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0256 - Der Höllen-Salamander

0256 - Der Höllen-Salamander

Titel: 0256 - Der Höllen-Salamander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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fletscht?
    Fenrir spielte seine Rolle. Es fiel ihm schwer. Aber so gern er sich angebiedert hätte, um sich das zottige Fell kraulen zu lassen – er durfte es nicht riskieren. Solange er Leonardos wilder Geselle war, mußte er sich ebenso gebärden wie sein »Herr«.
    Er knurrte hin und wieder Leute an, versuchte einmal einen Knochenmann ins Bein zu beißen und empfing einen wütenden Tritt. So weit ging die Geduld der Untoten also doch nicht.
    Fenrir erreichte einen Seitentrakt des Bauwerkes. Hier waren in dieser Etage früher Gästezimmer gewesen.
    Und da – standen zwei schwer bewaffnete Skelett-Wächter! Sie drehten die Köpfe, als Fenrir heran trottete, und ließen ihn nicht aus den Augen.
    Hier also wurde der Gefangene festgehalten! Es mußte Raffael Bois sein. Fenrir war sich dessen plötzlich sehr sicher. Der alte Mann mit seinen umfassenden Kenntnissen über das Château und alle technischen Einrichtungen und Veränderungen, die Zamorra hatte anfertigen lassen, war für Leonardo wertvoll.
    Fenrir zog die Lefzen hoch und grinste wölfisch. Hier also war er am Ziel.
    Da stampften Schritte.
    Der Wolf wandte den kantigen Schädel. Ein Sklave erschien, flankiert von zwei bewaffneten Skelett-Kriegern. Der Sklave balancierte ein breites Tablett mit trockenem Brot und einem Wasserkrug.
    Aha, dachte Fenrir. Der Gefangene bekommt seine Mahlzeit! Aber so spät in der Nacht?
    Nun, es mochte zu Leonardos Art der Gefangenenbehandlung gehören. Fenrir setzte sich auf die Hinterläufe und beobachtete. Er wollte durch die Tür spähen und feststellen, wie Raffael untergebracht war und in welcher Verfassung er sich befand.
    Die Krieger und der Sklave blieben vor der Tür stehen. Ein riesiger Schlüssel schob sich in ein vorsintflutliches Schloß.
    ***
    Zamorra rannte zwischen den Häusern hindurch. Er hoffte, daß ihm keiner der Skelett-Krieger in die Quere kam. Daß die Knöchernen nach ihm suchten, war ihm vollkommen klar. Leonardo de Montagne konnte nicht zulassen, daß sein großer Gegner ihm entwischte. Denn auch wenn Zamorra ihm im Moment nichts entgegenzusetzen hatte, mußte Leonardo damit rechnen, daß sich das in Zukunft änderte.
    Plötzlich hörte er Schritte hinter sich. Er wandte sich um. Aber zu seiner Erleichterung war es kein gepanzerter Knochenmann, den man nur ausschalten konnte, indem man ihn köpfte.
    »Nicole!« stieß er hervor. »Bist du verrückt geworden?«
    Sie wog das Schwert in der Hand, das sie vorhin beim Kampf einem niedergeschlagenen Skelett-Krieger aus der Hand genommen hatte. »Du weißt, daß wir gemeinsam überleben oder sterben«, sagte sie leise.
    Zamorra zuckte mit den Schultern. Er kannte Nicole. Es hatte keinen Zweck, ihr das Vorhaben auszureden. Mit seiner Anordnung vorhin hatte er sie aus dem Kampf heraushalten wollen. Aber sie ließ sich nicht. Und andererseits – Nicole verstand zu kämpfen. Sie konnte eine wertvolle Unterstützung sein, wenn man es so sah.
    Er nickte. »Gut. Pirschen wir uns an.«
    Sie hatten es nicht mehr weit. Der Höllen-Salamander stand in einer Seitenstraße, die er komplett ausfüllte. Der mächtige Kopf schwebte über den Hausdächern und pendelte hin und her. Der Schuppenschwanz fegte hin und her und zerschmetterte Schuppen, Anbauten und Vorgartenbäume. Menschen waren keine zu sehen. Sie hatten sich verkrochen, weil sie genau wußten, daß es gegen dieses riesige Ungeheuer keine Gegenwehr gab.
    Zamorra konnte sich vorstellen, was geschah.
    Vielleicht hatte längst jemand nach Paris angerufen und Militär angefordert. Aber wer würde ihm die Geschichte glauben? Von »draußen« war keine Hilfe zu erwarten.
    Das brennende Haus war nur noch eine Ruine. Aber der Höllen-Salamander wartete im Moment nur ab, lauerte. Er hatte ja Zeit, Er wußte genau, daß ihm niemand entkommen konnte.
    Zamorra schluckte, als er die Größe der Riesenechse sah. Dagegen war er eine Mücke gegen einen Elefanten. Wie sollte er das Untier besiegen? Sein Schwert, auch wenn es Zauberkraft besaß, war doch nicht viel mehr wert als ein Zahnstocher. Und wenn der Salamander einmal kräftig Feuer spie, dann war es um Zamorra und Nicole geschehen.
    So ähnlich, überlegte er, mußte sich Siegfried gefühlt haben, als er einst dem Drachen gegenüberstand.
    Plötzlich kam ihm eine Idee. Er sah das niederbrennende Haus.
    »Feuer«, murmelte er. »Feuer bekämpft man am besten mit – Feuer …«
    ***
    Fenrir registrierte jede Einzelheit. Er sah die Veränderungen. Früher gab es hier

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