0254 - Geister-Party
Kribbeln, das ich verspürte, als ich das Ding berührte!« meldete sich der Ahnherr aus dem Unsichtbaren. Gestaltlos war Sir Roderick um Zamorra, Nicole und dem Earl. Am Tage waren die Körper der beiden Gespenster nicht zu sehen. Nur, wenn sie sich besonders bemühten, konnte man schattengleich Umrisse erkennen.
»Ich baue vor allem auf dein fundiertes Fachwissen auf dem Gebiet des Übersinnlichen!« erklärte der Earl. »Es gibt noch andere Dinge, die Macht über Gespenster ausüben.«
»Die Weiße Magie, die ich betreibe, ist nicht auf Angriff ausgerichtet!« erklärte der Parapsychologe fest.
»Aber es gibt genügend Abwehrzauber!« warf Nicole ein.
»Keiner von uns weiß sicher, ob sich nicht einige unserer Gespenster aus früheren Tagen kennen!« erklärte Sir Archibald. »Was glaubst du, was passiert, wenn hier alte Fehden wieder aufflammen. Daher ist es wichtig, jemanden dabeizuhaben, der die Hauptpersonen der Party zur Ordnung rufen kann. Und das kannst nur du, mein Freund Zamorra!«
»Durch so eine Angelegenheit fallen wir wieder auf und Asmodis wird aufmerksam!« brummte Professor Zamorra.
»Ich werde dich als Professor Guiscard von der Pariser Universität vorstellen. Ein Fachmann für Jenseitsforschung!« hatte der Earl of Pembroke einen Einfall.
»So könnte es gehen!« stimmte der Parapsychologe zu. »Also bin ich für die nächste Zeit Professor Guiscard…!«
***
» Drachenzähne! Willst du mir bitte mal erklären, woher ich Drachenzähne nehmen soll!« rief Carsten Möbius verzweifelt.
Die beiden Freunde waren vor einer halben Stunde in Beaminster Cottage angekommen und studierten die Liste der Dinge, die Professor Zamorra ihnen mitgegeben hatte.
Noch mal hatte der Parapsychologe ihnen eingeschärft, keinen der Artikel zu vergessen und die Anordnungen genauestens zu befolgen.
»Unser Leben und unsere Seeligkeit hängt davon ab!« klang ihnen noch die Warnung des Parapsychologen im Ohr. »Auch ihr werdet ein Opfer unserer schwarzblütigen Gegner, wenn ihr versagt!«
Aber es schien, als sei der überwiegende Teil der Artikel in der heutigen Zeit überhaupt nicht mehr zu bekommen.
»Könnte es nicht das Gebiß eines Krokodils sein? Oder die Milchzähne eines Dinosauriers?« rang Carsten Möbius die Hände.
»Vielleicht hat einer der Farmer in der Nachbarschaft seiner Schwiegermutter die Zähne ausgeschlagen!« grinste Michael Ullich. »Das ist der einfachste Weg, um Drachenzähne zu bekommen!«
» Barbar! « rügte der Millionenerbe den Freund.
»Besser ist es jedoch, wenn du diverse Botanikbücher befragst!« wurde Michael Ullich ernsthaft. »Drachenzähne nennt man nämlich auch im Volksmund gewisse Pflanzen. Im finsteren Mittelalter hatten sie ziemlich komische Namen für diverse Kräuter. So sollte es gar nicht so schwer sein, die benötigten Dinge zu bekommen…!«
***
Gefahr lag in der Luft!
Professor Zamorra, in unzähligen Kämpfen gegen die Kräfte der Hölle als Überlebender hervorgegangen, spürte, wie es ihm über den Nacken fröstelte. Das Böse war da! Und es bereitete einen Schlag vor.
Einen ganz großen Schlag! Jeder der anwesenden Partygäste befand sich wahrscheinlich schon im ersten Kreis der Hölle.
Er und Nicole bildeten da keine Ausnahme.
Aus den Augenwinkeln sah Professor Zamorra, daß seine Lebensgefährtin mit einer Gestalt aus der Jenseitswelt tanzte. Das durchscheinende Wesen mochte irgendwann zu einer Zeit gelebt haben, als in Wien der Walzer langsam hoffähig wurde. Jedenfalls wirbelte das Gespenst die zierliche Französin über das Parkett, als stände Altmeister Johann Strauß höchstselbst an der Stehgeige.
Es hätte eine wundervolle Party sein können – wenn dieses Gefühl einer ungreifbaren Gefahr nicht wäre.
Vor einer Viertelstunde war die Mitternacht angebrochen und die Gespenster hatten die Szenerie belebt. Der genossene Sekt hatte die ganze Gesellschaft bereits in Laune gebracht und die Furcht bis zu einem gewissen Grade verdrängt. Und als sich die Schattenwesen dann diskret und doch wie selbstverständlich unter das Volk mischten, verlor man alle Scheu.
Ein Blitzlichtgewitter durchfackelte den Saal. Dann hatten die Ladies und Gentlemen der amerikanischen Hochfinanz sich jeweils mit einem Gespenst ablichten lassen. Und schon gingen die Reden wieder übers Geschäft.
Denn die anwesenden Gäste waren außer den Vertretern des gespensterbesitzenden britischen Adels fast ausschließlich internationale Finanzgrößen. Manch einer der
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