0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen
bekam mühsam meinen rechten Arm hoch und klopfte den Gangster ab. Außer einem Totschläger hatte er keinerlei Waffen mehr bei sich.
Ich nahm die Handschellen und hakte sie ihm um die Handgelenke.
»Machen Sie, dass Sie nach da drüben zu den Mülltonnen kommen«, sagte ich, »Hier könnten noch ein paar Kugeln durch die Gegend fliegen.«
Er antwortete nicht. Seine Lippen lagen hart aufeinander. Wahrscheinlich hatte er starke Schmerzen in der Schulter. Ich überlegte eine Sekunde, ob ich mich nicht mit ihm in das Vorderhaus begeben sollte, um ihn erst einmal notdürftig zu verbinden, aber die Entscheidung wurde mir abgenommen.
Aus der Haustür kamen drei Männer herausgeprescht. Der vorderste taumelte, sich die tränenden Augen reibend, die paar Stufen herab und rutschte aus. Er fiel in den Schnee, der zweite stürzte über ihn hinweg.
Der dritte aber blieb auf der untersten Stufe stehen und zog seine Maschinenpistole langsam von links nach rechts herüber, ohne den Finger vom Abzug zu lassen.
Heiser ratternd zerhackte die Salve die Stille des Nachmittags.
Ich hatte mich flach in den Schnee geworfen, als ich den Kerl mit der Tommy Gun sah.
Als er anfing zu schießen, drückten drei Mann gleichzeitig ab: Snatford, Phil und ich. Dennoch konnten wir eines nicht verhindern: Urplötzlich stieß Ribbers ein gellendes, beinahe tierisches Brüllen aus. Mit den gefesselten Händen tastete er seinen Bauch ab.
Sein eigener, vom Tränengas vorübergehend erblindete Komplize hatte ihn mit der blindlings abgefeuerten Salve getroffen. Vier Kugeln hatten Ribbers getroffen.
Wir erwischten den Panikschützen von drei Seiten. Eine von unseren Kugeln traf ihn in den Hals und tötete ihn. Nur eine Obduktion hätte ermitteln können, ob der tödliche Schuss von Snatford, Phil oder von mir gekommen war. Diese Obduktion wurde auf Gerichtsbeschluss nicht vorgenommen, weil zweifelsfrei feststand, dass wir drei in äußerster Notwehr und in unmittelbarer Lebensgefahr geschossen hatten.
Der Tod dieses Mannes war gleichsam der Schlussstrich.
Als er vornüber in den Schnee stürzte, wurde uns die plötzlich tiefe Stille bewusst, die auf einmal herrschte.
Selbst Ribbers gab keinen Laut mehr von sich, obgleich sein Mund weit geöffnet war. Er starrte hinauf in den grauen Himmel, bevor auch er langsam in den Schnee fiel.
Die anderen beiden lagen reglos vor der kurzen Treppe, die zur Haustür hinaufführte.
Sie wagten sich nicht zu rühren weil sie Angst davor hatten, dass auch sie von einer Salve aus einer Maschinenpistole getroffen werden können.
Wir verpassten ihnen Handschellen. Noch immer blieb alles still. Vorsichtig durchsuchten Phil und Snatford die Männer nach Waffen, während ich sie mit meiner Pistole beobachtete.
Anschließend drangen Snatford und Phil ins Haus ein, in dem es nach wie vor still war.
Es gab nichts mehr zu tun. Mit Ribbers hatten die vier von den Gangstern versucht, durch die Vordertür zu entkommen. Fünf andere hatten den Weg nach hinten gewählt. Dabei war einer, der eine Maschinenpistole auf unsere Leute abgefeuert hatte, schwer verwundet worden, zwei andere hatten leichte Kratzer abbekommen, die letzten beiden waren unverletzt festgenommen worden.
Wir trieben sie im Hof zusammen. Ribbers lebte noch, hatte aber das Bewusstsein verloren.
Der Arzt war bereits unterwegs, nachdem er über eins der Sprechfunkgeräte aus unseren Wagen verständigt worden war. Bis zu seinem Eintreffen mussten wir noch warten.
»Ich glaube nicht, dass er durchkommt«, sagte Snatford leise nach einem Blick auf Ribbers. »Und wenn er durchkäme, würde man ihn hinrichten. Er hat einen Lastwagenfahrer kaltblütig erschossen - seine Chancen, nicht zum Tode verurteilt zu werden, stehen null gegen zehntausend.«
Ich nickte. Snatford hatte recht. Und Ribbers hatte das so gut gewusst wie wir. Sonst hätte er den Kampf aufgegeben, als er schon verwundet war.
Der Arzt kam zu spät. Er konnte nur noch den Tod feststellen. Die anderen sieben Mitglieder der Bande starrten erschrocken auf die beiden Leichen. Einer der Gangster brummte: »Verdammter Dreck! Hätte ich mich nur nicht auf die Geschichte eingelassen.«
»Da sind wir einer Meinung«, stimmte Phil zu.
»Sind Sie nicht ein G-man?«, fragte der Mann, während er von einem Fuß auf den anderen trat, um die Füße aufzuwärmen.
»Ja«, nickte Phil. »Warum?«
»Wieso hat sich denn das FBI um uns gekümmert? Wir haben doch aufgepasst, dass wir kein Bundesgesetz verletzen,
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