0259 - Der Prophet des Teufels
den Pflanzen war ein kleines Schränkchen angebracht. Es war verschlossen und auf der Tür prangte ein weißer Totenkopf mit zwei gekreuzten Knochen.
In fieberhafter Eile zog ich den Bund mit den Dietrichen, den ich vorsichtshalber eingesteckt hatte, heraus und probierte. Es dauerte fünf Minuten und dann war das Schränkchen offen. Im Innern standen drei Flaschen. Drunter ein paar Büchsen, deren Aufschrift verriet, dass sie ein giftiges Pflanzenschutzmittel enthielten. Die Flaschen waren etikettiert, und so brauchte ich nicht lange zu suchen.
Die Flasche war noch zur Hälfte gefüllt. Ich zog den Korken heraus und sofort war die Luft vom Geruch des Giftes erfüllt. Das also war wohl die Quelle, aus der der Mörder oder die Mörderin von Alexander Rhodes den todbringenden Stoff geschöpft hatte.
Ich wickelte die Flasche vorsichtig in ein Tuch und steckte sie ein. Dann verschloss ich das Schränkchen von Neuem und hoffte, dass mein Diebstahl nicht so bald entdeckt würde.
***
Fünfzehn Minuten später hatte unser Erkennungsdienst sie bereits in den Händen. Abgesehen von den Spuren meiner eigenen Finger fand sich nichts, 48 und das gerade war der Beweis, dass mein Verdacht richtig war. Normalerweise hätte man darauf die Prints des Gärtners finden müssen. Dass sie nicht vorhanden waren, bewies, dass jemand die Flasche abgewischt hatte.
Ich ließ ein formelles Protokoll abfassen und dieses von Bill Cramer, von unserem Erkennungsdienst, von Tom Walter, Phil und mir selbst unterschreiben.
Ich gab unserem Labor eine Probe zur Untersuchung und setzte es mit tatkräftiger Unterstützung unseres Chefs durch, dass die Staatsanwaltschaft uns den bewussten Flakon für kurze Zeit leihweise überließ.
Schon eine halbe Stunde später bestätigte uns Buttler, vom chemischen Labor, das die beiden hoch konzentrierten Lösungen des Giftes sich in der Zusammensetzung glichen wie ein Ei dem anderen.
Jetzt war es an der Zeit, sich den Gärtner vorzunehmen. Zusammen mit Phil fuhr ich, die Flasche in einer Aktentasche, zurück zur 99. Straße.
Der Gärtner, ein junger, intelligent aussehender Mann, begrüßte uns mit Erstaunen, das sich in Entsetzen verwandelte, als er hörte, um was es ging.
»Das Gift, mit dem Mister Rhodes ermordet wurde, stammt einwandfrei aus dieser Flasche«, sagte ich. »Wer außer Ihnen besitzt einen Schlüssel zu dem Schränkchen?«
»Niemand. Es gab ursprünglich zwei Schlüssel, aber sicherheitshalber habe ich einen davon schon vor langer Zeit in die Mülltonne geworfen.«
»Dann muss eben jemand einen Dietrich benutzt habe, genau wie ich«, sagte ich. »Die Flasche hier müssen wir vorläufig als Beweisstück behalten. Wenn aber das andere Zeug, das Sie da verwahren, genauso gefährlich ist, würde ich Ihnen raten, ein Sicherheitsschloss anbringen zu lassen.«
»Das habe ich Miss Ardmore schon vor Monaten gesagt, aber sie lachte mich aus und meinte, außer mir komme ja kein Mensch in das Gewächshaus. Das sei nichts weiter als unnötige Geldausgabe. So sind eben die reichen Leute«, philosophierte er.
Eine halbe Stunde danach ging das zweite Protokoll an die Staatsanwaltschaft und zugleich empfahlen wir, zu ermitteln, ob sich im Haus Dietriche oder Nachschlüssel irgendwelcher Art befänden.
Bis zum Abend hörten wir nichts. Wir hatten es auch nicht mehr sonderlich eilig. Cynthia war frei und außer Gefahr, so hofften wir wenigstens. Zum ersten Mal seit einigen Tagen genossen wir unser Abendessen und um acht Uhr vierzig fuhren wir zum 128. Straße Ost, um uns das Paradies auf Erden aus der Nähe zu besehen.
***
Das Haus musste früher einmal einem sehr reichen Mann gehört haben. Es war einer der kleinen Paläste, wie man sie Ende des Jahrhunderts baute. Es lag in einem parkartigen Grundstück, und die einzige Nachbarschaft waren die Anlagen vor der Third Avenue Bridge. Rechts und links der Auffahrt waren zwei Lampen und über dem geöffneten Portal brannte eine Ampel. Eine Menge Wagen stand herum und ein steter Strom von Menschen flutete nach drinnen.
Wir sahen, dass zwei dunkel gekleidete Herren zur Rechten und Linken der Tür Posten bezogen hatten und beobachteten zuerst einmal von Weitem, ob die Eintretenden nicht etwa geprüft würden. Es geschah nichts dergleichen, und wir drängten uns zusammen mit einer Reihe von anderen Gläubigen oder Neugierigen hinein.
Die Halle war matt beleuchtet und leer, aber in dem dahinter liegenden Saal saßen die Menschen dicht an dicht auf den
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