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0259 - Der Prophet des Teufels

0259 - Der Prophet des Teufels

Titel: 0259 - Der Prophet des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Prophet des Teufels
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Bänken und standen an den Wänden entlang. Es gab eine Kanzel wie in jedem anderen Betsaal, eine Orgel und rechts und links der Kanzel standen zwei Tische mit je sechs Stühlen. Zur Rechten und zur Linken bemerkte ich in den Ecken je einen kastenähnlichen Aufbau, der mich an einen Beichtstuhl erinnerte. Als ich näherkam, sah ich, dass es wirklich etwas Derartiges sein musste. Der Unterschied war, dass der Beichtende nicht wie üblich vor dem Stuhl kniete und durch das Gitter sprach, sondern es befand sich darin eine schmale Tür, durch die man eintreten konnte. Gerade öffnete sich eine dieser Türen und ein junges hübsches Mädchen kam heraus. Ihre Wangen waren gerötet und in ihren Augen glaubte ich einen Glanz zu sehen, der mir unerklärlich war, jedenfalls befand sie sich auf einen Platz in der zweiten Reihe, der ihr augenscheinlich freigehalten worden war. Ein anderes, neben ihr sitzendes Mädchen sprach auf sie ein, aber sie schüttelte nur unwillig den Kopf und griff nach der Make up Dose in der Handtasche.
    Es verging noch kurze Zeit und dann marschierten zwölf würdige Gestalten im Gänsemarsch auf das Podium und gruppierten sich rechts und links der Kanzel an den beiden Tischen.
    Die Orgel setzte mit einem mächtigen Hallelujah ein, das Licht verlöschte und für Sekunden blieb es stockfinster.
    Dann strahlte ein Scheinwerfer auf und sein Licht erfasste einen großen, schwarz gekleideten Mann auf der Kanzel.
    Er sah nach allem anderen aus, als nach einem Sektenprediger. Sein Haar war dunkel und straff nach hinten gekämmt.
    Die Augen groß und zwingend, die Nase gerade und der Mund so schön geschwungen, dass ich ihn im Verdacht hatte, er gebrauchte Lippenstift. Kurzum, er war das, was man einen schönen Mann nennt.
    Mit segnender Gebärde erhob er beide Hände und seine sonore Stimme ertönte.
    »Ich grüße euch, meine lieben Gemeindemitglieder. Ich freue mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid, und ich freue mich darüber, eine Menge neuer Gesichter zu sehen.«
    Von leisen Tönen der Orgel begleitet, begann er mit seltsam singender Stimme zu predigen.
    Zuerst war es das Übliche und ich stellte bald fest, dass der Mann sich immer mehr in Ekstase redete.
    Von den Sünden gegen die er ganz im Allgemeinen wetterte, kam er auf die Höllenstrafen, die den verstockten Sünder erwarteten und die Buße, durch die er sich reinigen könne.
    Er vertrat dabei die merkwürdige Theorie, dass eine Schuld dadurch gesühnt werden könne, dass der Sünder sich erniedrigte und durch das Fegefeuer hindurch endlich ins Paradies gelange, das Paradies auf Erden.
    Es war eine verworrene Predigt, die der sonderbare Mann da vom Stapel ließ. Ich konnte mir keinen Vers darauf machen. Nur, dass seine Erregung sich auf die Zuhörer übertrug spürte ich. Es war unruhig geworden, ohne dass 50 jemand sprach. Der Mann schien einen geradezu hypnotischen Einfluss auf seine Zuhörer auszuüben. Verschiedene, vor allem Mädchen und-Frauen, hatten sich halb oder ganz von ihren Sitzen erhoben und starrten den Prediger verzückt an.
    Als der Prediger endlich, scheinbar tief ermattet, schwieg und nochmals segnend die Hände erhob, kam Bewegung in die Menge.
    Eine Anzahl der Zuhörer, und wieder waren es zum Großteil Mädchen und Frauen, drängten sich nach vorn, und als die erste niederkniete, folgte ihr der Rest.
    »Ich danke euch, meine Schwestern und Brüder, für euer Vertrauen«, sagte er mit ruhiger, sanfter Stimme, »und ich bin gerne bereit, einem jeden, der sich schuldig fühlt, zu helfen, und ihm den Weg zu zeigen, auf dem er in das Paradies gelangt. Aber ich warne euch«, er erhob die Stimme, »dieser Weg zum Paradies führt oft durch die tiefste Hölle, in der Teufel, Zauberer und Hexen regieren. Nur durch diese Hölle könnt ihr ins Paradies gelangen.«
    Der Scheinwerfer erlosch, nur ein Teil der Lampen im Saal flammte auf.
    Dort, wo sich die immer noch Knieenden befanden, blieb es dunkel, der Prediger hatte seinen Platz verlassen und war irgendwo im Hintergrund untergetaucht, aber seine zwölf Gefolgsleute verließen ihre Plätze an den Tischen und widmeten sich den ungefähr fünfzig Unentwegten.
    Sie gingen durch die Reihen und schienen salbungsvoll tröstende Worte zu sprechen, die wir jedoch nicht verstehen konnten.
    Dann war auch das zu Ende, und wir befanden uns unter den letzten, die den Saal verließen.
    »Nichts Besonderes«, meinte Phil, als wir endlich wieder in der kühlen Nachtluft standen. »Ich habe

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