0259 - Der Prophet des Teufels
ein. Die anderen beiden ließ ich nochmals abziehen und nach Los Angeles schicken. Ich hatte dafür eigentlich nur den Anhaltspunkt, dass der Mann kalifornischen Dialekt sprechen sollte und dass er, wenn er das wirklich war, die Teufelsnadeln in Los Angeles bestellt hatte. Das war allerdings weit hergeholt, denn wir hatten an dem bewussten Abend bei keinem der Besucher der Betstunde eine derartige Nadel gesehen.
Während ich noch über diese Nadel nachdachte, klingelte das Telefon. Es war Joyce West und ich muss sagen, ich freute mich, ihre sympathische Altstimme zu hören. Am Telefon klang sie noch sympathischer und ich hatte das Gefühl, sie schon öfters gehört zu haben.
»Haben Sie eigentlich vorgestern, nachdem Sie mich nach Hause gebracht hatten, etwas im Wagen gefunden? Ich muss an diesem Abend etwas verloren haben, eine Nadel, die ich vor längerer Zeit von einer ehemaligen Freundin erhielt und die mir sehr teuer ist.«
»Meinen Sie vielleicht die Teufelsnadel, Joyce? Die habe ich allerdings, und ich hatte mir schon vorgenommen, mich zu erkundigen, ob Sie vielleicht auch Mitglied des Vereins sind, der dieses Zeichen trägt.«
»Wie kommen Sie darauf? Ich weiß von keinem Verein. Ich weiß nur, dass June mir das Ding schenkte, weil ich sie so sehr darum bat. Ich finde dieses kleine Schmuckstück herrlich.«
»Die Nadel hab ich und Sie können diese auch zurückbekommen, aber dann müssen Sie mir sagen, wo ich Ihre Freundin June erreichen kann. Von dieser Nadel gibt es genau tausend Stück, und ich kann Ihnen sagen, es klebt Blut an diesen Nadeln.«
Sie schwieg für ein paar Sekunden' und ich glaubte ihren hastigen Atem zu hören.
»An meiner bestimmt nicht. Bitte, geben Sie sie mir wieder.«
»Sie bekommen sie wieder, Joyce, aber bitte, leihen Sie mir das Ding noch ein paar Tage.«
»Muss das unbedingt sein? Können Sie sie mir nicht heute schon geben?«
»Das geht nicht, Joyce. Ich rufe Sie im Salon an, wenn wir so weit sind. Vorläufig interessiert mich die Herkunft dieses Schmuckstückes noch zu sehr.«
»Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als mich der Gewalt zu beugen«, antwortete sie, und ich hatte das Gefühl, dass sie beleidigt sei.
Ich glaubte ihr die Story von der Freundin June, von der sie nicht sagen wollte oder konnte, wo sie sich befinde, absolut nicht.
Im Laufe des Tages liefen noch eine ganze Anzahl Berichte über Sekten und deren Versammlungslokale ein, aber es war nichts dabei, was darauf schließen ließ, dass dort etwas Besonderes vorgehe.
Um vier Uhr nachmittags meldete sich mein Kollege Walter Stein am Telefon.
»Ich habe gestern die Andacht dieses ulkigen Burschen in der 128. Straße besucht, und den Eindruck gewonnen, dass mehr dahintersteckt, als man auf den ersten Blick sieht. Darum habe ich das Haus nicht aus den Augen gelassen. Am Abend um halb elf, als ich es schon auf geben wollte, kamen eine Anzahl von Wagen, ungefähr zwölf oder fünfzehn Stück. Außerdem erschienen zwanzig Männer und Frauen in Taxis oder zu Fuß. Vier der Männer erkannte ich. Sie hatten bei der Betstunde auf depi Podium gesessen. Die Frauen waren, soweit ich das erkennen konnte, alle jung und hübsch. Jeder klopfte, anstatt zu klingeln, an der Haustür neben dem Betsaal. Ich spitzte die Ohren und merkte, dass es ein bestimmtes Klopfzeichen war. Daraufhin wurden sie eingelassen. Was im Innern vorging, weiß ich nicht. Die Läden im ersten Stock waren herabgelassen, aber ich hörte Klänge wie von einem Saxophon und das Klirren eines Schlagzeuges. Ich vernahm auch schrille Stimmen, die allerdings nur gedämpft zu vernehmen waren. Um ein Uhr war der Spuk vorüber und die Gäste zogen wieder ab.«
»Gibt es'keine andere Möglichkeit, hineinzukommen als durch die Haustür?«, fragte ich.
»Ich glaube schon. Ich denke, dass es auch einen Eingang zu dem Betsaal gibt, denn ich sah während dieser Zeit zwei Mal dass jemand hinein- oder herausgegangen war.«
Ich bedankte mich und nahm mir im Stillen vor, die Party des frommen Predigers ungebetenerweise zu besuchen.
Gerade hatte ich Phil von meiner Absicht unterrichtet und dieser erklärte, er werde selbstverständlich mitgehen, als Lieutenant Angel sich meldete.
»Ich habe eigentlich nie mehr mit Ihnen reden wollen, Mister Cotton«, sagte er. »Aber ich möchte Sie doch von etwas unterrichten, was sich ergeben hat. Ich habe gemeinsam mit D. A. Blunt Dolores Ardmore eingehend vernommen. Sie bleibt dabei, mit dem Mord nichts zu tun zu haben,
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