0254 - Geister-Party
Clubmitglieder spuken, einst dem englischen Hochadel an. Man munkelt sogar, daß der Marquis of Kensington in den Mauern seines Schlosses den Geist von Heinrich VIII. beherbergt!«
»Wenn ein anderer Partybesucher seine sieben Frauen einschleppt, mag es hübschen Krawall geben!« grinste Nicole. »Ehekrach über den Tod und das Schafott hinaus!«
»Es war natürlich nicht gerade einfach, die Genehmigung zu bekommen, auf Windsor Castle zu feiern. Aber Ihre Majestät macht derzeit Urlaub auf Schloß Balmoral in Schottland. Und da die Britische Krone immer Geld benötigt, ist es dem Club gelungen, Windsor Castle für diese Party zu mieten. Das war natürlich nicht ganz billig!«
»Ich verstehe!« erklärte Professor Zamorra. »Daher wurde das Fest mit Einladungen an den amerikanischen Geldadel verbunden, die letztlich die Kosten tragen, indem sie sich den Einlaß zu diesem exklusiven Meeting erkaufen!«
»Ganz richtig!« bekräftigte Sir Archibald, der inzwischen den Vauxhall im unteren Innenhof der Burg abgestellt hatte und galant Nicole Duval aus dem Wagen half, während Professor Zamorra den Kofferraum öffnete. Für den Meister des Übersinnlichen war es ganz selbstverständlich, daß die Gepäckstücke herausgeschwebt kamen und ihnen von unsichtbaren Kräften nachgetragen wurden.
Thomas und Jeremias, die beiden Poltergeister, setzten ihre Kräfte einmal für eine sinnvolle Arbeit ein.
»Die Amis sind ganz verrückt nach alten, europäischen Burgen und den dazugehörigen Schloßgespenstern!« erzählte der Earl of Pembroke, während sie an der St.-Georges-Kapelle langsam dem mächtigen, runden Normannenturm im Inneren der Burg zu schlenderten. »Da die Zahl der Spukhäuser in New England an der Ostküste der Staaten ebenfalls abnimmt, haben sie nichts mehr, wo sie das Gruseln noch lernen können.«
»Na, ich könnte ihnen da noch einige Punkte nennen!« lächelte Professor Zamorra. Der Meister des Übersinnlichen hatte überall in der Welt dem Bösen erbitterten Widerstand geleistet.
»Zum Beispiel das alljährliche Halloweenfest auf Burg Frankenstein bei Eberstadt in Deutschland!« setzte Nicole mit einem Lächeln hinzu. »Da trifft sich alles, was auf der Szene Rang und Namen hat. Nur sind die Gespenster da recht irdischen Ursprungs. Aber dennoch ein sehr hübsches Happening!«
»Die Herren, die hier angereist sind, kann man mit Horrormasken aus Gummi nicht von ihren Bilanzen fortbringen!« zeigte sich der Earl wissend. »Sie wollen echte Gespenster sehen – und die sehen sie auch. Dafür zahlen sie gerne den Betrag, der nötig ist, das Schloß zu mieten!«
»Dann werde ich ja heute Abend J.R. Ewing und Blake Carrington kennenlernen!« sagte Nicole. »Und ich habe doch gar nichts anzuziehen für so einen besonderen Anlaß!«
»Ich werde schon das Richtige finden!« säuselte es von irgendwoher. »Da ich selbst eine Frau war, weiß ich, was man zu so einem Fest trägt. Ich muß nur erst die Ladenschlußzeit abwarten …«
»Du sollst die Fähigkeit, daß du unsichtbar bist, nicht mißbrauchen, um irgendwo zu stehlen, Lady Viviane!« sagte Sir Archibald streng.
»Nur ausborgen! Ich will es doch nur ausborgen. Morgen bringe ich es ganz bestimmt wieder zurück!« versicherte die Weiße Lady eifrig. »Aber wenn ich jetzt ein weißes Ballkleid aus einem Geschäft schweben lasse, schafft es nur unnötige Panik. Denn das Kleid wird nicht, wie ich, unsichtbar. Die Party beginnt ohnehin erst zu vorgerückter Stunde. Ich habe also noch Zeit!«
»Ich könnte dich umarmen, Viviane!« jubelte Nicole.
» Lady Viviane! « kam es vornehm zurück. »Wir wollen doch nicht vergessen, daß ich einst von adligem Geblüt war, während deine Vorfahren bei dem Mob dabei waren, der die Bastille stürmte.«
»Ich bin jedenfalls froh, daß du dabei bist!« wandte sich der Earl of Pembroke an Professor Zamorra, nachdem er im Verlaufe das dritte Ale im »Regents-Palace« auf Stand und Adel gepfiffen hatte und nun mit dem Parapsychologen redete, wie es unter Freunden üblich ist. Nicole war dabei selbstverständlich eingeschlossen.
»Ohne das Amulett habe ich nicht sehr viel Macht!« versuchte Professor Zamorra zu bremsen. »Der Ju-Ju-Stab wirkt nur gegen Dämonen. Wie wir letzte Nacht festgestellt haben, ist die Wirkung auf Gespenster gleich Null.«
»Das ist ganz gut so. Denn sonst wäre Sir Roderick jetzt nicht mehr hier. Warum mußte er auch so neugierig sein!« brummte Sir Archibald.
»Es war ein eigenartiges
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