0255 - Als die Pflanzen Rache nahmen
werde mir das Haus mit Hilfe dieses Rades ansehen.«
»Aber nicht allein«, sagte Nicole. »Ich komme mit.«
»Wie es nicht anders zu erwarten war«, brummte Zamorra und erhob sich. Nicole sprang auf und eilte zur Tür. »Ich sehe nach, was sich in den Kühlfächern befindet«, sagte sie.
Zamorra sah ihr nach, als sie durch die Tür huschte.
»Warte mal, Nici«, verlangte er plötzlich.
Nicole erstarrte mitten in der Bewegung. Dann drehte sie langsam den Kopf. »Was ist?«
»Was ist mit deinem Nacken?« fragte er. »Ich meine, da hätte gerade eine Spinne gesessen!«
Sie griff hin und schüttelte den Kopf. Ein Lächeln flog über ihr Gesicht.
»Du bist übermüdet! Meinst du nicht, daß ich so ein ekliges Vieh gespürt hätte?«
»Sicher«, sagte er, blieb neben ihr stehen und berührte die Stelle. Er war sicher, vorhin etwas Dunkles dort gesehen zu haben. Aber jetzt mußte er sich eingestehen, daß er sich getäuscht hatte. Da war nichts. Und ein Insekt hätte er bei der Flucht sehen müssen.
Sanft strich er mit den Fingerspitzen über die Stelle. Nicole schmiegte sich an ihn und kraulte kurz sein Kinn, wo Bartstoppeln wuchsen. Zamorra war im Begriff, sich ein Bärtchen wachsen zu lassen, nicht zuletzt der Tarnung wegen. Es würde sein Gesicht erheblich verändern. So mancher der ihn im Auftrag Asmodis suchte, um ihn auszuschalten, würde irritiert sein. Hinzu kam, daß die Haare ein wenig länger wurden.
»Du fängst an, wie ein alternder Hippie auszusehen«, flachste Nicole.
»Sieh dich vor, daß ich dich nicht übers Knie lege«, drohte er ihr vergnügt an.
»Typisch Mann! Wo der Verstand aussetzt, beginnt die Gewalt«, rief Nicole und duckte sich unter Zamorras Griff hinweg. Er schaffte es erst vor der Tür der kleinen Küche, sie wieder einzuholen.
»Und nun?« fragte sie atemlos und erwartungsvoll.
Er schüttelte den Kopf.
»Du bist gemein«, sagte er. »Und unfair!«
»Wieso das? Ich habe mich doch fangen lassen, alter Mann!«
»Es ist unfair, daß du so süß bist«, klagte er. »Da kann man dich gar nicht verhauen…«
Statt dessen küßte er sie. So lange und selbstversunken, bis sich jemand lautstark hinter ihnen räusperte.
Sie fuhren auseinander.
»Die heutige Jugend«, brummte Stephan Möbius. »Wenn das so weitergeht, muß ich eine zweite Küche in meiner Etage installieren lassen. Ist denn das die Möglichkeit?«
»Sagen Sie bloß, Sie hätten ausgerechnet jetzt Hunger«, sagte Nicole.
Möbius nickte. »Allerdings. Ich will nicht hoffen, daß Sie die Küche instandbesetzen wollen, Mademoiselle…«
Nicole schüttelte heftig den Kopf, daß die Haare flogen. »Keine Sorge, Herr Möbius! Aber wenn Sie Ihren Hunger noch ein paar Minuten bezähmen können, zaubere ich uns allen ein wildromantisches Abendessen…«
»Einverstanden«, sagte Zamorra sofort. »Fang schon mal an. Du findest uns im kleinen Salon.«
»Typisch Männer«, murmelte Nicole und verschwand in der Küche. »Nichts anderes im Kopf als Liebe und Essen.«
Zamorra zog den alten Konzernchef mit sich. »Sag mal, Stephan - was weißt du eigentlich über die Nachbarschaft?«
»Da ich früher nur einmal im Jahr hier war und das Haus erst vor einem Jahr ersteigern ließ, seligen Angedenkens«, zwinkerte er Zamorra zu, »weiß ich nicht mehr als du. Hat es Ärger gegeben?«
Zamorra schüttelte den Kopf und erzählte von dem scheinbar leerstehenden Herrenhaus. »Auch die Polizei weiß nichts«, sagte er. »Aber in dem Haus lebt etwas, und es ist mir gefährlich nahe.«
»Denkst du, daß es ein Einkesselungsversuch sein könnte?«
»Ich denke an alles«, sagte Zamorra. Er deutete in die Richtung, in der er Pembroke Castle wußte. »Vor kurzer Zeit versuchte Asmodis, das Castle zu einem seiner Stützpunkte auszubauen. Vielleicht hat er es auch anderswo mit mehr Erfolg ausprobiert. Der alte Fuchs ist schlau. Daß sich das alles in der Nähe des Cottage abspielt, kann kein Zufall sein.«
»Treibjagd«, sagte Möbius. »Und du willst der Sache jetzt auf den Grund gehen?«
Zamorra nickte.
»Gründlich wie immer«, sagte er.
Er ahnte nicht, was noch auf ihn zukam.
***
Die Zeit verstrich, und ES hatte Gelegenheit, zu wachsen und sich auszudehnen. Je mehr Zeit verging, desto ausgedehnter und damit mächtiger wurde ES. ES streckte seine tastenden Fühler aus. Das Wasser, mit dem ES kurz in erfrischenden Kontakt gekommen war, tat sein Übriges. Es brachte IHM neue Nährstoffe und damit besseres Wachstum.
Wie jeder
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