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0256 - Der Höllen-Salamander

0256 - Der Höllen-Salamander

Titel: 0256 - Der Höllen-Salamander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eine normale Tür mit einer elegant geschwungenen Messingklinke. Jetzt besaß dieses Gästezimmer eine Tür aus massiven Holzbohlen, mit einem schweren Eisenriegel und einem Vorhängeschloß. Umständlich sperrte der Skelett-Krieger auf und zog den Riegel zurück. Sein Begleiter hielt eine doppelschneidige Streitaxt zwischen den Knochenfingern. Einer der beiden Wächter hob ein römisches Kurzschwert zum Stoß, während der andere ein Auge oder besser die Augenöffnung des Schädels auf Fenrir richtete.
    Der Wolf begriff, daß er keine großen Chancen hatte, falls er versuchte, Raffael zu befreien.
    Die Tür wurde nach innen aufgestoßen.
    Der Raum dahinter war fast dunkel. Blakender Fackelschein riß die Konturen zweier Gestalten aus der Finsternis, als der Sklave das Tablett in den fensterlosen Raum trug. Die Fensteröffnung war zugemauert, erkannte der Wolf. Keine Fluchtchance nach draußen … Leonardo hatte die Gästezimmer also umgebaut!
    Da stutzte Fenrir.
    Was sah er? Zwei Gestalten?
    Betrunken war er noch nie gewesen und das Phänomen des Doppelt-Sehens ihm nur aus den Erfahrungsberichten der Menschen bekannt. Deshalb war er sich vollkommen sicher, daß er Raffael nicht doppelt sah.
    Da trat eine der beiden Gestalten so in den Fackelschein, daß Fenrir deutlicher sehen konnte. Und er sah einen dem Anschein nach nackten Frauenkörper.
    Zwei …
    Da kam der Sklave schon zurück. Krachend flog die Holztür zu, und der Riegel donnerte davor. Knirschend drehte sich der Schlüssel im Vorhängeschloß. Fenrir, der Neugierige, sprang auf und trollte sich. Er hatte hier erst einmal genug gesehen.
    Und das mußte er geistig verarbeiten.
    Zwei Frauen …
    Die Peters-Zwillinge! durchzuckte es ihn. Sie mußten es sein. Uschi und Monica Peters, die Gedankenleserinnen, die Leonardo in die Falle gingen! Zamorra gegenüber hatte Leonardo behauptet, sie seien tot. Aber offensichtlich lebten sie noch, waren nur Gefangene.
    Das war eine wichtige Beobachtung, fand Fenrir. Eine Beobachtung, die allein schon das Risiko seines Eindringens wert war. Leonardo hatte gelogen. Aber warum? Was hatte er mit den beiden Mädchen vor?
    Château Montagne war abgeschirmt. Kein Gedankenstrom ging von drinnen hinaus und keiner von außen hinein. Deshalb hatte Leonardo diese Tatsache geheimhalten können. Die Zwillinge konnten sich nicht melden und telepathisch um Hilfe rufen .
    Vielleicht wollte Leonardo sie für den Fall der Fälle als Geiseln bereit halten, als Überraschungsschlag. Oder er plante etwas anderes, Schlimmeres. Fenrir hielt ihn der schlimmsten Boshaftigkeiten für fähig. Niemand konnte genaues erahnen.
    Merlin muß es unbedingt erfahren, beschloß der Wolf. Und auch und vor allem Zamorra!
    Den Kerker Raffaels fand er in einem anderen Korridor.
    ***
    »Feuer?« fragte Nicole verständnislos. »Wie willst du das Biest mit Feuer bekämpfen!«
    Zamorra starrte den Höllen-Salamander unverwandt an. Er bot ein bizarres Bild, wie er da in der schmalen Seitengasse stand, ein Saurier aus der Urzeit, vom Flammenschein grotesk beleuchtet und mit dampfendem Maul. Er stand jetzt ruhig da, wartete ab. Witterte er die Nähe des Gegners und überlegte, was der Zwerg irgendwo vor ihm in der Dunkelheit wohl unternahm?
    »Benzin«, sagte Zamorra. »Wir brauchen Benzin. Jede Menge, und das sehr schnell. Ich weiß nicht, wie lange das Ungeheuer da noch stehenbleibt.«
    »Und dann?« fragte Nicole.
    »Das wirst du sehen.«
    Er huschte seitwärts in eines der Häuser. Es stand leer; die Türen waren offen. Die Menschen hatten es verlassen aus Angst vor dem so nahen Ungeheuer. Zamorra drang in die Garage ein. Hier standen neben einem altersschwachen Peugeot Benzinkanister, gehortet für den Fall einer neuerlichen staatlich verordneten Energie- »krise«. »Nicole! Hier!« rief Zamorra. »Schnapp dir so ein Ding! Und dann ziehen wir einen Benzinkreis rund um diesen Drachen!«
    Da endlich begriff Nicole. Sie schnappte sich direkt zwei der Kanister. Mit fast übermenschlicher Kraft lief sie damit los, ließ draußen den Verschluß des ersten aufspringen und begann das Benzin zu verschütten.
    Sie zog ihre Bahn auf der einen Seite, Zamorra auf der anderen. Unbeweglich stand die Riesenechse, als nehme sie die Schatten zwischen den Schatten gar nicht wahr.
    Es mußte alles sehr schnell gehen, ehe das Benzin verdunstete!
    Hinter dem Höllen-Salamander trafen sie beide wieder zusammen. Zamorra fischte sein Feuerzeug aus der Tasche, das er immer mit sich

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