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0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen

0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen

Titel: 0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen
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wehtun musste.
    Phil wandte den Kopf herüber zu mir und sah mich aufmerksam an. Ich nickte langsam.
    Der Mann sah uns unsicher an.
    »Na, was ist?«, fragte er, »Wollen Sie was oder wollen Sie nichts? Dann lassen Sie mich vorbei.«
    »Nicht so hastig«, sagte ich ruhig und trat ganz dicht an seine Karre heran. Noch immer hatten wir beide die Hände in den Manteltaschen.
    »Geben Sie mir eine Tüte Erdnüsse«, sagte Phil an der anderen Ecke gedehnt.
    Der Verkäufer warf uns noch einen misstrauischen Blick zu, dann hielt er Phil eine Tüte hin.
    Phil schüttelte den Kopf.
    »Ich möchte eine Tüte, wo der Firmenname blau unterstrichen ist«, sagte er ohne besondere Betonung.
    Der Verkäufer geriet ins Schwitzen. Ich sah deutlich, wie sich auf seiner Stirn glänzende Schweißperlen abzeichneten. Dabei hatten wir eine Temperatur, die nahe dem Gefrierpunkt war.
    »Blau«, stotterte er. »Blau?«
    »Ja«, erwiderte Phil gelassen. »Sie haben schon richtig gehört.«
    »Aber diese Tüten haben doch einen roten Balken!«, behauptete der Mann.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Phil ruhig.
    »Hören Sie mal…«, schnaufte der Verkäufer. »Sie sind wohl…«
    »Da liegen doch die Tüten mit dem blauen Balken«, sagte ich, indem ich ihn unterbrach und in die vorderste linke Ecke seiner Karre zeigte.
    »Die? Ach so, die. Das tut mir leid. Diese Tüten darf ich nicht verkaufen. Ich habe es selber erst vor ein paar Minuten erfahren. Die Tüten sind falsch gefüllt worden. Sie enthalten nicht das richtige Gewicht. Irgendein Versehen in der Herstellerfirma. Wir müssen die Tüten zurückgeben. Sie werden sich doch nicht betrügen lassen wollen, nicht wahr. Das Gewicht…«
    »Halt die Luft an« sagte Phil grob, aber mit völlig ruhiger Stimme. »Wir werden uns noch sehr gründlich über diese blauen Tüten unterhalten. He, Wächter!«
    Phil rief einen der uniformierten Platzwächter heran, die ähnlich wie Streifenpolizisten durch die Budenstraßen patrouillierten, um nach dem Rechten zu sehen. Der Hilfscop kam herangeschlendert und sah uns fragend an, ohne ein Wort zu sagen.
    Phil zeigte dem Uniformierten seinen Dienstausweis.
    »Ich bin G-man«, sagte mein Freund dabei. »Dieser Mann hier ist festgenommen. Der Stapel Tüten hier ist beschlagnahmt. Sorgen'Sie dafür, dass die Karre nicht hier stehen bleibt!«
    Die letzten Wörter hatte Phil fast schreien müssen, denn gerade hatte die in der Nähe stehende Achterbahn ihren Betrieb aufgenommen. Aus unzähligen Lautsprechern dröhnte die Stimme des Anreißers über die Köpfe der Leute hinweg.
    »Sie sollten besser erst mit Mister Gregory sprechen«, schrie der Wächter Phil zu, »bevor Sie hier vom Platz weg einen seiner Leute verhaften!«
    »Mister Gregory wird von uns schon noch unterrichtet werden, darauf können Sie sich verlassen!«, rief ich dem Wächter zu, trat aber im selben Augenblick einen schnellen Schritt zur Seite und erwischte den Verkäufer gerade noch an der Schulter. »Wohin so hastig?«, fragte ich. »Es war doch abgemacht, dass wir zusammen gehen würden!«
    Ich hakte mich einfach auf seiner rechten Seite ein, während es Phil auf der linken tat. Wir kümmerten uns nicht mehr um den uniformierten Wächter. Nachdem sich Phil den Stapel der Tüten mit blauem Balken in die Manteltasche geschoben hatte, spazierten wir mit unserem Gefangenen in die Richtung, in der sich eins der Tore befand. Um kein unnötiges Aufsehen zu erregen, markierten wir auch weiterhin die fröhlichen Vergnügungsparkbesucher. Wir prusteten ab und zu unsere Papierschlangen auf und einen entgegenkommenden lachenden Mädchen an die Nase oder einem grinsenden Mann an die Hutkrempe, aber wir ließen die beiden Arme unseres Mannes dabei nicht los.
    Der Betrieb war inzwischen ein bisschen stärker geworden, und man merkte es am deutlichsten an der Zunahme des erbarmungslosen Lärms, der die Luft erfüllte. Hunderte von Lautsprechern orgelten durcheinander, schrille Stimmen gellten durch die Luft, Geschrei, Gelächter, Fetzen von Gesang schwirrten verloren an unsere Ohren und man konnte sein eigenes Wort nicht mehr verstehen.
    »He, he«, rief Phil plötzlich, als sich der Mann in unseren Armen einfach einhängte, als ob wir ihn tragen sollten.
    Genau vor uns stieß eine ältere Frau plötzlich einen gellenden Schrei aus. Ihre weit aufgerissenen Augen starrten fassungslos auf den Mann, der in unseren Armen hing wie eine leblose Puppe.
    Ich beugte mich vor und hob mit der freien Hand seinen Kopf

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