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0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen

0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen

Titel: 0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen
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Coney Island wieder betraten, diesmal allerdings nicht durch die Tür, die in die Büroabteilung führte, sondern durch ein breites Tor, über das ein Schild hing mit der Aufschrift Warenausgabe.
    Wir gelangten in einen verhältnismäßig großen Raum, in dem es außer einem mit Papieren übersäten Stehpult eigentlich nichts anderes gab als Kartons und Kisten. Hinter einem solchen Stapel von Kartons, die Schokoladentafeln enthielten, kam ein Mann zum Vorschein, der eine spiegelblanke Glatze hatte und eine messerscharfe Hakennase. Er trug eine dunkelblaue Hose und ein rotes Baumwollhemd, über das sich gelbgestreifte Hosenträger spannten. Trotz der Kälte trug er kein Jackett und keine Mütze. Wir stellten uns vor, dann sagte ich: »Zunächst interessiert mich der Aufbau Ihres Betriebes hier. Erzählen Sie mal was davon!«
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen«, erwiderte Joey Oddman. »Ich habe von Gregory die Exklusiv-Lizenz, hier Süßigkeiten und allen möglichen Kleinkram verkaufen zu dürfen.«
    »Was kriegt Gregory dafür?«, erkundigte ich mich.
    »Eine monatliche Pacht und wöchentlich einen bestimmten Anteil vom Gewinn. Muss ich das genau angeben?«
    »Von mir aus nicht. Aber bleiben wir beim Thema. Sie haben also hier den Verkauf organisiert. Wie steht es nun mit den Verkauf ern selbst? Sind das Angestellte von Ihnen?«
    Oddmann schob die Unterlippe vor und schüttelte den Kopf.
    »Nee«, dehnte er im Slang der Küste. »Angestellte haben kein besonders großes Interesse daran, etwas zu verkaufen. Sie kriegen ja ihr Gehalt. Meine Verkäufer arbeiten einzig und allein auf Provisionsbasis. Wer auf Draht ist, kann allerhand Dollars machen an einem Tag, und wer faul ist, schneidet sich ins eigene Fleisch. So muss man das machen.«
    »Wie viel Mal kommen die Verkäufer im Durchschnitt täglich zu Ihnen?«
    »Das kann man überhaupt nicht sagen. Es hängt vom Betrieb draußen ab. Wenn viel Besucher da sind, wird viel umgesetzt. Kommen wenig können auch die besten Verkäufer nur einen kleinen Umsatz erzielen.«
    »Das ist klar. Trotzdem muss es einen annähernden Durchschnittswert geben. Wie oft, schätzen Sie, kommen die Verkäufer täglich zu Ihnen?«
    »Also selbst im dicksten Trubel kann niemand seine Sachen von der Karre öfter als achtmal am Tag umsetzen. Meistens hält es sich so in der Mitte. Drei- bis viermal würde ich für den Durchschnitt halten.«
    »Und wenn die Verkäufer kommen, tun Sie es natürlich, weil sie von Ihnen neue Waren abholen wollen?«
    »Natürlich! Warum sollten sie sonst ihre Zeit bei mir verplempern.«
    Ich blickte nachdenklich. Unterdessen hatte Phil eine Erdnusstüte mit einem blauen Balkenaufdruck aus der Manteltasche gezogen und hielt sie Oddman mit der Frage hin: »Kennen Sie das?«
    Joey blickte auf die Tüte und hob sofort den Kopf wieder.
    »Sicher kenne ich das. Ist doch der Konzern, von dem wir alle Süßigkeiten außer dem Kaugummi beziehen.«
    »In diesen Tüten?«
    »Sicher doch! Glauben Sie vielleicht, unsere Verkäufer hätten so viel Zeit, dass sie jede einzelne Portion Erdnüsse erst selber abwiegen können?«
    Ich griff in meine Manteltasche und wollte ihm eine zweite Tüte zeigen, als mit einem lauten Krach die Tür aufflog und ein Mädchen mit blonden Zöpfen hereingestürmt kam. Es war Betty, und sie hatte einen Gesichtsausdruck, als wollte sie gegen einen wütenden Orang-Utan antreten. Breitbeinig stellte sie sich vor Oddman hin, stemmte die kleinen Fäuste in die Hüften und verkündete: »Die Stunde ist ’rum! Ich will mein Eis!«
    Joey sah auf die Uhr und schüttelte den Kopf.
    »Es ist noch nicht mal eine halbe Stunde vergangen, seit ich dir sagte, dass du eine volle Stunde warten solltest!«
    Betty ließ sich nicht beeindrucken.
    »Deine Uhr geht falsch«, sagte sie mit unbewegtem Gesicht. »Ich will mein Eis!«
    Oddman verdrehte die Augen.
    »Es ist dein Glück, dass ich Besuch habe und mich nicht mit dir herumstreiten kann«, seufzte er. »Also gut, ich hole dir dein Eis. Warte gefälligst hier! Entschuldigen Sie mich einen Augenblick, Gentlemen!«
    Joey Oddman ging zu einer großen Metalltür, die durch einen fast armdicken Hebel verschlossen und geöffnet wurde. Oddman zog den Hebel herab und die dicke Tür auf. Die Innenseite der Tür war mit Eis überzogen, und als sie geöffnet war, flog uns ein Schwall eiskalter Luft aus dem Raum dahinter entgegen. Jetzt entdeckte ich auch neben der Tür einen kleinen grauen Kasten an der Wand mit einem

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