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0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen

0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen

Titel: 0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen
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gemütlichen Leben fortan vorbei sein würde.«
    Verständnisvoll nickte der Sergeant. Während wir zusammen in den Keller gingen, erzählte er mir von den Kümmernissen, denen ein Stadtpolizist in New York ab und zu ausgesetzt ist. Wir bedauerten uns gegenseitig und versicherten einander, dass der gewöhnliche Sterbliche keine blasse Ahnung davon hätte, was wir alles auszuhalten haben. Voller Sympathie füreinander verabschiedeten wir uns.
    Kaum saßen wir im Jaguar, da fragte mein Mann: »Sagen Sie mal, wer sind Sie eigentlich?«
    Ich steuerte den Wagen gelassen durch den Verkehr ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
    »Warum?«, fragte ich zurück.
    »Wieso?«, erwiderte er. »Man wird doch mal fragen dürfen, von wem man da durch die Gegend geschaukelt wird.«
    »Sicher«, sagte ich. »Ich heiße Cotton.«
    »Co-co-co«, stotterte er.
    »C, O, Doppel-T, O, N«, buchstabierte ich hilfsbereit. »Ich kann nichts dafür. Mein Vater hieß auch Cotton. Bei uns ist das erblich.«
    Eine Weile verhielt er sich schweigsam. Viel älter als sechs- oder siebenundzwanzig war er bestimmt nicht. Und da er keine Gelegenheit erhalten hatte, sich zu waschen und zu rasieren, sah er nicht besonders hübsch aus.
    »Wa-waren Sie ni-nicht zu Hause?«, nahm er nach einiger Zeit stotternd das Gespräch wieder auf.
    »Wann?«, fragte ich.
    »Na, als ich - ich meine - eben wie - eh -«
    »Haben Sie einen Sprachfehler, mein Bester?«, erkundigte ich mich mitfühlend. »In unserer Schule hieß es immer, wir sollten zusammenhängende Sätze sprechen. War Ihr Lehrer anderer Meinung?«
    Er hüstelte, nahm einen neuen Anlauf und fragte tapfer: »Waren Sie nicht zu Hause, als ich Ihnen die Bombe in die Bude warf?«
    »Denken Sie mal nach«, erwiderte ich ruhig, »ich war gerade mit dem Wagen an Ihnen vorbeigefahren, als Sie das Ding durch mein Fenster schmissen.«
    »So ein Pech!«, entfuhr es ihm.
    »So ein Glück«, sagte ich.
    Er widersprach nicht. Eine Weile brauchte er, um sich über seine nächsten Fragen klar zu werden. Dann legte er los: »Was wollen Sie jetzt mit mir machen?«
    »Ich?«, fragte ich möglichst dumm. »Wieso? Was soll ich mit ihnen machen? Gar nichts.«
    »Sie wollen mich laufen lassen?«
    Ich schwieg.
    »Sondern?«
    »Einsperren. Das habe ich mir so angewöhnt in den letzten Jahren. Alle Leute, die mit einem Messer auf andere Leute losgehen oder die mit einem Schießeisen gleich welcher Art nicht auf Scheiben, sondern auf Zeitgenossen schießen oder die Bomben werfen, Gift verteilen oder sonst irgendwie Unfug anstellen, die nehme ich fest und gehe mit ihnen vor ein Gericht. Meistens haben die Richter kein Verständnis für so was und verknacken die Burschen. Ich bin ziemlich sicher, dass man es mit Ihnen nicht anders machen wird.«
    »Aber ich selbst bin ja gar nicht auf die Idee mit der Bombe gekommen!«, rief er.
    »Das ist ärgerlich, wenn man zugeben muss, dass immer die anderen die besten Ideen haben«, sagte ich ungerührt.
    Er stutzte.
    »Wollen Sie denn nicht wissen, wer mir den Auftrag gab, das mit der Bombe zu machen?«
    »Nein.«
    »Das wollen Sie nicht wissen?«
    »Nein.«
    »Mann, sind Sie verrückt oder tun Sie bloß so? Es muss Sie doch interessieren…«
    »Nehmen Sie’s mir nicht übel«, bat ich, indem ich ihn unterbrach, »aber jeder, den wir festnehmen, erzählt immer, dass im Grunde andere Leute daran schuld wären. Wenn wir uns diese Märchen von jedem anhören wollten, hätten wir fünfzig Jahre bloß mit Zuhören zu tun.«
    »Mensch, Cotton, ich will Ihnen doch kein Märchen erzählen!«, rief er.
    »O ja«, sagte ich, »das hatte ich vergessen. Das sagt natürlich auch jeder!«
    »Aber ich meine es ehrlich!«, brüllte er verzweifelt.
    Ich bog in die Einfahrt zum Distriktgebäude ein.
    »Wenn Sie das Gegenteil sagen würden«, konstatierte ich gelassen, »würde ich Ihnen erst recht nicht zuhören. Ist doch klar.«
    »Mann, Sie machen mich verrückt!«, seufzte er.
    »Das würde mir aber ungeheuer leid tun«, versicherte ich.
    Ich stieg aus und gab ihm einen Wink. Gehorsam kletterte auch er aus dem Jaguar heraus. Dabei drängelte er: »Sie müssen mich aber anhören! Ich habe mich zu dieser verdammten Bombe überreden lassen, schön, das gebe ich zu! Aber ich will nicht allein dafür sitzen! Man soll gefälligst die Leute mit einsperren, die so was aushecken!«
    »Wissen Sie«, sagte ich achselzuckend, »die Leute, die sich so was aushecken, die finde ich nicht so schlimm. Die Idioten, die sich zu

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