau wie der Käse.«
    Das war höchstwahrscheinlich Chester Eigin.
    »Hat sie denn seitdem nichts mehr von ihm gesagt?«, fragte ich.
    »Sie hat sich schwer gehütet. Ich habe ihr verboten, den Kerl überhaupt noch einmal zu erwähnen. Wissen Sie, vor sechzig Jahren war ich auch eine tolle Nudel, aber mit so etwas hätte ich mich nie eingelassen. An einem Tag kaufte er ihr einen Brillantring für zweitausend Bucks, und am nächsten nahm er ihn ihr wieder weg, um ihn zu versetzen. So was habe ich gerne.«
    Wir tranken unseren Kaffee aus, bedankten uns für die Gastfreundschaft und wurden von der Alten, der wir mit der Zeit sympathischer geworden zu sein schienen, hinausgeleitet.
    Es war 8 Uhr 54, als wir wieder auf der Straße standen.
    Patty Deegan, die, wie wir schon geahnt hatten, Eigins Freundin gewesen war, arbeitete in ›Billys Gay‹, dem Nachtlokal, dessen Telefonnummer wir in Eigins Notizbuch gefunden hatten. Das passte natürlich zusammen. Wenn wir etwas über ihn erfahren wollten, so führte der Weg zweifellos über das Mädchen. Wir fuhren also die Eighth Avenue hinauf, und da es für ein Lokal dieser Art noch etwas zu früh war, setzten wir uns noch eine Stunde in ein Lokal gegenüber vom General Postoffice.
    ***
    Um zehn Uhr kamen wir in der 54. Straße an. Es war ein zweitrangiger Nachtclub, den zu beschreiben sich erübrigt. Er war darauf zugeschnitten, den Gästen in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Geld aus sämtlichen Taschen zu ziehen. Wir setzten uns, bestellten Drinks und fragten den Kellner nach Patty Deegan. Er sah uns schief an und steuerte auf einen Tisch los, an dem sich einige zu dieser frühen Stunde noch arbeitslose Animiermädchen niedergelassen hatten.
    Patty schien heute ihren »schwarzen Tag« zu haben. Ihre Frisur glänzte, als sei sie mit Schuhwichse poliert, und ihr Gesicht wäre ganz annehmbar gewesen, wenn sie etwas weniger Farbe und Puder zu dessen Verschönerung verwendet hätte. Ihre Figur war in Ordnung. Sie wusste das und versäumte nicht, sie ins rechte Licht zu setzen.
    Sie kam mit einem Schritt herüber, den man nur mit einer Vorstufe zum Twist vergleichen kann. In Saudi-Arabien hätte Patty als Bauchtänzerin Karriere machen können.
    »Hallo!«, grüßte sie und setzte sich, wobei sie darauf achtete, dass wir auch den richtigen Einblick hatten.
    Ich bestellte ihr etwas zu trinken und wusste zuerst nicht, warum der Kellner - nachdem er den Highball serviert hatte - wartend stehen blieb. Sie kippte den Drink auf einen Zug, und er nahm das Glas zum Füllen gleich wieder mit. Patty verstand ihr Geschäft.
    »Wir möchten etwas on Ihnen wissen, Miss Deegan«, begann ich und, um es kurzzumachen und meine Spesenkonto nicht übermäßig zu belasten, hielt ich ihr meinen Ausweis unter die Nase. »Sie kannten doch Chester Eigin?«
    »Ja.«
    »Sie waren sogar mit ihm befreundet.«
    »Noch nicht lange.«
    »Aber Sie waren es, und wir rechnen damit, dass Sie auch einem Toten so viel Loyalität bewahrt haben, dass Sie uns helfen, den Mord an ihm aufzuklären.«
    »Mord?«, fragte sie mit großen, erschreckten Augen.
    »Ja, Mord. Oder denken Sie, Chester Eigin sei freiwillig oder zu seinem Vergnügen in ein Getreidesilo gesprungen?«
    »Die Zeitungen schreiben, es sei ein Unfall«, sagte sie.
    »Die Zeitungen schreiben viel, Miss Deegan. Es war kein

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