0255 - Als die Pflanzen Rache nahmen
Spencers geben, sah dann aber doch von einem störenden Anruf ab. Auch Polizisten sind nur Menschen und brauchen ihre Ruhe, vor allem, wenn sie die ganze Nacht über auf Achse waren. Stattdessen entsann er sich eines Hinweises des Leutnants.
Er rief noch einmal in Lyme Regis an und fragte nach Mister Fredburgh.
Der war erreichbar.
»Leerstehende Häuser in der Umgebung? Oh, da gibt’s ein paar… aber die sind harmlos. Spuk gibt’s da keinen. Die Gespenster machen sich nicht die Mühe, in leeren Häusern umzugehen. Die brauchen genauso ihr Publikum wie Schauspieler auf der Bühne.«
Zamorra grinste.
Fredburgh war ziemlich gesprächig und schien auch von Spencer in den Fall eingeweiht worden zu sein. »Waren Sie bei dem Herrenhaus?«
»Ja.«
»Und was sagte der Besitzer?«
Zamorra schnappte hörbar nach Luft. »Sind Sie sicher, daß wir beide von dem gleichen Haus reden?« fragte er und beschrieb den Weg dorthin und den Park mit den Statuen. »Da wohnt nämlich keiner… die Bude muß seit ein paar Monaten leerstehen.«
»Gibt’s nicht«, sagte Fredburgh unruhig. »Ich weiß genau, daß das Haus bewohnt ist. Ich komme doch jeden Tag auf dem Weg hierher dran vorbei. Heute morgen stand ein silbergrauer Jaguar unten auf dem Hof…«
»Das war ich«, sagte Zamorra trocken. »Wir reden also doch vom selben Gebäude. Aber es war wirklich leer.«
»Sie müssen’s ja wissen, Sir«, sagte Fredburgh trocken. »Brauchen Sie irgend welche Unterstützung?«
»Im Moment nicht«, sagte Zamorra. »Oder doch… gibt es in der Nähe einen Gold- oder Silberschmied, der sehr gut und sehr, sehr schnell arbeitet?«
»Ja.« Fredburgh nannte ihm eine Adresse in Beaminster. Zamorra dankte und beendete das Gespräch. Zu spät fiel ihm ein, daß er sich noch nach dem ominösen Besitzer des Herrenhauses hatte erkundigen wollen. Aber es war ihm zu dumm, direkt noch einmal anzurufen. Das hatte Zeit bis später.
Die Adresse der Goldschmiede hatte er mitgeschrieben.
Er nahm seinen Notizzettel, legte Nicole eine Nachricht auf den Schreibtisch und verließ das Cottage.
In der oberen Etage stand Stephan Möbius am Fenster und sah hinter ihm her. »Verdammt«, murmelte er. »Der hat ja heute Hummeln im Hintern. Wenn ich doch bloß auch raus könnte aus dieser verflixten Hütte. Das ist ja schlimmer als im Gefängnis…«
Aber draußen wartete der Teufel, der ihn holen wollte.
***
Fredburghs Mißtrauen war erwacht. Zum einen wußte er sehr genau, daß das besagte Haus bewohnt war, zum anderen aber sprach dieser Zamorra mit einer solchen Sicherheit, daß er fast überzeugend wirkte.
»Das sehe ich mir mal an«, knurrte Fredburgh.
Einen Grund dafür konnte er jederzeit nachweisen: Ermittlungen im Fall Garrick. Fredburgh setzte sich in den Dienstwagen und fuhr los.
Am Heckenportal hielt er an. Das Haus konnte einfach nicht leerstehen. Dafür war der Park viel zu gepflegt. Selbst wenn zwei Wochen lang niemand hier wohnte, mußte bereits alles verwildern. Zamorra sprach aber von Monaten.
»Unmöglich«, sagte Fredburgh. Er ließ den Wagen weiter rollen.
Aufmerksam sah er sich um. Plötzlich bemerkte er schräg hinter dem Haus eine Bewegung. Dort war ein Mensch! Ein Gärtner, damit beschäftigt, Unkraut am Wegrand durch den Park zu jäten…
»Also doch Menschen hier«, sagte Fredburgh erleichtert. Er ließ den Dienstwagen vor dem Portal ausrollen, stieg aus und schritt die breiten Treppenstufen zum Portal hinauf. Der Gongschlag des Klopfers hallte durch das Gebäude.
Nach einer halben Minute wurde die Tür geöffnet.
Ein blasser Mann in gestreifter Weste stand da. »Sie wünschen, Sir?«
Warum habe ich keine Schritte gehört? dachte Fredburgh, schob diesen Gedanken aber sofort wieder beiseite. Wenn der Teppich weich genug war, gab es keine Geräusche.
»Ich bin dienstlich hier«, sagte er. »Ist es möglich, den Besitzer des Hauses zu sprechen?«
»Ich werde nachforschen«, sagte der Butler. »Wenn Sie so lange eintreten möchten?«
Fredburgh mochte.
Von wegen unbewohnt, dachte er. Mein lieber Zamorra, du bist nicht nur taub, sondern auch noch blind auf sämtlichen Augen, die du hast, einschließlich der Hühneraugen…
Er folgte dem Butler in einen gemütlich eingerichteten kleinen Salon. Seine eigenen Schritte vernahm er; der Butler bewegte sich lautlos wie eine Katze.
»Bitte, Sir, nehmen Sie einstweilen Platz. Einen Drink?«
»Nicht im Dienst.«
»Sehr wohl.« Der Butler entschwebte.
Fredburgh sah sich um. Der
Weitere Kostenlose Bücher