0257a - Der Tod lud sie zum Whisky ein
machten keine Schwierigkeiten. Die Detectives begannen mit der Arbeit.
Phil und ich blieben als stille Beobachter. Mitten in der Arbeit wurden wir gestört. Hell läutete das Telefon in der Pförtnerloge. Der verängstigte Portier nahm den Hörer von der Gabel. Er blickte Hilfe suchend um sich, dann übergab er das Gespräch an Mister Grisley.
Der Direktor redete auf den Gesprächspartner ein. Endlich nach zwei Minuten bequemte er sich, mich ans Telefon zu bitten.
Ich ergriff den Hörer und drängte den Dicken außer Reichweite.
»Hier ist Cotton, FBI«, meldete ich mich.
»Hier ist der Polizeiposten aus Long Beach. Ich habe vor wenigen Sekunden das Revier in Lawrence angerufen. Hier ist Arbeit für die Mordkommission.«
»Um was handelt es sich?«
»Ein Girl liegt am Abhang der Park Street. Ich habe sie bei meiner Kontrollfahrt entdeckt und den Doc alarmiert. Der Arzt ist über die Mauer geklettert und hat sich durch das Gebüsch gekämpft. Das Girl ist tot, ermordet.«
»Nennen Sie mir genau die Stelle. Ich alarmiere die Mordkommission. Pahren Sie sofort wieder zum Tatort!«
Der Officer beschrieb mir eingehend die Straßenbiegung mit der niedrigen Begrenzungsmauer. Er versprach, in seinen Wagen zu steigen und zum Tatort zurückzufahren.
Ich ließ mir eine Verbindung zum Appartement 872 geben.
Lieutenant Baker war am Apparat. Ich informierte ihn schnell.
»Aber lassen Sie sich Zeit, Lieutenant«, sagte ich. »Wir fahren vor.«
Ich dachte an das Fernschreiben von Interpol. Zweifellos hingen beide Fälle zusammen.
»Wir wollen für einige Minuten frische Luft schöpfen«, sagte ich zum Lieutenant, klopfte Phil auf die Schulter und winkte mit dem Kopf.
Wir gingen hinaus.
»Und was ist jetzt los?«, fragte Phil. »Hast du den Mörder eventuell schon ermittelt?«
»Nein, aber dafür wurde soeben in der Nähe der Atlantic Beach Bridge eine zweite Frauenleiche gefunden.«
»Für einfache Morde ist die City Police zuständig«, sagte Phil.
»Stimmt, ich habe Lieutenant Baker auch schon informiert«, sagte ich zu meinem Freund und zog ihn zum Jaguar. Ich schwang mich hinter das Steuer und startete. Als ich anfuhr, hockte Phil neben mir.
Vom Park Chambers bis zur Atlantic Bridge war es nur ein Katzensprung. Wir jagten den Peninsula Boulevard entlang und bogen auf den Rockaway Parkway ein, der über die Brücke führt.
Zehn Minuten später bremste ich meinen Jaguar, denn wir hatten die beschriebene Stelle erreicht. Zehn Schritt vor uns parkte der Streifenwagen.
Der Officer kam mir mit schlaksigen Schritten entgegen. Er war baumlang, seine Haut besaß eine tiefbraune Tönung, wie man sie bei den Nachfahren von italienischen Einwanderern häufig entdeckt. Aus dem energischen Gesicht blickten zwei lebhafte dunkle Augen.
Der Officer hieß Tim Verrazo. Phil und ich stellten uns vor.
»Wo ist der Doc?«, fragte ich.
»Er ist nach Hause gefahren, nachdem er das Girl untersucht hat. Das arme Mädchen wurde erschossen.«
Ich warf einen Blick nach unten. Das Girl lag auf dem dichten Gestrüpp. Im Halbdunkel hob sich die Kleidung deutlich vom Untergrund ab. In dieser Nacht war Vollmond. Er war aber während der meisten Zeit durch Wolken verdeckt.
»Wir brauchen einige Stricke und eine Tragbahre, wenn wir sie nach oben ziehen wollen«, sagte ich. »Am besten fährt du, Phil, mit zum zuständigen Polizeirevier und veranlasst das Notwendige«, schlug ich vor.
Phil nickte und kletterte in den Wagen des Officers. Verrazo schaltete seine Scheinwerfer ein und ließ den Motor aufheulen. Dann fegte er los.
***
Ich sah dem Streifenwagen nach. Sekunden später kletterte ich hinter das Steuer meines Jaguars und löschte die Scheinwerfer. Mein Wagen stand dicht genug am Rand, sodass er kein Hindernis für die vorbeifahrenden Fahrzeuge darstellte.
Aus meinem Handschuhkasten angelte ich mir eine Zigarette und zündete sie mir an.
Nach zwei Minuten hatte ich keine Ruhe mehr.
Narrte mich meine überhitze Fantasie oder konnte ich mich noch auf meine Augen verlassen?
Die Leiche lag jetzt auf der Seite. Die linke Hand hing nach unten.
Ohne lange zu überlegen, flankte ich über die Mauer. Die ersten fünf Yards dahinter waren unbewachsener felsiger Boden. Auf Händen und Füßen rutschte ich abwärts. Hinter der kahlen Fläche zog sich eine Wand aus Gestrüpp hoch. Nur fünfundzwanzig Yards trennten mich noch von dem Girl. Mühsam arbeitete ich mich vorwärts.
Unten spülte der Atlantik gegen den Strand. Deutlich hörte
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