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0256 - Der Höllen-Salamander

0256 - Der Höllen-Salamander

Titel: 0256 - Der Höllen-Salamander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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führt?«
    »Ausnahmen«, keuchte Teri erschöpft, »bestätigen die Regel.«
    Gustav nickte Zamorra zu. »Ich ahnte, daß Sie uns nicht im Stich lassen würden, Monsieur! Ist es soweit? Schlagen wir gegen Leonardo zu?«
    Zamorra sah den Hoffnungsschimmer in den im Mondlicht funkelnden Augen des jungen Mannes.
    »Ich fürchte, da muß ich Sie noch ein wenig enttäuschen«, sagte er. »Es geht noch nicht. Leonardo ist noch zu stark. Nach dem augenblicklichen Stand der Dinge komme ich nicht gegen ihn an. Sie haben ja gesehen, was beinahe passiert wäre. Danke …«
    Gustav winkte etwas ernüchtert ab.
    »Wir werden vorläufig erst mal gegen den da kämpfen«, fuhr Zamorra fort und deutete mit dem Schwert in die Richtung, wo das Feuer emporloderte und ein Haus niederbrannte. Im geisterhaften Flammenschein tauchte immer wieder ein riesiger Echsenschädel auf.
    »Sagen Sie nur ein Wort«, brummte Jules, »und das ganze Dorf stürmt mit Ihnen gemeinsam vor.«
    »Und stürmt in den Tod, Sie Heißsporn«, wies Zamorra ihn zurecht. »Gedulden Sie sich noch. Ich werde mit dem Vieh allein fertig, denke ich. Halten Sie mir nur den Rücken frei.«
    »Wie …«
    »Da draußen kommen sie«, sagte Zamorra. »Sie suchen nach uns. Ich spüre sie. Die überlebenden Skelette wollen reinen Tisch machen.« Er legte Jules die Hand auf die Schulter. »Versuchen Sie einen Fluchtwagen zu organisieren, ja? Es kann sein, daß wir mit einem Affenzahn verschwinden müssen.«
    »Was haben Sie vor, Monsieur?« fragte Jules.
    »Überleben«, erwiderte Zamorra knapp. Er nickte Teri und Nicole zu. »Ihr bleibt hier … und ich knöpfe mir den Drachen vor.«
    Er stürmte los, dem Chaos entgegen.
    Teri und Nicole sahen sich kurz an. Dann begann die Französin zu laufen. Sie folgte Zamorra in die Gefahr …
    ***
    Fenrir hütete sich, seine telepathischen Fähigkeiten im Innern des Châteaus einzusetzen. Zu leicht konnte Leonardo dabei »mithören«. Zwar war er nicht in der Lage, Fenrirs Bewußtsein unter der Maske zu erkennen, aber wenn der Wolf seine Abschirmung selbst durchbrach und »sendete«, war die Gefahr der Entdeckung dennoch gegeben.
    Auch wenn er nicht »sendete«, sondern »lauschte«.
    Dabei hätte er das gern getan.
    Es interessierte ihn, wieviele menschliche Sklaven sich Leonardo hielt. Der Wolf war sicher, daß er nur einen geringen Bruchteil der hypnotisierten Dienerschaft gesehen hatte. Leonardo brauchte einen großen Hofstaat. Zamorra hatte da wesentlich bescheidener gelebt; er hielt sich nur einen Diener, und der riß sich auch noch nach seinem Job und hatte schon mehrfach die angebotene Pensionierung abgelehnt, weil er keinen anderen Lebensinhalt besaß.
    Das war ihm vielleicht jetzt zum Verhängnis geworden.
    Und diesen Mann, sofern er noch lebte, suchte Fenrir jetzt. Raffael Bois, den guten Geist des Hauses, wie er manchmal genannt wurde.
    Fenrir strolchte durch das Château. Er suchte nach den Verliesen, wo er Raffael vermutete. Denn Raffael besaß eine höhere Widerstandskraft gegen magische Beeinflussungen als andere Leute, und deshalb würde Leonardo ihn kaum frei herumlaufen lassen. Er mußte ihn gefangengesetzt haben – wenn er ihn nicht von vornherein hinrichten ließ.
    Aber in den Kellerräumen suchte Fenrir vergebens nach einer verriegelten und bewachten Tür. Hier, wo einst vor Jahrhunderten das Burggefängnis war, standen alle Räume leer. Und in jenen weit verzweigten Gangsystemen, die selbst Zamorra niemals erforscht hatte, war auch niemand gegangen. Nicht nur, daß Fenrir es gewittert hätte – die Staubschicht lag hoch und war unversehrt.
    Keller und Kerker waren unbenutzt.
    Seltsam, überlegte der Wolf. Warum nahm Leonardo diesen Teil der Burg nicht wieder in Betrieb? Wollte er sich von der Vergangenheit lösen? Oder war Raffael wirklich tot, und Leonardo hielt überhaupt keine Gefangenen?
    Fenrir schnürte wieder nach oben. Hin und wieder lief er Skeletten über den Weg, die irgend welchen Tätigkeiten nachgingen oder einfach nur auf ihren nächsten Einsatz warteten. Sie hielten ihn nicht auf. Offenbar hatte es sich bereits herumgesprochen, daß sich Leonardo ein Haustier zugelegt hatte.
    Die menschlichen Sklaven reagierten mit unverhohlener Furcht. Nur ihr Willenszentrum war von Leonardo unterdrückt, die Empfindungen wie Haß und Furcht, Liebe und Verstehen waren nach wie vor klar. Und wer bleibt schon mutig, wenn ihm unversehens ein riesiger grauer Wolf über den Weg läuft und freundlich die Zähne

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