0257a - Der Tod lud sie zum Whisky ein
Anzug und mit einem viereckigen Gesicht.«
Er malte die Umrisse des Gesichts in die Luft, um zu zeigen, was er meinte.
»Ein viereckiges Gesicht?«, fragte Phil.
»Ja, Sir, fast wie ein Quadrat. Und Bürstenhaarschnitt«, beeilte sich der Boy zu sagen.
»Um wie viel Uhr?«, fragte ich.
»Als ich zum Aufzug ging, um das Menü zu holen, Mister.«
»Das Menü für Miss Zakir?«, bohrte ich weiter.
Der Boy nickte. Dabei schluckte er den Kloß herunter, der in seiner Kehle steckte.
»Ging der Mann, oder kam er?«, war Phils nächste Frage.
»Er kam«, sagte der Boy. Seine Augen verfolgten die Arbeit der Mordkommission. Ich nahm den Boy mit auf den Flur. Dann bückte ich mich so, dass mein Kopf auf gleicher Höhe war wie sein Gesicht. Ich sagte leise: »Jetzt erinnere dich noch mal, wie sah der Mann aus?«
Der Boy hatte sich den Burschen recht genau eingeprägt.
Bei der Schilderung leuchtete in meinem Schädel zwar noch nicht der Name des Mörders auf. Aber ich war überzeugt, dass es nicht lange dauern würde, bis ich ihm die Hand auf die Schulter würde legen können.
Ich schickte den Jungen nach unten und ging noch einmal ins Appartement zurück. Ich verabschiedete mich von Lieutenant Baker, bat ihn, eine Durchschrift seiner weiteren Ermittlungen an das FBI zu schicken. Sobald die Obduktion vorgenommen sei, sollte er uns ebenfalls benachrichtigen.
***
»Wir sind also zwei Mal zu spät gekommen«, stellte Phil fest. »Einmal ist Miss Sunward verschwunden. Und Miss Zakir wurde ermordet. Was hast du jetzt vor?«
»Ich werde das zuständige Revier alarmieren und mich dann in aller Gemütsruhe in einen Sessel fallen lassen. Die Vernehmung überlasse ich den Detectives des zuständigen Reviers. Denn der Mörder ist mit seiner Beute garantiert über alle Berge. Aber wir müssen alle Gäste in diesem Hotel unter die Lupe nehmen.«
Ich erzählte Phil die Beobachtungen des Hotelboys.
In der Hotelhalle empfing uns der Direktor des Park Chambers.
»In meinem Hotel treibt sich ohne meine Genehmigung die Polizei herum. Die Gäste aus den Nachbarappartements von Miss Zakir haben sich schon beschwert«, tobte Mister Grisley.
»Sie hätten sich beschweren sollen, als der Bursche das Girl ermordete«, entgegnete ich gelassen, »im Übrigen freue ich mich, dass Sie heruntergekommen sind. Ich hatte schon vor langer Zeit um Ihre Anwesenheit gebeten. Der Portier scheint lange zu brauchen, um Ihnen die Vorfälle zu melden.«
Mister Grisley schnaufte und blieb stumm.
»Sie werden die Freundlichkeit besitzen, sämtliche Gäste Ihres Hauses hier in die Empfangshalle zu bitten«, sagte ich.
Mister Grisley verzog sein Gesicht, als hätte er ein Glas Essig getrunken.
»Mitten in der Nacht?«, krähte er.
»Es ist nicht mitten in der Nacht. Und außerdem können wir natürlich die Herrschaften auch auf den Zimmern verhören. Ich stelle es Ihnen anheim«, sagte ich gelassen.
Grisley war ein Mann mit spärlichen grauen Haaren, einen halben Kopf kleiner als ich. Dafür aber mit einem bildschönen Spitzbauch ausgestattet, auf dem eine schwere Uhrkette baumelte. Im Augenblick drohte ihm der Sauerstoff auszugehen. Mit seinem letzten Luftvorrat piepste er: »Mein Gott, Sie wollen mein Geschäft vollständig ruinieren. Erst der Mord an einer Künstlerin, dann dieses Theater. Ich mache das FBI für den Schaden haftbar.«
»An Ihrer Stelle würde ich mich an den Mörder halten. Der war schließlich der Urheber, Mister Grisley«, sagte Phil mit sanfter Stimme.
Wie von der Tarantel gestochen, zischte Grisley so schnell, wie es seine hundertzehn Kilo erlaubten, in die Rezeption. Hier stand das Telefon. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen und griff mit zitternden Händen zum Hörer.
»Das ist mein Untergang. Den Skandal überlebe ich nicht!«, murmelte er vor sich hin.
***
Vor mir auf dem Tisch lag eine Gästeliste. Wenn die Herrschaften mit sanften oder zornigen Mienen aus dem Lift kletterten, ging ich auf sie zu, stellte mich vor und erklärte ihnen den Sachverhalt. Anschließend strich ich die Namen in der Liste ab. Im Augenblick hatte sich fünfundachtzig Gäste im Hotel Park Chambers einquartiert. Davon befanden sich an diesem Abend neunundfünfzig im Haus.
Nach einer Viertelstunde waren zweiunddreißig erschienen. Um diese Zeit rückte Verstärkung vom Revier an. Es waren drei Detective-Sergeants und ein Detective-Lieutenant.
Die Gäste, die sich in die Empfangshalle gewagt hatten, hatten Verständnis für die Störung und
Weitere Kostenlose Bücher