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0255 - Als die Pflanzen Rache nahmen

0255 - Als die Pflanzen Rache nahmen

Titel: 0255 - Als die Pflanzen Rache nahmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zuhause sind«, drohte Zamorra an. »Da will man diesem unverschämten Gör einen romantischen Sonnenaufgang zeigen, und was macht sie? Faselt von Vampiren!«
    Nicole lachte leise.
    »Herrlich, wie du dich aufregst«, sagte sie, huschte zu ihm und hauchte ihm einen Kuß auf die Wange.
    Nach einer Weile ließ Zamorra sich wieder hinters Lenkrad sinken. »Wir fahren hinüber«, sagte er. »Komm.«
    Die Limousine glitt über den Weg auf das Heckenportal zu und hindurch. Zamorra fuhr langsam und konzentriert und lauschte in sich hinein, ob er irgend etwas spürte. Aber da war nichts. Wenn hier in der Nacht schwarze Magie herrschte, dann war jetzt nichts mehr davon zu spüren.
    »Seltsame Zierfiguren«, sagte Nicole und deutete auf die Statuen, die den Privatweg rechts und links säumten. Rund um das Herrenhaus erstreckte sich die Parklandschaft mit ihren Büschen und Sträuchern.
    Zamorra hielt vor dem Haus an und stieg aus. »Warum wachsen die Bäume?« wiederholte er leise die Frage Laury Garricks. Aber an den Bäumen des Parks konnte er kein Riesenwachstum feststellen, auch keine andere Absonderlichkeit.
    »Das Haus kommt mir tot vor«, sagte Nicole. »Das tote Haus… hat die Frau nicht von einem toten Haus gesprochen? Hier wohnt niemand.«
    »Vielleicht«, murmelte Zamorra.
    Er ging auf das Portal zu und drückte die Klinke nieder.
    »Willst du nicht erst anklopfen?« fragte Nicole.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Warum? Es ist doch niemand hier, der aufmachen kann. Das Haus ist leer.«
    Jetzt, bei Tageslicht, sah man es sofort. In der Nacht mochte es Zweifel gegeben haben. Aber Zamorra erkannte an vielen fast unbedeutenden Kleinigkeiten, daß hier schon seit einiger Zeit niemand mehr gewohnt haben konnte.
    Aber warum hatte Spencer ihm das nicht gesagt?
    Wußte der Polizist nichts davon, daß das Haus leerstand?
    Zamorra trat in den Hausflur, der im Halbdunkeln lag. Es roch nach Fäulnis.
    »Man müßte mal lüften«, sagte Zamorra.
    Nicole folgte ihm.
    »Kein Name an der Tür«, sagte sie. »Kein Hinweis darauf, wer hier wohnte.«
    »Dafür hat er aber alles Mobiliar hiergelassen«, sagte Zamorra. »Teppiche und Bilder eingeschlossen. Vielleicht erkennen wir jemanden auf der Ahnengalerie.«
    Er ging an den Bildern entlang, die in einer langen Reihe in dem breiten Flur hingen. Aber er kannte keines der Gesichter. Es gab keine Ähnlichkeiten mit irgendwelcher Prominenz.
    »Siehst du irgendwo Kampfspuren?« fragte er. »Wir sehen uns um. Vielleicht hat es in den Kellerräumen eine Art Teufelsmesse gegeben, oder so etwas.«
    »In den Keller gehst du aber!« verlangte Nicole. »Wer weiß, wie dreckig es da ist. Nichts für mich.«
    Zamorra blieb an der Treppe stehen. Sie führte zwei Meter breit und sanft geschwungen in die nächst höhere Etage. Oben standen Blumenbänke auf dem breiten Steingeländer. Die Kellertreppe lag fast unscheinbar dahinter verdeckt.
    Aus den Blumenbänken rankten Pflanzen herunter, fast bis in die untere Etage in Kopfhöhe.
    »Eigenartig«, sagte Nicole. »Wie können die Blumen existieren, wenn niemand hier ist, um sie zu pflegen? Zumindest gegossen werden müßten sie hin und wieder…«
    Zamorra nickte. Hier stimmte etwas nicht.
    »Vielleicht kommt alle paar Tage jemand, der nach dem Rechten sieht.«
    Er ging zur Kellertreppe. Vergeblich suchte er nach einem Lichtschalter. »Strom kennt hier auch keiner…«
    »Streichholz«, empfahl Nicole.
    »Bin ich denn blöd, mir die Finger zu verbrennen?« Zamorra schüttelte den Kopf und ging nach draußen. Zwei Minuten später kam er mit einer starken Stablampe zurück, die er aus dem Handschuhfach des Wagens geholt hatte.
    »Paß auf, daß mich kein Werwolf überfällt«, mahnte er lächelnd und stieg die Treppe hinab.
    Nicole sah ihm nach. Plötzlich fühlte sie Unbehagen und wäre ihm am liebsten nachgestiegen, weil sie sich allein unsicher fühlte. Aber sie wollte ihm auch keinen Grund zu einer spöttischen Bemerkung geben. Also hielt sie neben der Treppe aus.
    Bis etwas ihren Nacken berührte.
    ***
    Sie schrie auf, machte einen Sprung nach vorn und wirbelte herum. Aber da war niemand hinter ihr!
    Es konnte ja niemand hinter ihr sein, denn sie hatte niemandes Annäherung gespürt. In dieser Hinsicht konnte sie sich auf ihre feinen Sinne sehr gut verlassen.
    Aber was war es dann?
    Es kribbelte doch noch im Nacken, da, wo die Berührung erfolgte! Unwillkürlich faßte sie hin, konnte aber nichts ertasten.
    Da sah sie es.
    Eine der Ranken, die von

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