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0255 - Als die Pflanzen Rache nahmen

0255 - Als die Pflanzen Rache nahmen

Titel: 0255 - Als die Pflanzen Rache nahmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Hausherr besaß Geschmack, das verriet die Einrichtung. Auch wenn es ein Geschmack war, der nicht unbedingt auf der Linie des Polizisten lag. Alles dunkel und geheimnisvoll… nun, manchen Leuten gefiel’s eben.
    »Sir?«
    Fredburgh zuckte zusammen. Himmel, an dieses lautlose Schreiten gewöhnte er sich nicht! Verflixter Schleicher, dachte er verärgert. In Pembroke Castle könntest du glatt jedem Gespenst erfolgreich Konkurrenz machen…
    »Wie meinen, Sir?« fragte der Butler mit leichtem Kopfschütteln.
    Fredburgh preßte die Lippen zusammen. Er war sich völlig sicher, nicht gesprochen, sondern nur gedacht zu haben.
    Der Butler überging es.
    »Bitte um Verzeihung, Sir, aber der Besitzer dieses Hauses ist im Moment nicht zugegen. Er verriet auch nicht, wann er wieder zurück ist. Ich wußte nichts von seiner Abwesenheit. Wenn es Ihnen vielleicht möglich ist, zu anderer Zeit wiederzukommen…?«
    Ei der Daus, dachte Fredburgh. Ein Butler, der nicht weiß, wo sein Herr ist? Gibt es denn so etwas?
    »Besteht die Möglichkeit, daß ich hier warte?« fragte er.
    »Diese Möglichkeit ist unzumutbar, wenn Sie mir diesen Hinweis gestatten«, sagte der Butler. »Der Besitzer dieses Hauses mag erst gegen Abend zurückkehren, und…«
    »Ich verstehe«, sagte Fredburgh. »Dann habe ich Feierabend. Sehr geschickt.«
    »Wenn es von besonderer Wichtigkeit ist, kann ich versuchen, telefonisch…«
    »Vergessen Sie’s«, brummte Fredburgh und ging zur Zimmertür. »Ich weiß jetzt, was ich wissen wollte.«
    Nämlich, daß der Hausbesitzer irgendwie Dreck am Stecken hat, dachte er weiter. Sonst brauchte er sich doch nicht verleugnen zu lassen. Zudem -wie hieß der Knabe überhaupt? An der Tür war kein Schild, auch nicht am Heckenportal. Und der Butler hatte den Namen nicht ein einziges Mal erwähnt.
    Fredburgh hatte auch keine Lust, den Butler zu fragen. Die Sache war ihm zu dumm. Der Name mußte ja im Grundbuchregister verzeichnet sein.
    Er eilte voraus. Den Weg zur Tür kannte er ja. Lautlos wie ein Geist folgte ihm der Butler.
    Es war Zufall, daß Fredburgh sich noch einmal umdrehte, gerade, als er ins Freie treten wollte. Draußen war es heller, und der Butler hätte eigentlich einen Schatten werfen müssen.
    Tat er aber nicht.
    Fredburgh holte tief Luft und wurde sehr blaß.
    ***
    Nicole erwachte kurz nach Mittag wieder, weil ihr durchs offene Fenster die Sonne ins Gesicht schien. Die stärkste Müdigkeit war vorüber, und sie schaffte es auch nicht mehr, wieder einzuschlafen.
    Sie erhob sich.
    Kurz verspürte sie ein leichtes Kribbeln im Nacken, aber es verging sofort wieder. Nervliche Überreizung, entschied sie, oder eine Fliege, die Zwischenlandung gemacht hatte.
    Sie suchte das Bad heim, duschte ausgiebig und fühlte sich außerordentlich wohl. Ein angenehmes Gefühl breitete sich vom Nacken über ihren ganzen Körper aus. Nicole pfiff ein fröhliches Liedchen, kehrte ins Schlafzimmer zurück und wühlte im Kleiderschrank. Schließlich entschied sie sich für einen kurzen Rock und eine dünne Bluse, zog den Kragen etwas höher als nötig und ließ dafür eine Reihe Knöpfe offen.
    Von Zamorra war nichts zu sehen und zu hören.
    Auf seinem Schreibtisch fand sie dann den Zettel. »Bin in Beaminster. Komme gegen Abend zurück. Gruß und Kuß - Z.«
    »Könnte auch Zorro heißen«, murmelte sie. »Gemeinheit. Fährt los, ohne mich zu wecken. Dabei müßte ich dringend einkaufen… mit den alten Klamotten lockste ja keinen Uhu mehr vom Baum…«, und sie sah an sich herunter. Die Ausstattung hier war gegen ihre Kleiderschränke im Château Montagne nichts.
    Da sie nur einen Wagen hier hatten und sie den Möbius-Mercedes nicht ausleihen wollte, blieb ihr also nichts anderes übrig, als den Nachmittag mit Warten zu verbringen. Allenfalls konnte sie einen Teil von Zamorras handschriftlichen Notizen in getippte Manuskriptform übertragen. Mißgelaunt machte sie sich an die Arbeit und beschloß, irgendwie für Pferde zu sorgen. Dann konnte man wenigstens etwas ausreiten.
    Das Kribbeln im Nacken meldete sich nicht wieder.
    ***
    »Was - was ist mit Ihrem Schatten?« stieß Fredburgh hervor und wich einen Schritt zurück. »Sie werfen keinen Schatten!«
    Das Gesicht des Butlers zerfloß, wurde zu einer weißen Fläche.
    »Ich weiß«, höhnte seine Stimme. »Schade, daß du es bemerkt hast, Menschlein…«
    Ein weißer Arm schoß vor, griff nach Fredburgh. Der Polizist wollte sich herumwerfen und fliehen, aber es gelang ihm

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