0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen
Nehmen Sie zum Beispiel einen Mann, der die Tickets für die Achterbahn verkauft. Mit ein bisschen Fingerfertigkeit kann er auch mit einem Ticket für eine Achterbahnfahrt ein paar Ampullen Morphium an den Mann bringen. Wie soll das dagegen jemand tun, der den ganzen Tag über nicht mit den Besuchern in Berührung kommt?«
»Das ist sehr logisch gedacht«, nickte Clifton. »Ich möchte mich völlig Ihrer Meinung anschließen, Agent Cotton. Ich finde, wir sollten diesen Plan aufgreifen und verwirklichen.«
»Unbedingt«, stimmte Captain Moore zu. »Es erscheint auch mir ziemlich Erfolg versprechend.«
»Manchmal kann man mit ihm ganz zufrieden sein«, scherzte Phil mit einer Kopfbewegung zu mir hin. »Alles, was er jetzt kann, hat er nämlich von mir gelernt. Sie müssen zugeben, Captain, dass sich die Produkte meiner Erziehung ganz schön gemausert haben.«
»Erstick bloß nicht«, sagte ich grinsend. »Und halte keine Vorträge über deine pädagogischen Fähigkeiten! Mir ist noch etwas eingefallen, was ich gern heute noch erledigen möchte, also erheb dich schon und sag schön brav ›auf Wiedersehen‹ zu dem Onkel!«
Wir vereinbarten mit Clifton und Harden, dass sie ihren dritten Kollegen im Revier erwarten würden und dann unverzüglich die Mordkommission aufsuchen sollten, um den letzten Stand der Ermittlungen zu erfahren. Um Punkt drei Uhr früh wollten wir fünf uns dann wieder im Revier treffen, um das Vorgehen für die nächsten Tage zu besprechen. Danach verließen Phil und ich das Revier. Als wir in meinem Jaguar saßen, fragte Phil brummig: »Wo willst du denn auf einmal hin, du Geheimniskrämer?«
»Zu der Frau von Ray Cummon«, sagte ich.
***
Unterwegs kamen mir doch noch Bedenken, die Frau aufzusuchen, die einen so schweren Verlust zu beklagen hatte, und die es obendrein erst seit einigen Stunden wissen konnte. Aber da hatten wir bereits den größten Teil des Weges zurückgelegt, und so beschloss ich, im Vorbeifahren einmal zu sehen, ob noch Licht brannte. Die Adresse von Cummon hatte ich mir im Revier geben lassen, als wir mit Captain Moore den allgemeinen Tagesablauf von Ray Cummon besprochen hatten.
Als wir vor der Hausnummer hielten, in der Mrs. Cummon wohnte, blickte ich ein wenig ratlos an der Fassade des sechsstöckigen Mietblocks nach oben. In drei verschiedenen Wohnungen brannte noch Licht. Aber war die Wohnung dabei, in der Mrs. Cummon lebte?
»Es ist verdammt spät«, gab Phil zu bedenken.
»Ich weiß«, brummte ich. »Trotzdem. Wenn kein Licht mehr brennt, werde ich nicht klingeln, das verspreche ich dir. Aber wenn noch Licht brennt, werde ich es versuchen. Es gibt einen Grund, warum wir uns beeilen sollten.«
»Und wie lautet dieser Grund?«, fragte Phil.
»Die Rauschgifthändler könnten sich jetzt umstellen, nachdem Cummon ihren auf die Spur gekommen war. Sie können entweder den Verteiler vom Vergnügungspark entfernen oder einen anderen damit beauftragen. Aber zu diesem Entschluss und zu seiner Verwirklichung werden sie eine gewisse Zeit brauchen. Nur wenn wir schneller sind als sie, haben wir Aussicht, das Rauschgift noch bei dem Mann anzutreffen, dem Cummon auf die Spur gekommen war. Sonst könnte die Organisation bereits ihre Gegenmaßnahmen eingeleitet haben, und wir stünden am Ende eines gerade erst aufgenommenen Fadens, der gekappt wurde und nirgendwohin mehr führt.«
»Verdammt«, brummte Phil, »darin könntest du recht haben. Also los! Versuchen wir unser Glück!«
Wir stiegen aus und schlugen die Türen zu. Rechts von der Haustür gab es ein schwach erleuchtetes Schild mit den Namen und den Klingeln der Hausbewohner. Ich suchte nach dem Namen Cummon und fand ihn auf der linken Seite der vierten Etage. Mit weit in den Nacken gelegten Kopf trat ich ein paar Schritte vom Haus zurück und blickte an der Fassade empor.
In der vierten Etage auf der linken Seite brannte Licht. Als ich hinauf sah, huschte sogar der Schatten einer sich im Zimmer bewegenden Person über die zugezogenen Vorhänge, aber es ging zu schnell, und es war zu undeutlich, als dass ich auch nur hätte erkennen können, ob es der Schatten eines Mannes oder einer Frau war.
Ich ging zurück zur Haustür. Phil sah mich fragend an.
»Ja«, nickte ich. »Es brennt Licht.«
»Na schön«, murmelte Phil und wandte sich der Tür zu. Er legte die Hand auf die Klinke und drückte. Die Tür ging mit einem leisen Quietschen auf. Wir traten in den dunklen Hausflur.
An einem leichten Scharren hörte
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