0254 - Treffpunkt Leichenhaus
schleifte.
Susan Water blieb nicht liegen. Ihr Vater hatte zwar abgeschlossen, sie würde diesem Gefängnis nicht entfliehen können, aber sie wollte auch nicht untätig auf dem Boden liegenbleiben, sondern etwas unternehmen. Das Haus mußte ein Geheimnis bergen. Da war die Rede von drei Särgen gewesen, und was daran stimmte, wollte Susan unter allen Umständen herausfinden.
Bisher hatte sie auf dem Rücken gelegen. Jetzt rollte sie sich auf die Seite, spürte die Schmerzen und sah auch die Splitter der Flasche, die sich in ihr Handgelenk gegraben und leicht blutende Wunden hinterlassen hatten.
An ihrem Kleid wischte sie das Blut ab, blieb erst einmal in der knienden Haltung und rutschte dann langsam weiter. Jeder Atemzug brachte ein Stechen mit sich, das durch ihren Körper zog, und sie bewegte sich auf den Tisch zu, wo auch die Leiche lag.
Susan streckte ihren Arm aus, umklammerte die Kante und zog sich in die Höhe.
Ein wenig schwankend blieb sie stehen. Der Tote, auf den sie starrte, drehte sich vor ihren Augen, er wurde zu einem makabren Kreisel, und das Gesicht schien in einem widerlichen Grinsen erstarrt zu sein.
Susan biß die Zähne zusammen. Ruhig holte sie Atem, das Schwindelgefühl ließ nach, und ihr gelang es, sich wieder auf die Umgebung zu konzentrieren.
Aus dem Keller hörte sie Geräusche. Das Schimpfen und Fluchen ihres Vaters war deutlich zu vernehmen. Er regte sich darüber auf, daß er mit dem Bewußtlosen so eine große Mühe hatte.
Susan Water setzte sich in Bewegung.
Unsicheren Schrittes ging sie auf die Tür zu. Sie hielt sich dabei dicht an der Wand, um sich abstützen zu können, duckte sich und trat über die Schwelle.
Sie schaute in den Gang.
Linkerhand lag der Beginn der geschwungenen Treppe, die ihr Ende im Keller fand.
Susan war ehrlich genug, um sich einzugestehen, daß sie Angst vor diesem Raum hatte. Ihr Vater hatte immer dafür gesorgt, daß ihn niemand betrat. Nur einmal war sie unten gewesen, und sie erinnerte sich undeutlich an das düstere Totenlicht, das dort immer herrschte.
Es machte die Särge mit ihren Schatten zu gespenstischen Gegenständen.
Dann hörte sie das Lachen. Ihr Vater hatte es ausgestoßen, und dem Klang nach schien er froh zu sein, alles hinter sich zu haben. Susan war bereits drei Stufen gegangen, war dann stehengeblieben und lauschte in die Tiefe.
Schritte!
Dann Stimmen.. Ihren Vater kannte sie, eine andere Stimme antwortete ihm. Was gesprochen wurde, konnte sie nicht verstehen, bestimmt hing es mit dem Fall zusammen, in dessen Mittelpunkt sich Susan auf einmal sah.
Sie bekam Herzklopfen. Ein rhythmisches Hämmern war in ihrem Kopf zu hören, größer jedoch als die Angst war bei ihr die Neugierde.
Susan mußte wissen, was sich dort unten abspielte. Nicht zuletzt deswegen, weil sie ihren Vater vor irgendwelchen Dummheiten bewahren wollte, die ihn unter Umständen ins Verderben bringen konnten.
Zuerst hatte sie rufen wollen. Nach kurzer Überlegung ließ sie es bleiben, sie wollte ihren Vater überraschen und achtete nur darauf, daß sie möglichst lautlos die breiten Stufen nach unten schritt. Auf Zehenspitzen ging sie, hielt sich eng an der Wand und stützte sich mit einer Hand ab.
Die Atmosphäre veränderte sich. Nicht allein, daß es düsterer wurde und somit eine gewisse Unheimlichkeit zwischen den Mauern wohnte, auch schien sich die Luft verändert zu haben. Dem Mädchen kam sie anders vor, irgendwie aufgeladen, und Susan schüttelte sich, als sie daran dachte.
Was hauste dort unten? Und auf was hatte sich ihr Vater dort eingelassen?
Der Gedanke an etwas Schlimmes, Unbegreifliches machte ihr Angst, trieb sie gleichzeitig an und peitschte die Neugierde in ihr hoch.
Zudem wollte sie nicht, daß etwas mit ihrem Vater geschah, daß er da in Dinge geriet, die er nicht mehr überblicken konnte. Aus diesem alleinigen Grunde beschleunigte sie ihre Schritte und achtete auch nicht auf die Geräusche und auf die Schmerzen in ihrem Rücken.
Sie ließ sechs Stufen hinter sich und stand so weit unten, daß sie in den Keller hineinschauen konnte. Der Blick öffnete sich. In einer Ecke brannte eine alte Lampe, ihr gelblichroter Schein drang wie eine Wolke in das Kellerverlies, ohne es jedoch völlig zu erhellen. Die letzten Winkel leuchtete er nicht aus, allerdings reichte er so weit, daß er drei Gegenstände aus der Finsternis herausriß, deren Anblick Susan Water einen heftigen Schreck versetzten.
Es waren drei Särge!
Pechschwarz und
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