0255 - Die Gefangene der Teufelsinsel
Unterstützung.«
»Sicherlich. Kara hält dort die Stellung.«
»Dann kümmert sie sich um die Tafeln«, sagte ich.
»Wenn sie dazu kommt, bestimmt.«
»Was soll das wieder heißen?«
Da lächelte der Magier. »Diese Insel ist nicht unbewohnt. Ich glaube sogar, daß sie bewacht wird.«
»Von wem?«
»Das kann ich nicht sagen.« Der kleine Magier wandte sich an Azucena.
»Habt ihr keinen Wächter gesehen, als ihr die Insel betratet?«
»Nein«, lautete die schwache Antwort. »Wir kümmerten uns um so etwas nicht.«
»Nun ja«, erklärte Myxin. »Kara wird mir sicherlich mehr sagen können, wenn ich dort bin.« Er nickte. »Ich versuche es also.«
Irgendwie war ich skeptisch. Ich wußte auch nicht, woran das lag, aber Myxin machte mir einen seltsam melancholischen oder auch deprimierten Eindruck. Er schien sich seiner Sache nicht mehr sicher zu sein. Schon allein die Redewendung »Ich versuche es« paßte eigentlich nicht zu ihm, der sich so optimistisch gab.
Myxin erriet meine Gedanken. Er sagte: »Du wirst vielleicht merken, weshalb ich so zweifle.«
Eine Antwort bekam er von mir nicht.
In der Mitte des Wagens blieb der kleine Magier stehen. Wir waren still..
Selbst das Atmen versuchten wir soweit wie möglich zu reduzieren.
Nichts sollte ihn stören.
Myxin streckte sich. Er drückte seinen Kopf in den Nacken, winkelte die Arme an und überkreuzte die Hände vor der Brust. Mit allen zehn Fingern drückte er zu, dann schloß er die Augen und gab sich völlig der Konzentration hin.
Ich kannte das Spiel. Myxin versuchte einen Zeitsprung. Durch seine voll zurückgekehrten Kräfte schaffte er es, sich in andere Dimensionen oder Zeiten zu bringen.
Ein Phänomen, das sich wissenschaftlich nicht erklären ließ.
Etwas geschah mit dem kleinen Magier. Von unten nach oben, also entgegen der Erdanziehung, lief plötzlich ein flimmernder Schein seinen Körper hoch.
Er schimmerte gelbgrün, erfaßte den Magier völlig, und seine Gestalt wurde durchscheinend. Da ich vor ihm stand, konnte ich durch ihn schauen und sah dahinter verschwommen die Gestalten der beiden Zigeuner.
Jetzt mußte Myxin verschwinden. Er verschwand nicht!
Die Gestalt blieb so halb durchscheinend, und wir hörten ein gräßliches Stöhnen aus dem Mund des Magiers.
Kaum war das Geräusch verstummt, als Myxin anfing zu vibrieren.
Seine Gestalt zitterte, als würde er auf einem Boden stehen, der sich ständig hin- und herbewegte. Den Mund hatte er aufgerissen. Wir hörten seine Schreie, die uns ächzend und spitz entgegenklangen, und sein Gesicht glich einer zerlaufenden Maske aus Wachs, so sehr drückten die Gegenkräfte.
»Johnnnn!« Es war ein Stöhnen, und ich mußte schon genau hinhören, um meinen Namen zu verstehen.
Danach gab es für mich kein Halten mehr. Ich wußte, was Myxin wollte, und berührte ihn mit dem Kreuz.
Er materialisierte wieder, konnte sich aus eigener Kraft aber nicht auf den Füßen halten und brach zusammen. Stöhnend blieb er liegen, schüttelte den Kopf, drehte sich, stemmte seine ausgebreiteten Hände auf den Boden, und ich half ihm, auf die Beine zu kommen. Danach drückte ich den Magier auf einen Stuhl.
Myxins Gesicht war noch von den Anstrengungen gezeichnet. Er schaute mich an und schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, John, ich konnte es nicht packen.«
»Ist schon okay…«
»Nein, nichts ist okay. Die anderen sind zu stark. Dieser verdammte Nebel liegt wie ein Schleier oder wie eine dicke Wand um den Wagen. Er schafft es sogar, meine Magie zu absorbieren. Ich komme nicht durch. Die Scott hält uns hier gefangen. Das hat sie tatsächlich geschafft.«
»Und Marita?« Azucena hatte diese Frage gestellt.
»Wir müssen auf Kara vertrauen.«
»Wer ist sie schon?« rief sie verzweifelt. »Ich kenne sie nicht. Ich habe…«
»Die Schöne aus dem Totenreich hat in Atlantis gelebt«, klärte ich die alte Frau auf. »Sie ist zurückgekehrt und kämpft an Myxins Seite gegen die Kräfte des Bösen. Wenn sie das Geheimnis dieser Insel gelüftet hat, bekommen wir Bescheid. Und Marita lebt noch. Der Schrei des Toten hat es bewiesen.«
»Da lebte sie noch. Ob es jetzt noch so ist, weiß ich nicht.«
Was sollte ich da noch sagen? Irgendwie konnte ich die alte Frau verstehen. Sie hatte erlebt, wie grausam die andere Seite zuschlagen konnte, und auf mein Kreuz allein konnten wir uns nicht verlassen. Es zerstörte zwar den Nebel, löste jedoch nicht die anderen Probleme.
Suko hatte sich an dem Gespräch nicht
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