0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen
Auch ich nehme jetzt an, dass der Umtausch der harmlosen Tüten gegen solche mit einer Morphiumampulle in der Packung irgendwo ausgeführt wurde, bevor die Lieferung den Vergnügungspark erreichte. In dem Fall müsste man aber eigentlich annehmen, dass der Fahrer dieser Waren transporte zu dem Rauschgiftring gehört oder mindestens von diesem Ring bestochen worden ist.«
»An diesen Mann habe ich noch gar nicht gedacht«, gab ich zu. »Aber Sie haben recht, Chef! Der Konzern wird einen Lastwagen zu den Vergnügungspark schicken, um dort Erdnüsse, Schokolade, Eiscreme und was weiß ich noch abzuliefem. Irgendwo unterwegs hält der Lastwagen kurz an. Die gewünschte Menge von Erdnusstüten wird ausgetauscht, und die Fahrt kann weitergehen. Der Fahrer muss von der Sache wissen. Es dürfte nicht schwierig sein, herauszubekommen, wie der Fahrer heißt. Im Konzern muss das zu ermitteln sein. Diesen Mann werden wir uns gleich morgen früh vornehmen. Von ihm könnte die Spur weiterführen zu den Leuten, die den Umtausch der Tüten vornehmen. Und von denen müsste es ebenfalls weitergehen zu ihren Auftraggebern. Okay, ich denke, wir machen für heute Schluss und freuen uns auf das Gesicht, das der Fahrer des Transportes morgen früh machen wird, wenn wir ihm auf den Kopf Zusagen, dass er wegen Rauschgiftschmuggels verhaftet ist. Das wird ihm einen gehörigen Schock versetzen, und wir brauchen jemand, der so erschrocken ist, dass er vorübergehend nicht klar denken kann, sondern munter drauflos plaudert. Haben Sie noch etwas für uns, Chef?«
Mister High schüttelte den Kopf und wünschte uns eine gute Nacht. Wir verabschiedeten uns und verließen das Distriktgebäude. Wie in vielen hundert Nächten vorher, brachte ich zuerst Phil nach Hause, dann steuerte ich den Jaguar in die Richtung, in der meine Behausung liegt.
***
Als ich noch etwa achtzig Yards von dem Haus entfernt war, in dem meine kleine Junggesellenwohnung liegt, fiel mir der Mann auf, der langsam an dem Haus entlangschlich.
Der Bursche trug einen dunklen Mantel, einen dunklen Hut, und er hatte die Hände in den Manteltaschen. Dass er den Mantelkragen hochgestellt hatte, war bei diesem Wetter kein Wunder, aber das er so betont langsam durch die Kälte ging, das war auffällig.
Ich verzichtete darauf, die Geschwindigkeit des Jaguars herabzusetzen, sondern fuhr im zügigen Tempo am Haus vorbei. Im Rückspiegel sah ich, dass der Mann in dem Augenblick kehrt machte, als ich an ihm vorbei war.
Ich bog in die nächste Querstraße ein. Es war schon spät, und bei diesem Wetter blieb in New York jeder zu Hause, der nicht unbedingt unterwegs sein musste. Außer meinem Jaguar war meilenweit kein anderer Wagen zu sehen. Ich konnte es also riskieren und setzte rückwärts aus der Nebenstraße wieder heraus in die Hauptstraße, aber diesmal mit dem Kühler in die Richtung, aus der ich gekommen war.
Mein Gefühl hatte mich nicht betrogen. Mitten im Scheinwerferlicht konnte ich gerade noch sehen, wie der Kerl vor meinem Haus irgendwas durch das Fenster in mein Wohnzimmer schmiss. Er selbst verschwand sofort in den toten Winkel zwischen Haus und Gehsteig. Und im gleichen Augenblick gab es in meinem Wohnzimmer auch schon eine Explosion, eine Stichflamme schoss aus dem zerstörten Fenster heraus, und im Licht der Straßenlaterne stoben glitzernde Scherben von Fensterglas durch die Luft.
Ich trat den Gashebel durch. Der Jaguar machte einen Satz nach vorn. Der Kerl an der Hauswand sprang auf die Füße und wollte davon. Aber da war ich schon neben ihm und sprang auf die Straße, als der Jaguar noch gar nicht richtig stand.
Mit zwei Sätzen war ich bei dem Burschen. Diese zwei Sprünge hatten mir aber genügt, um die Pistole aus dem Schulterhalfter zu reißen. Ich machte kurzen Prozess: Bevor er sich’s versah, hatte er den Lauf auf dem Hinterkopf und legte sich ohne einen Ton schlafen.
Ich zerrte ihn zum Jaguar, schob ihn hinein und schloss die Türen von außen ab.
Auf der Straße wurde Lärm laut. Ich sah mich flüchtig um. Fenster waren geöffnet worden. Neugierige riefen irgendwas. Ich hatte keine Zeit, ihnen eine Antwort zu geben. Ich hastete ins Haus und in meine Wohnung.
Die Flammen hechelten mir schon entgegen.
***
Zur gleichen Stunde gab es unten in Brooklyn eine Zusammenkunft von sieben Männern, für die sich das FBI hätte in höchstem Maße interessieren müssen. Wenn das FBI von ihnen zu der Zeit überhaupt schon etwas gewusst hätte.
Diese sieben
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