0254 - Die Geistersonne
und verschwanden. Jetzt wandte er sich wieder seinen Besuchern zu. Plötzlich lagen Achtung und Vertrauen in seiner Stimme.
„Wenn ich Sie bitten dürfte, mich ins Direktorium zu begleiten.
Dort könnten wir einen Plan entwerfen, wie wir Ihren Gefährten am besten helfen."
„Plan!" Gucky rümpfte die Nase. „Wozu brauchen wir einen Plan?
Ich halte es lieber mit einem alten Feldherrn der Vergangenheit.
Sein Wahlspruch war: ‚Immer feste druff!‘"
„Offenbar kannte er die intelligenten Pflanzen von Bengal noch nicht", bemerkte Baar Lun sarkastisch. „Der physisch Unterlegene sollte meiner Meinung nach seinen Geist benutzen. Ich bin dafür, daß wir unser Vorgehen mit den Aktionen der Paddler koordinieren."
Der Mausbiber stimmte widerwillig zu, ließ aber deutlich merken, daß er keine Koordinierung nötig hatte. Im Innern aber war er froh über Baar Luns feste Haltung; er wußte genau, wie ohnmächtig selbst er im Grunde genommen gegen die Übermacht der Gemeinschaftsintelligenz war.
Ein offener Gleiter fuhr vor. Gucky, Baar Luun und Ollok stiegen ein. Das Fahrzeug wurde von keinem Fahrer gelenkt, und Gucky machte eine entsprechende Bemerkung zum Direktor der Werft.
Ollok lächelte stolz.
„Wir kosmischen Ingenieure haben nichts verlernt. Trotz des ununterbrochenen Kampfes haben die Alten alles Wissen an die Jungen weitergegeben - und die ständig notwendigen Reparaturen zwangen uns, dieses Wissen praktisch anzuwenden. Es dürfte nur eine kurze Schulung notwendig sein, damit unsere Techniker jeden beliebigen Raumschifftyp als Gesamtkomplex erfassen und verstehen. Dieser Gleiter hier wurde zum Beispiel aus den Trümmern einer zu Bruch gegangenen Station gebaut - unter anderem. Er ist mit einem Mentalspürer ausgestattet. Ich brauche nur an das Ziel unserer Fahrt zu denken, alles übrige erledigt das Positronengehirn des Fahrzeugs."
„Alle Achtung!" sagte Gucky. „Soll das heißen, daß die Gleiterpositronik telepathische Fähigkeiten besitzt?"
„Aber nein!" wehrte Ollok ab.
„Schon gut!" Der Mausbiber grinste. „Sie identifiziert also nur den mental am stärksten hervortretenden Wunsch und erkennt erst während der Fahrt den genauen Kurs."
„Ja, aber woher wissen Sie denn das?"
Behaglich lehnte sich Gucky zurück. Sein breiter Schwanz klopfte den Rhythmus eines Marsches auf den Boden des Gleiters.
„Nehmen wir an, ich sei ein Telepath ...", sagte er bedeutungsvoll.
Dem Paddler fielen fast die Augen aus dem Kopf. Das Weiße der Augäpfel kontrastierte gespenstisch zum Schwarz seiner Haut.
„Was! Telepath sind Sie auch - und Telekinet und Teleporter, wenn ich vorhin richtig beobachtet habe ...?"
Der Mausbiber klopfte ihm gönnerhaft auf die breite Schulter.
„Keine Minderwertigkeitskomplexe! Ich habe es nicht gern, wenn andere zu mir wie zu einem göttlichen Wesen aufsehen. Ich bin nämlich sehr bescheiden, müssen Sie wissen."
„Na, na, na!" murmelte Baar Lun.
Zu Guckys großer Erleichterung hielt der Gleiter in diesem Augenblick vor einem geöffneten Tor. Ollok sprang aus dem Wagen und bat seine Besucher, ihm zu folgen.
Das Direktorium der Werft wartete vollzählig im Beratungsraum.
Ollok stellte die Besucher vor, gab einige kurze Erklärungen ab und begann danach seinen Bericht zur Lage. Dabei flocht er Erläuterungen ein, die hauptsächlich für Gucky und Baar Lun gedacht waren.
„OL-hilfreich verfügt über knapp sechstausend kampffähige Männer. Dagegen stehen etwa ebenso viele modifizierte Botas und unzählige Milliarden Kampfpflanzen der Gemeinschaftsintelligenz.
Unsere Verteidigungsmittel bestehen aus einigen Kuppeln mit Energiegeschützen und Handfeuerwaffen. Leider fielen die meisten Geschützkuppeln am Rande der Plattform den ersten Angriffen zum Opfer. Die anderen Kuppeln aber können wir nicht einsetzen, ohne die Wert noch stärker zu beschädigen. Bleiben die Handfeuerwaffen." Ollok spreizte die Finger. „Die von den Vorfahren übernommenen Ausführungen waren nutzlos. Sie konnten nicht in geschlossenen Räumen verwendet werden.
Deshalb entwickelten wir Spezialwaffen. Es handelt sich dabei größtenteils um tragbare Flammenwerfer, die mit Atomenergie gespeist werden. Die Flammwerfer streuen einen breit gefächerten Hitzestrahl.
Dies genügt, um jede Pflanze und jeden Botaniker in Asche zu verwandeln. Aber auch die Flammwerfer richten an empfindlichen Geräten große Schäden an. Darum entwickelten wir zusätzlich eine spezielle Abwehrtaktik."
Er lächelte
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