0254 - Treffpunkt Leichenhaus
»Eine andere Möglichkeit kommt für mich nicht in Frage. Die gewaltigen Kräfte haben die großen Gebirge auf dem Meeresgrund verschoben, so daß sich neue Inseln bilden konnten, die dann auch blieben.«
»Ja, wir haben auf einer Insel, die niemand kennt, die auch sehr klein ist, die Steinsärge gefunden. Die Schrifttafeln wiesen uns den Weg, und wir hoffen, die Magie des alten Atlantis wieder beleben zu können.«
Das hofften wir eigentlich auch. Doch zuvor mußten wir noch einiges in die Wege leiten.
Ich dachte auch an das Orakel, von dem die Frau gesprochen hatte.
Das Orakel von Atlantis. Bisher hatte mir noch nie jemand etwas darüber gesagt, auch Myxin nicht, und doch mußte es sehr wichtig sein, wenn ich den Worten der Azucena Glauben schenken wollte.
Die Alte hatte sich erhoben. Dabei schob sie ihren Körper zwischen Sofa und Tisch weiter. Wir ließen sie, denn sie hatte hier das Hausrecht.
Niemand sprach mehr. Es war eine seltsame spannungsgeladene Atmosphäre, die im Raum lag. Azucena blieb stehen und streckte ihren mageren Arm aus, der auf Tassilo zeigte.
»Komm her!«
Der Zigeuner gehorchte. Er schritt an uns vorbei, ohne uns eines Blickes zu würdigen.
»Öffne du den Sarg, Tassilo!«
Der junge Mann verneigte sich vor der Alten, als sie ihm diesen Befehl gegeben hatte, ging vor bis zu dem Steinsarg, nickte, bückte sieh und umfaßte den Deckel mit beiden Händen.
Ich wollte helfen, doch Azucena hielt mich zurück. »Er wird es selbst schaffen«, flüsterte sie.
Tassilo schaffte es auch. Seine Muskeln drohten das Hemd fast zu sprengen. Wir hörten das Schaben des Sargdeckels, als er über das Unterteil glitt, konnten allerdings nichts sehen, da Tassilos breiter Rücken unser Sichtfeld verdeckte.
Nun hörten wir seinen Schrei.
»Aaahhh…« Es war ein schauriges Geräusch, das in einem Gurgeln endete.
Die Alte schrie den Namen des Zigeuners.
Ich sprang vor, schob sie zur Seite und konnte endlich sehen, was geschehen war.
Mir stockte der Atem.
Aus dem steinernen Sarg war eine unheimliche Gestalt hochgeschnellt, hatte ihre Krallenhände um den Kopf des jungen Mannes geschlungen und sich gleichzeitig an seinem Hals festgebissen, um ihm das Blut aus den Adern zu saugen…
***
Obwohl Lady X ein Vampir war, dachte sie manchmal sehr menschlich. Vielleicht lag dies in ihrer Vergangenheit begründet. Sie hatte die Schwächen und Stärken der Menschen erkannt und gekannt, sie selbst war ja ein Mensch gewesen, der auf der falschen Seite des Gesetzes gestanden hatte, denn Lady X war als Terroristin eine traurig berühmte Größe gewesen.
Sie hieß eigentlich Pamela Barbara Scott, den Namen Lady X hatten ihr die Zeitungsschreiber gegeben, er war presse- und publikumswirksam, und so war damals auch Dr. Tod aufmerksam geworden und hatte sie in die Mordliga aufgenommen.
Zu einem Vampir war die Scott praktisch aus Versehen geworden, sie versuchte jedoch, das Beste aus ihrer Lage zu machen und hatte sich nach Morassos Vernichtung zur Führerin der Mordliga hochgeschossen.
Sie besaß den Würfel des Unheils, eine ungemein starke Waffe, und sie wußte ferner, daß sie nicht nur innerhalb des Sinclair-Teams Feinde hatte, sondern auch unter den Schwarzblütlern, denn nicht alle gingen mit ihr den gleichen Kurs.
Es tauchten immer wieder Probleme auf. Das letzte war Pandora gewesen, und nun hatte sie von drei Wesen erfahren, die etwas über den Würfel wußten. Sie waren angeblich über den Todesnebel informiert, den der Würfel produzieren konnte.
Der Todesnebel!
Sie lächelte, wenn sie darüber nachdachte. Er war die Waffe, denn Menschen konnten ihr nichts entgegensetzen. Wenn er auf sie zuwallte, löste er ihnen die Haut vom Körper. Zurück blieben Skelette, Monstren, die trotz ihres schaurigen Aussehens noch lebten.
Eine schlimme Sache, wenn man den Würfel auf diese Art und Weise manipulierte. Man konnte ihn allerdings auch anders einsetzen. Er brauchte seine Kräfte nicht zum Negativen hin zu entfalten. Wenn sein Besitzer es wollte, dann konnte dieser Würfel sie auch zum Guten ausbreiten und sich gegen alle Schwarzblütler stellen. Aus diesem Grund war auch John Sinclair so sehr hinter dem Würfel her.
Er hatte allerdings ein Mittel gegen den Todesnebel. Sein Kreuz.
Sobald es mit dem Nebel in Berührung kam, wurde er vernichtet, aber Sinclair konnte nicht überall sein, und deshalb versuchte der Magier Myxin verzweifelt, ein Mittel gegen den Nebel zu finden.
Es gab eins, sicherlich, doch wie
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