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0257 - Der Teufel mit dem Lorbeerkranz

0257 - Der Teufel mit dem Lorbeerkranz

Titel: 0257 - Der Teufel mit dem Lorbeerkranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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kann, hervorbeschwören soll. Ruft man Gewalten, die übermächtig werden, können sie sich leicht gegen den Beschwörer selbst wenden.
    Daher hatte Locusta immer nur kleine Versuche unternommen, die Kraft des Flammengürtels auszuloten und sich nutzbar zu machen. Die Beschwörung eines Höllengeschöpfes selbst von der Macht des Asmodis war für den Gürtel und seine Trägerin sehr einfach. Selbst Locusta schauderte, wenn sie daran dachte, wozu der Gürtel vielleicht in seiner Endkonsequenz Macht verlieh.
    Andererseits war es sehr verlockend, über diese Macht zu verfügen. Vielleicht half ihr der Stab dabei, die Kraft des Flammengürtels so zu nutzen, wie in den alten Tagen die Hexen von Boroque damit ihre Macht demonstrierten.
    Denn auch über den Stab hatte sie Aufzeichnungen in den Büchern der Sibylle gefunden. Er stammte aus einer Zeit, von der selbst im Kreise der Eingeweihten nur im Flüsterton gesprochen wurde. Die Wesen, die ihn einst schufen, schlummerten in der gespenstischen Leichenstadt Rhl-ye unter dem Wasser des Ozeans bis zu dem Tag, da es ihnen bestimmt ist, wieder zu erscheinen und die Herrschaft über diesen Planeten zu beanspruchen. Einst war auch ihr Bild auf der Spitze des Stabes zu sehen. In den Tagen, als man die Pyramiden Ägyptens in den Himmel türmte, wurde das Schreckensbild zum Kopf der katzenköpfigen Liebesgöttin Bastet umgestaltet.
    Locusta wußte, daß Glarelion, der Hochkönig der Elben, vor diesem Stab zurückgeschauert war und daß selbst der fürchterliche Amun-Re es nicht wagte, sich den Stab dienstbar zu machen.
    Oft versuchte man, den Stab zu vergraben oder in die Tiefe der Weltmeere zu versenken, um seine Macht zu zerstören. Doch die Flutwellen spülten ihn stets wieder an Land. Erdbeben trieben das Vermächtnis der Namenlosen Alten wieder an die Oberfläche.
    Überlieferungen sagten, daß er einst das Machtsymbol der Priesterkönige von Ägypten war. Locusta hatte davon gehört, daß ihn das Volk der Juden bei der Flucht vor dem Frondienst der Pharaonen mit sich führte und ihr Führer Moses sich seiner Macht zu bedienen wußte. David soll ihn getragen haben, als er den gewaltigen Goliath besiegte. Die Kraft des Samson soll durch ihn ins Unermeßliche gestiegen sein. Gerüchte wollten wissen, daß durch die Macht dieses Stabes Salomon, der weise König, die Heere der Dämonen in eine Flasche sperrte und den Stab dann von treuen Gefolgsleuten in das Innere des Dunklen Kontinents tragen ließ. In unwegsamen Dschungeln errichtete man eine kleine Pyramide, wo man nach dem Befehl des Salomon den Stab für alle Zeiten dem Zugriff der Sterblichen entziehen wollte.
    Locusta zweifelte keinen Moment daran, daß dieser Stab echt war. Wie er zu ihr nach Rom gekommen war, interessierte sie nicht. Irgend ein Narr war dumm genug, diesen Gegenstand von unschätzbarem Wert zu verkaufen. Vielleicht einer von den Männern, die auf Befehl des Kaisers den Lauf des Nil hinabgezogen waren, um an seinen Quellen das sagenhafte Goldreich zu entdecken.
    Die Hexe vom Aventin wußte, daß sie viel Zeit brauchte, um die Macht des Stabes zu ergründen. Sie mußte die geheimen Abschriften der Sibyllinischen Bücher noch einmal genau studieren -auch wenn Jahre darüber ins Land gehen würden.
    Doch dann konnte sie mit dem Stab der Macht und dem Flammengürtel den Thron der Cäsaren ins Wanken bringen…
    ***
    »Hier, Germane! Damit dir die Zeit bis zu deinem Tode nicht zu langweilig wird!« hörte Michael Ullich die Stimme des Wärters. Knarrend wurde die Tür geöffnet. Der Fackelschein blendete für einen Moment die Augen. Dann wurde jemand in seine enge Zelle gestoßen. Beim Zusammenprall spürte Ullich, daß er ein Mädchen war.
    Und an den in deutscher Sprache gerufenen Verwünschungen erkannte er auch, wer das war.
    »Hallo, Tina!« bemerkte er mit einem Anflug von Spott. »Caligula wâr wohl nicht der richtige Liebhaber!«
    »Hoffentlich hat sie gelernt, mit einem Bogen umzugehen!« hörten sie die Worte des Wärters. »Der Kaiser hat beschlossen, die Spiele mit Jagdszenen zu beginnen. Dieses Mädchen soll, als Amazone verkleidet, mit Pfeil und Bogen auf die Löwenjagd gehen!«
    Der Schrei Tinas vermischte sich mit dem heftigen Zuklappen der Kerkertür.
    »Und ich habe noch nie einen Bogen in der Hand gehalten…!« jammerte Tina Berner.
    »Na, wenn ich dann mit meiner Arbeit fertig bin, werde ich dir etwas Unterricht geben!« erklärte Ullich leichthin. »Man hat mir nämlich schon gesagt, daß

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