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0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen

0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen

Titel: 0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen
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an, der nach vorn gesackt war, als ob er gar nicht zu diesem Körper gehörte. Direkt vor uns ragte das Pfeilergerüst der Achterbahn in den Himmel. Und aus diesem Gewirr von Stahlträgern und Streben musste der Schuss gekommen sein, den niemand im allgemeinen Lärm gehört hatte: der Schuss, der unserem Mann genau in die Mitte der Stirn gedrungen war und dort ein kleines, hässliches Loch hinterlassen hatte.
    ***
    Der Raum, der im Revier sonst als Aufenthaltsraum für die Streifenpolizisten diente, wenn sie sich mal zehn Minuten Pause gönnten, um einen Schluck Kaffee zu trinken und etwas zu essen, war von uns als Sitzungszimmer in Beschlag genommen worden.
    Captain Moore saß auf der Stirnseite des langen Tisches und paffte lustlos an einer dunklen Zigarre, die anscheinend keinen richtigen Zug hatte. Neben ihm saß Lieutenant Gailing und starrte geistesabwesend auf ein paar Kleinigkeiten, die vor ihm auf dem Tisch lagen: eine Armbanduhr, ein Päckchen Zigaretten, ein Taschentuch, ein Schlüsselbund mit sechs verschiedenen Schlüsseln, eine Nagelfeile in einem kleinen Lederetui, ein Päckchen Streichhölzer, ein Etui mit Kamm und Spiegel, eine Brieftasche, ein paar Münzen, ein Druckstift, eine automatische Pistole und ein Schnappmesser.
    »Also wie war das, Agent Cotton?«, brummte Gailing. »Sie sind im Gerüst der Achterbahn herumgeklettert und haben nach dem Schützen Ausschau gehalten?«
    »Ja. Während Phil den Toten hinter eine Bude zerrte, um ihn den Blicken der Leute zu entziehen, kletterte ich zwischen den Stahlträgern herum. Aber es war aussichtslos. Bis ich die Achterbahn erreicht hatte, konnte der Schütze schon verschwinden. Außerdem ist das Gerüst derart verwirrend, dass man fünfzig oder sechzig Mann benötigt hätte, um es planmäßig zu durchsuchen.«
    »Haben Sie auch nach der Geschosshülse gesucht?«
    »Ja, aber auch die habe ich nicht gefunden. Was nicht bedeuten muss, dass sie nicht doch noch zu finden sein könnte.«
    »Okay, ich werde drei oder vier Mann aus meiner Kommission hinschicken, damit sie noch einmal in Ruhe und sehr gründlich nach der Geschosshülse suchen. Das Ding ist wichtig. Es kann uns Aufschluss geben über die Art der verwendeten Waffe, obgleich meines Erachtens jetzt schon als sicher anzunehmen ist, dass es ein Schuss aus einem Gewehr war.«
    »Was geht denn aus seinen Sachen hervor?«, fragte Clifton.
    Gailing machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Der Mann hieß Jean Verlaine. Er stammt aus Frankreich. Seine Eltern sind eingewandert, als er noch ein Kind war. Wir haben ihn in der Kartei. Er ist drei- oder viermal vorbestraft, die letzten beiden Male wegen Beteiligung an Bandenverbrechen.«
    »Also kein unbeschriebenes Blatt«, murmelte Captain Moore.
    »Weiß Gott nicht«, stimmte Gailing zu. »Aber was hilft uns das? Wir wissen nicht, zu welcher Bande er jetzt gehörte, und das ist das Einzige, was uns wirklich interessieren kann. Natürlich besteht die Hoffnung, dass wir es in den nächsten Stunden herausfinden. Ich habe schon Anweisung gegeben, ein paar Spitzel zu befragen, aber ob dabei etwas herauskommt, wird sich erst zeigen müssen.«
    »Er war in einer Bande«, sagte ich überzeugt. »Das steht für mich fest. Rauschgifthandel ist immer eine organisierte Angelegenheit. Meistens sogar im großen Stil organisiert.«
    »Und außerdem gehörte er zu den drei Männern, die heute Nacht versucht haben, Mrs. Cummon umzubringen«, fügte Phil hinzu. »Jerry hat ihn an der Krawatte wiedererkannt.«
    Ruckartig flogen die Köpfe der anderen in meine Richtung.
    »Es stimmt«, gab ich zu. »Ich habe noch nie eine Krawatte mit so einem schreienden Grün gesehen. Noch nie in meinem Leben. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn ich dann diese unvergessliche Farbe innerhalb von knapp zwölf Stunden gleich zweimal bei verschiedenen Krawatten sehen sollte.«
    »Kaum anzunehmen«, nickte Gailing. »Ich habe die Krawatte auch gesehen. So etwas gibt’s nur einmal in New York, darauf möchte ich einen Eid leisten.«
    »Jemand muss beobachtet haben, dass Sie beide den Mann festnahmen«, murmelte Captain Moore. »Und dieser Jemand muss außerdem unglaublich schnell reagiert haben.«
    »Nicht nur das«, sagte ich. »Nicht nur schnell reagiert. Der Mann, der uns beobachtete, musste auch ein Gewehr irgendwo versteckt haben, wo er es schnell erreichen konnte. Er sagte sich folgerichtig, dass er vielleicht keine Chance haben würde, auch den zweiten zu erwischen, wenn er Phil oder

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