0254 - Treffpunkt Leichenhaus
mit golden schimmernden Griffen. Zwei Särge waren geöffnet, einer geschlossen, genau der in der Mitte.
Vor den geöffneten Särgen lag der Inspektor. Noch immer war er bewußtlos, und Charly Water umtanzte den Inspektor, rieb sich dabei die Hände, murmelte heisere Worte und hatte keinen Blick für die nach oben führende Treppe, wo seine Tochter stand und ihn beobachtete.
Noch lag der Inspektor nicht so günstig, daß Water ihn ohne weiteres in den Sarg schaffen konnte. Er mußte ihn etwas näher heranziehen.
Das tat er auch, bückte sich anschließend noch tiefer, schob seine Hände unter die Achseln des Mannes und hievte ihn in die Höhe.
Nur mit dem Oberkörper kam er hoch, die Beine blieben vorerst am Boden. Er konzentrierte sich noch einen Moment, holte tief Luft und wuchtete den Chinesen über die Sargkante. Die Beine schauten hervor, wobei Suko mit seinen Kniekehlen auf dem Sargrand lag.
Das Problem hatte der Mann bald auch aus der Welt geschafft. Er packte die Füße und drehte den Körper so, daß er in den Sarg fallen konnte.
Bisher hatte Susan starr auf der Treppe gestanden und zugeschaut.
Sie konnte ihren Vater nicht mehr begreifen, ihr war unerklärlich, daß man so etwas tun konnte, und der Schreck hatte ihre Kehle praktisch zugeschnürt.
Nun aber, als Charly Water nach dem Sargdeckel griff und ihn auf das Unterteil legte, hielt Susan es nicht mehr länger aus. Sie schüttelte den Kopf und schrie: »Nein, nicht…!«
Water zuckte herum.
Er sah seine Tochter, sein Gesicht verzerrte sich, und er stieß nur ein hartes »Du!« hervor.
In diesem Augenblick geschah etwas, womit keiner der beiden gerechnet hatte.
Susan, die besser plaziert stand, sah es zuerst.
Der Deckel des mittleren Sargs bewegte sich, wurde von unten her in die Höhe, gedrückt, ein Spalt entstand, und durch diesen Zwischenraum schob sich eine bleiche, leicht grünlich schimmernde Hand.
Der Vampir kam…
***
Der große Logan Costello schwitzte. Es war nicht die Wärme im Raum, die ihm zu schaffen machte, sondern die Person, die ihm gegenüber saß.
Eine Frau.
Lady X!
Wie immer ganz in Leder gekleidet, und wie immer war sie mit ihrer Maschinenpistole ausgerüstet, aber auch mit dem Würfel, den sie zu ihrem Glück zurückbekommen hatte, nachdem er sich in den Händen der Unheilbringerin Pandora befunden hatte. [3]
Aus gnadenlosen, kalten Augen starrte die Untote Costello an. Ihre Oberlippe hatte sie ein wenig zurückgeschoben, so daß der Mafiacapo sehr deutlich die beiden Vampirzähne erkennen konnte. Davor hatte er Angst. Er wußte, daß sich auch eine Frau wie Lady X vom Blut der Menschen ernährte, und so etwas machte ihn nervös. Seit Solo Morasso nicht mehr war, wurde er immer direkter mit den finsteren Mächten konfrontiert, denn Lady X ließ sich oft bei ihm blicken, da Costello einige Aufträge für sie ausführen mußte.
So auch jetzt.
Doch Costello hatte versagt. Das wußte er, das wußte auch die Scott, und die kam, um ihn zur Rede zu stellen.
»Sie haben es nicht geschafft«, sagte sie. »Und dabei hast du fünf deiner Männer losgeschickt.«
»Einer ist vernichtet!« Costello mußte etwas sagen, obwohl er wußte, daß die Ausrede mehr als lahm klang und von seinem Gegenüber auch nicht akzeptiert wurde.
»Na und?« höhnte sie. »Was ist schon mit dem einen? Zwei existieren noch. Und sie sind eine Gefahr für uns. Sie kennen das Geheimnis des Todesnebels. Wenn sie es weitergeben, dann ist mein Würfel zwar nicht wertlos, doch ich bin einer großen Macht beraubt, und das, Logan Costello, wird auch auf dich zurückfallen, darauf kannst du Gift nehmen. Der Todesnebel muß meine starke Waffe bleiben, und es darf niemandem gelingen, ein Gegenmittel zu finden.«
»Wir bekommen die zwei anderen noch.«
Lady X beugte sich vor. Ihre Gelenke winkelte sie an und stützte die ausgebreiteten Hände auf den Tisch. »Wann denn, zum Henker? Wann bekommst du sie?«
»Vielleicht in der nächsten…«
Da sprang die Scott auf. »Hältst du mich eigentlich für irre? Deine fünf Leute haben die Bullen, und Sinclair hat dies zu verantworten. Er mischt mit. Er hat sie erledigt, und er wird eins und eins zusammenzählen können, das kannst du mir glauben. Wahrscheinlich macht er in diesem Augenblick Jagd auf die beiden anderen. Die Zigeuner haben sie mitgebracht, und wir müssen sie vernichten.«
»Ich kann meine Leute nicht offen in das Zigeunerlager schicken!« beschwerte sich Costello. »Tut mir leid…«
Lady X
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