Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt

0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt

Titel: 0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Hafenkai regiert Gewalt
Vom Netzwerk:
Unfall. Ich habe den-Verdacht, dass Elgin sich auf irgendwelche Dinge eingelassen hatte, die ihm über den Kopf wuchsen, wahrscheinlich wollte er auf leichte Art viel Geld verdienen und hatte das Risiko falsch kalkuliert. Hat er ihnen gegenüber niemals eine Bemerkung gemacht, aus der man etwas schließen könnte?«
    »Das Einzige, was er in letzter Zeit immer behauptete, war, er werde in aller Kürze so viel Geld haben, dass er sich sein ganzes Leben hindurch keine Sorgen mehr zu machen brauche. Ich lachte ihn aus, weil ich dachte, er habe einmal wieder ein Hirngespinst im Schädel. Daraufhin meinte er, ich solle es einmal abwarten, ich werde schon sehen.«
    »Was tat Elgin denn überhaupt, um seine Brötchen zu verdienen?«
    Sie hob ihre nackten Schultern und meinte: »Das weiß ich nicht. Ich habe ihn auch nicht gedrängt, es mir zu sagen. Solche Fragen habe ich mir schon lange abgewöhnt.« Sie schwieg einen Augenblick und dann meinte sie: »Fragen Sie doch Jesse. Er ist hier Hausdiener, und ich weiß, das Chester ihn des Öfteren als Boten benutzte.«
    »Wo finde ich diesen Jesse?«, fragte ich.
    »Irgendwo in der Küche oder in der Heizung.«
    »Ich möchte aber nicht gerne offiziell herumsuchen, und anders wäre es wohl nicht möglich«, sagte ich.
    »Können Sie mir diesen Jesse schicken? Wenn wir in zehn Minuten hier Weggehen und uns schräg gegenüber in die kleine Bar setzen, so kann er uns nicht verfehlen.«
    »Jesse ist ein Schwarzer«, sagte sie.
    »Das stört uns durchaus nicht. Fragen Sie ihn, ob er innerhalb der nächsten halben Stunde, sagen wir bis elf Uhr, hinkommen kann. Wenn nicht, soll er mich morgen anrufen. Hier haben Sie meine Nummer.«
    Wir zahlten, und ich gab Patty eine Trostpflaster in Gestallt eines Zehners.
    In der kleinen Bar waren die Preise um ein Mehrfaches billiger und die Getränke um ein Vielfaches besser. Es mochten fünfundzwanzig Minuten vergangen sein, als ein junger Schwarzer hereinkam. Er kam sichtlich ungern. Zwar gibt es in New-York offiziell keine Rassendiskriminierung, aber trotzdem gehen Farbige lieber in die Lokale, in denen sie unter sich oder wenigstens in der Überzahl sind, sodass kein Betrunkener sie anpöbeln kann.
    Der Junge, der nicht älter als achtzehn oder neunzehn sein konnte, sah sich suchend um. Dann haftete sein Blick an uns, und er kam etwas zögernd näher.
    »Sorry Mister, aber wollten Sie mich nicht sprechen?«, fragte er.
    »Wenn Sie Jesse sind und aus dem ›Billys Gay‹ kommen, so stimmt das. Setzen Sie sich. Hat ihnen Miss Deegan gesagt, wer wir sind und was wir wollen?«
    »Nein. Sie sagte nur, zwei Herren wollten gerne eine Auskunft von mir haben und würden mir diese gut bezahlen.«
    Patty war noch klüger, als ich vorausgesetzt hatte. Wenn sie dem Hausdiener die Wahrheit gesagt hätte, so würde dieser sich wahrscheinlich auf dem schnellsten Weg verkrümelt haben. Ich zog den blau-goldenen FBI-Stern aus der Tasche und ließ ihn einen Blick darauf werfen. Er erschrak sichtlich und begann zu beteuern, er habe bestimmt nichts ausgefressen.
    »Das hat niemand behauptet, Jesse«, entgegnete ich. »Es handelt sich wirklich nur um eine Auskunft. Sie kannten doch Mr. Eigin und haben wiederholt Besorgungen für ihn gemacht. Welcher Art waren diese Besorgungen?«
    »Ich habe Briefe für in weggebracht und andere abgeholt.«
    »An wen waren diese Briefe adressiert?«
    »An alle möglichen Leute. Ich gab sie in einer Bar oder einem Drugstore ab und holte dann gewöhnlich am nächsten Tag die Antwort.«
    »Können Sie uns die Namen der Adressaten nennen?«
    »Es waren ganz alltägliche Namen, zum Beispiel C. R. Brown oder A. L. Miller und so weiter.«
    »Also Decknamen wahrscheinlich?«
    »Das ist möglich. Ich weiß es nicht. Ich hab mir niemals Gedanken darüber gemacht.«
    »Und an wen waren die Antworten adressiert?«
    »An Mr. Eigin natürlich.«
    »Können Sie uns wenigstens die Lokale nennen, in die Sie die Briefe brachten und aus denen Sie die Antworten holten?«
    Er schnurrte mindestens zehn Namen herunter, und alle diese Bars, Drugstores und Kneipen lagen in der Gegend der Frist Avenue im East End. Es war klar, dass Eigin seine »Privatpost«, unter Berücksichtigung aller Vorsichtsmaßregeln befördert hatte.
    Nachdem wir Jesse, der mit Nachnamen Storm hieß, nach bestem Können ausgequetscht hatten, bekam auch er einen Zehner, den er freudestrahlend kassierte. Jetzt hätte er eigentlich gehen können, aber er blieb sitzen und rutschte

Weitere Kostenlose Bücher