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0257 - Der Teufel mit dem Lorbeerkranz

0257 - Der Teufel mit dem Lorbeerkranz

Titel: 0257 - Der Teufel mit dem Lorbeerkranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Stimme des Nomenclators hinter dem Vorhang. »Er ist für niemanden zu sprechen. Man soll mit Missetätern wie üblich verfahren!«
    »Pech für dich!« bemerkte einer der Prätorianer, die Zamorra festhielten. »Wirklich Pech!«
    »Was soll das heißen?« fragte Professor Zamorra, während ihn die Soldaten mit den stumpfen Enden der Speere vorwärts stießen. Die anderen Männer, die von den Prätorianern auf dem Platz ergriffen worden waren, heulten wie die verdammten Seelen, ließen sich zu Boden fallen und wanden sich unter den Hieben der herabsausenden Peitschen.
    »Nein… nein…!« gellte ihr Angstgewimmer durch die Halle. Auf einen Befehl des Centurio rissen die Prätorianer die Unglücklichen empor und zerrten sie vorwärts.
    »Was soll das heißen?« fragte Zamorra noch einmal mit Nachdruck.
    »Maul halten!« knurrte der Prätorianer barsch und fügte bedeutungsvoll hinzu: »Futter hat zu schweigen!«
    Uber Zamorras Rücken kroch eine Gänsehaut. Er begann etwas zu ahnen. Und die anderen wußten sicher bereits, welches Schicksal für sie bereitet war.
    »Wohin bringt ihr uns?« fragte er die Männer die ihn vorwärts stießen.
    »Zum Amphitheater!« war die fast gelangweilte Antwort. »In wenigen Tagen beginnen die Spiele. Die Vivarien sind angefüllt mit wilden Tieren. Die lieben Kätzchen haben viel Hunger!«
    Im nächsten Augenblick warfen sich drei Prätorianer auf den Meister des Übersinnlichen, der einen verzweifelten Fluchtversuch machte.
    Ein zwischen die Beine geschobener Lanzenschaft vereitelte ihn. Schreiend ging Professor Zamorra zu Boden. Sofort waren die Männer über ihm. Ein roher Strick wurde um Zamorras Hals gelegt.
    Bevor er zur Besinnung kam, riß man ihn vorwärts.
    »Sie brüllen vor Hunger!« erklärte einer der Soldaten mit beißendem Spott. »Wie kann man nur so herzlos sein, und den armen Tieren das Futter nicht gönnen… !«
    Zähneknirschend ließ sich Zamorra zum Amphitheater des Taurus führen. Vielleicht gelang ihm ein letzter Versuch vor Ort. Er wollte seine Kräfte sparen und auf seine Chance warten.
    Rasselnd wurden die Gitter aufgezogen, die zu den Gängen führten, wo sich die Gruben mit den Raubtieren befanden. Professor Zamorra hörte das kehlige Fauchen der Tiger, das Keckem von Hyänen, das dumpfe Brummen der Bären und das donnerartige Gebrüll der Löwen.
    Er warf sich zurück, um das Ende so weit wie möglich hinauszuzögern. Häßliche Tierwärter erschienen und wiesen den Prätorianern den Weg.
    »Die Löwen erwarten euch!« kicherte einer von ihnen. Während Zamorra sich verzweifelt loszureißen versuchte sah er, daß seine Schicksalsgefährten getragen werden mußten. Je zwei Mann hatten einen von ihnen ergriffen und zerrten ihn vorwärts, während die Füße über den Boden schleiften. In ihren Augen flackerte irre Angst.
    Die unterirdischen Gänge unter dem Amphitheater des Taurus schienen kein Ende nehmen zu wollen. Hier waren die Käfige und die Gruben für die wilden Tiere, die Kerker für die Unglücklichen, die im Sande der Arena mit ihnen kämpfen mußten und die Gewölbe, in denen die Gladiatoren auf den Zeitpunkt des Kampfes warteten.
    Dann waren sie an der Löwengrube angekommen. Ein Grollen wie ein ausbrechender Vulkan drang an Zamorras Ohr. Ungeduldig winkte der Anführer der Tierwärter. Die Prätorianer zerrten die Unglücklichen voran. Zamorra sah, daß die gewissenlosen Männer des Amphitheaters den ersten der Männer zu Boden warfen, an Armen und Beinen ergriffen und über eine Balustrade schleuderten. Der irre Angstschrei zitterte durch das Gewölbe. Dann war nur noch das grollende Gebrüll der Löwen zu hören.
    »Schnell! Die anderen hinterher!« drängte der Aufseher. »Sonst streiten sich die Tiere um die Beute und bekämpfen sich selbst!«
    Mit Grauen sah Zamorra, wie man seine Schicksalsgefährten in schneller Reihenfolge hinab in die Löwengrube stürzte, wo ihre Schreie schnell erstarben. Dann riß man auch ihn vorwärts.
    Doch der Meister des Übersinnlichen war aus anderem Holz geschnitzt. Er war ein Kämpfer, trotzdem man ihm die Hände auf den Rücken gefesselt hatte, riß er sich los.
    Einige gutgezielte Fußtritte schafften ihm Luft. Das Karatetraining im Fitneßcenter von Château Montagne machte sich wieder einmal bezahlt.
    Verblüfft wichen die Tierwärter zurück. So hatten sie noch keinen Menschen kämpfen gesehen.
    Staunend sahen die Männer, wie Zamorra mit Schwung gegen die Halterung trat, in der eine Fackel steckte.

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