0258 - Die Mikro-Henker
wissenschaftlichen galaktischen Rassen über Bord werfen - oder die Theorie einer Parallelentwicklung durch eine gänzlich andere ersetzen."
„Sie haben recht", erwide rte der Haluter. „Eines von beiden ist falsch." Leiser setzte er hinzu: „Oder beides, wer weiß ?"
Für kurze Zeit bildete sich eine steile Falte über Rhodans Nasenwurzel. Dann hob der Großadministrator resignierend die Schultern.
Im nächsten Augenblick wurde seine Aufmerksamkeit wieder auf die kleineren Probleme gelenkt.
Oberst Cart Rudo meldete sich über Helmfunk und teilte mit, daß sich zwei fremde Flotteneinheiten aus verschiedenen Richtungen näherten.
„Runaway!" sagte Icho Tolot. Leutnant Hunha schaute den Haluter verständnislos an. Er beherrschte die englische Sprache nur leidlich und übersetzte Tolots Bemerkung deshalb mit der Aufforderung, auszureißen. Kein Wunder, daß er nichts begriff; der Haluter pflegte keiner Gefahr aus dem Wege zu gehen.
Perry Rhodan aber lachte verstehend.
„Runaway ist der Name eines allein im Raum treibenden Planetoiden, zwischen der Sonne Magnetizer und dem Atrun-System", erklärte er dem Marsianer. „Wir entdeckten ihn, als wir unseren Linearflug beendeten. Unser Erster Offizier gab ihm seinen Namen - und ich denke, er ist zutreffend.
Okay, Rudo!" antwortete er dem Kommandanten der CREST III. „Nehmen Sie die ASKAHA in Schlepp und fliegen Sie Runaway an. Die Positionsdaten sind registriert. Passen Sie aber auf, daß wir nicht eine halbe Flotte hinter uns herziehen!"
5.
Tagebuch Baar Lun: 25. März 2404 - Erdzeit.
Ich kann es immer noch kaum fassen, daß Aino und ich das Abenteuer lebend überstanden haben. Als ich vor einer Stunde zu mir kam, fühlte ich keine Schmerzen. Der terranische Arzt behauptete allerdings, ich hätte eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen.
Jetzt, nachdem die Betäubungsmittel allmählich in ihrer Wirkung nachlassen, spüre ich die Kopfschmerzen wellenartig kommen und gehen. Aino Uwanok, der neben mir in einem Bett der tefrodischen Bordklinik liegt, grinst nur. Er fühlt nichts! Als wir dem ersten Kampf zwischen der CREST und Maahkraumern zusahen, erzählte er mir einiges aus seinem Leben und von dem Geheimnis des Planeten Arctis.
Aino ist tatsächlich ein Terrageborener.
Ich wollte es anfangs nicht glauben, denn einige Leute sagen, nur Kolonialterraner oder Nichtmenschliche würden in den aktiven Dienst der USO aufgenommen. Ich weiß nicht, wer diese Gerüchte so hartnäckig ausstreut. Aino bewies mir jedenfalls das Gegenteil.
Er zeigte mir vorhin ein Buch aus seinem persönlichen Gepäck. Es trägt den Titel 'Der Geisteragent aus dem All' und ist der Tatsachenbericht über einen Anschlag auf das USO-Hauptquartier Quinto-Center.
Viele der damals beteiligten Personen waren auf Terra geboren, sogar der Stationskommandant, Admiral Hebrun Grant, war ein Erdmensch.
Außerdem zeigte mir Aino seine Identitätskarte. Danach wurde er auf der Insel Nunivak im Norden Alaskas geboren - und soviel weiß ich aus den Informationsfilmen der Bordbibliothek, daß Alaska ein irdisches Territorium ist.
Doch das nur nebenbei. Ich halte es nicht für so wichtig, welche Personalpolitik bei der United Stars Organisation Atlans getrieben wird. Vielleicht hat der Arkonidenadmiral tatsächlich eine Vorliebe für Kolonialterraner, was geht es mich an.
Wichtiger erscheint mir, daß wir einen Schweren Kreuzer der Tefroder erbeuten konnten. Bis auf einen achtzig Meter langen Schußkanal und den zerstörten Halbraumfeld-Konverter ist die ASKAHA unbeschädigt. Spezialkommandos sind fieberhaft dabei, diesen Schaden zu beheben.
Ab und zu wird das Dunkel auf den Bildschirmen des Krankenzimmers von farbigen Glutbällen und blendenden Energieblitzen erhellt.
Wir befinden uns auf dem Rückzug. Die CREST III schleppt uns mit einem starken Traktorstrahl hinter sich her. Wir werden nicht direkt verfolgt. Aber die Raumschlacht vor dem Atrun-System hat sich inzwischen so ausgedehnt, daß es schwierig geworden ist, nicht zufällig Maahks oder Tefrodern in die Quere zu kommen.
Soeben sind zwei tote Tefroder an unseren Betten vorübergefahren worden. Lordadmiral Atlan, der sich bei den begleitenden Ärzten befand, teilte mir kurz mit, daß die durch den Desintegratortreffer eines Maahkschiffes getöteten Männer obduziert werden sollen.
Ich bin gespannt auf das Obduktionsergebnis. Alles, was die Tefroder betrifft, ist anscheinend von einem Geheimnis umwittert."
*
Auf
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