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0254 - Die Geistersonne

Titel: 0254 - Die Geistersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fürchtete sich, diese Frage zu beantworten.
    Das Peilzeichen der automatisch gelenkten Moskito-Jet war eine Folge heller Zirptöne.
    Auf dem entsprechenden Schirm der 0-Zentrale war der Weg des Objektes deutlich zu verfolgen. Es näherte sich bereits der äußeren Korona des blauweißen Sonnengiganten.
    John Marshall stand neben Rakal und Tronar Woolver in der Ortungszentrale. Die Männer verfolgten den Kurs der Jet mit sehr unterschiedlichen Gefühlen. Während John Marshall nur dem Augenblick entgegenfieberte, in dem der Zweimann-Jäger die innere Sonnenkorona passierte, warteten die Woolver-Zwillinge mit unerschütterlicher Ruhe auf ihren Einsatz. Die Parasprinter waren sehr selten nervös. Sie kannten ihre Fähigkeiten genau und wußten, wann sie ein Risiko eingingen und wann nicht. In diesem Falle gab es kein Risiko - ihrer Meinung nach. Entweder erwies sich Marshalls Theorie als richtig, dann würden sie gefahrlos auf dem Hyperkomstrahl zur Jet und wieder zurückgelangen - oder der blauweiße Glutball war trotz allem eine normale Sonne, dann würde sich ihr Einsatz erübrigen, weil es bald keinen Zweimann-Jäger mehr gab.
    Eine dritte Möglichkeit schien nicht zu bestehen ...
    Marshall sah zum fünften Male die Auswertung der Positronik durch. Und wie bereits viermal zuvor kam er auch diesmal zu dem Schluß, daß seine Theorie stimmte. Der blauweiße Sonnenriese konnte nicht wirklich sein, obwohl er deutlich auf den Bildschirmen zu sehen war. Der Telepath fragte sich, welcher Stand der Wissenschaft und Technik dazu gehören mochte, die empfindlichen Meßinstrumente eines Wunderwerks von einem Raumschiff zu narren und ihnen etwas vorzugaukeln, was es gar nicht gab. Noch mehr: Gleichzeitig mußten die Instrumente so beeinflußt werden, daß sie die Wirklichkeit nicht mehr anzeigten!
    „Zwanzig Millionen Kilometer!"
    Das war die Stimme des Cheforters gewesen. Sie hatte die Entfernung der ausgeschleusten Moskito-Jet zum Mutterschiff angegeben. Eine Entfernung von zwanzig Millionen Kilometern - das bedeutete, daß die automatgelenkte Jet soeben die innere Korona erreichte.
    John Marshall hielt den Atem an.
    Jetzt mußte sich zeigen, ob seine Theorie stimmte!
    Das helle Zirpen der Peilzeichen schien schmerzhaft anzuschwellen. Doch das war nur eine Täuschung der überreizten Nerven. In Wirklichkeit blieben sowohl Tonhöhe als auch Lautstärke gleich.
    „Einundzwanzig Millionen Kilometer!"
    Der Telepath wechselte einen raschen Blick mit dem Chef der Ortungszentrale. Auf seinem Gesicht zeigte sich ein befreites Lächeln. Die Moskito-Jet war nur durch die normalen Prallschirme geschützt. Wenn sie eine Million Kilometer innerhalb der inneren Sonnenkorona noch immer existierte - und die unveränderten Peilzeichen bewiesen es - dann war zumindest die Korona eine Täuschung.
    Eine Sonne ohne Korona jedoch war beinahe so unmöglich wie eine Sonne ohne Massenanziehung!
    „Vierundzwanzig Millionen Kilometer. Geschwindigkeit unverändert. Kurs unverändert!"
    John Marshall wandte sich zu den Woolvers um.
    „Machen Sie sich bereit, meine Herren. Wir werden nicht warten, bis die Jet im ‚Sonnenkern‘ angekommen ist. Diese Phase sollen Sie an Ort und Stelle verfolgen. - Hypersender justiert?" fragte er den Cheforter.
    „Sender justiert, Sir."
    „Beginnen Sie!"
    Als die Kontrolllampen des großen Hyperkoms aufleuchteten, schritten die Woolver-Zwillinge auf das Gerät zu. Dort angekommen, wandten sie sich um und blickten Marshall fragend an.
    Der Telepath nickte.
    „Hals- und Beinbruch!"
    „Vielen Dank, Sir!" erwiderten die beiden Männer gleichzeitig.
    Sie schlossen ihre Druckhelme. Dann beugten sie sich zum Stromeingang des Hyperkoms. Im nächsten Augenblick ertönte ein schwaches Zischen. Die Konturen der Parasprinter verschwammen, wurden zu undeutlichen Nebelstreifen, die rasch in die geöffnete Feldkupplung des Hyperkoms hineinglitten.
    John Marshall wischte sich über die Stirn. Mit verkrampftem Lächeln blickte er zur Uhr, obwohl er wußte, wie sinnlos das war.
    Die Woolvers bewegten sich stets so schnell fort wie ihr jeweiliges Transportmedium. Im Falle eines Hyperstrahles hieß das, daß sie die Entfernung zur Jet praktisch ohne Zeitverlust zurücklegten.
    Als zehn Sekunden vergangen waren, ohne daß sich die Parasprinter gemeldet hatten, sah Marshall zum Cheforter.
    „Ist mit dem zweiten Kanal alles in Ordnung?"
    „Alles in Ordnung, Sir." Der Telepath schluckte. Aber er sagte nichts mehr. Was hätte er auch

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