0259 - Der Prophet des Teufels
aber sie gibt zu, vom Fenster ihres Zimmers aus beobachtet zu haben, wie jemand den 58 bewussten Flakon in den Garten warf. Sie will diesen dann aufgehoben haben. Sie erkannte, als sie daran roch, sofort, was sich darin befand. Als dann Alexander Rhodes ermordet worden war und zwar, wie der Arzt fürchtete, mit Gift, will sie sofort sicher gewesen sein, nur Cynthia Dangon komme dafür in Betracht. Sie fürchtete aber, diese habe dafür gesorgt, dass man ihr nichts werde nacheisen können und darum stellte sie, wie sie angibt, das Fläschchen auf den Toilettentisch. Das war natürlich eine Schweinerei, wenn sie auch behauptet, sie habe uns damit nur auf die richtige Spur bringen wollen. Es hat sich eine weitere krasse Diskrepanz in ihren und den Aussagen von Cynthia Dangon ergeben. Die Dangon hat erklärt, dass die Ardmore ihre Großtante mit sich zur Betstunde schleppte und es darüber zu einer Entfremdung kam. Die Ardmore behauptet nun das Gegenteil. Sie sagt, es sei Cynthia Dangon gewesen, die Mrs. Rhodes veranlasste, sie zu einer Sekte zu begleiten und diese Besuche hätten denkbar ungünstigen Einfluss auf die alte Dame ausgeübt. Darüber sei es zwischen ihr und Cynthia mehrmals zu schweren Auseinandersetzungen gekommen. Sie habe vor ihrer Verhaftung nichts davon erwähnt, weil Mrs. Rhodes ihr das Wort abgenommen habe, darüber zu schweigen. Jetzt aber habe sie keinen Grund mehr, Rücksicht zu nehmen. Ich bin daraufhin sofort mit Mister Blunt zu Mrs. Rhodes gefahren, die alles abstritt und behauptete, sie sei überhaupt niemals bei einer Sektenandacht gewesen. Zuletzt erlitt sie einen Wutanfall und erklärte, es sei ihr gleichgültig, ob wir Dolores Ardmore auf den elektrischen Stuhl brächten oder nicht. Sie habe auch durchaus nichts dagegen, wenn wir Cynthia denselben Weg gehen ließen. Sie wolle mit beiden nichts mehr zu tun haben. Ehrlich gesagt, machte mir die Frau den Eindruck, als sei sie nicht mehr normal.«
»Und was schließen Sie daraus? Die Angaben der Ardmore können natürlich wahr sein, aber kein Gericht und keine Jury wird ihr das glauben. Auch ich bin der Meinung, dass es sich um Schutzbehauptungen handelt. Haben Sie etwas über den Tod der Köchin Rosie oder den Mord an dem Ehepaar Rice erfahren?«
»Die Tatsache, dass die Holly Selbstmord begangen hat, liegt meiner Ansicht nach klar auf der Hand, und warum das Ehepaar Rice ermordet wurde, wissen wir nicht. Es ist ein typischer Gangstermord und darum passt er nicht in das Familiendrama Rhodes.«
»Jedenfalls danke ich Ihnen, Mister Angel und würde mich freuen, wenn Sie mich auf dem Laufenden halten«, sagte ich, und er versprach das auch.
***
Es wurde Abend, ohne das auch nur das Geringste geschah. Um zehn Uhr fuhren wir in die 128. Straße, das heißt, wir ließen meinen Jaguar auf einem Parkplatz in der 125 zurück. Wir durften nicht auffallen.
Die Betstunde war zu Ende und die Türen zum Saal geschlossen. Glücklicherweise war die Straße schlecht beleuchtet, und während Phil aufpasste, probierte ich sämtliche Schlüssel und Nachschlüssel, die ich hatte auftreiben können. Es dauerte eine Viertelstunde bis ich die Tür endlich auf hatte.
Wir schlichen hinein und zogen die Tür hinter uns zu.
Im Betsaal war es dunkel. Im matten Licht einer abgeschirmten Taschenlampe gingen wir zwischen den Bankreihen hindurch bis zum Podium.
Wir fanden eine schmale Tür hinter einem Vorhang und diese war offen. Die Treppe dahinter war erleuchtet, und über diese Treppe pirschten wir uns hinauf. Vorläufig blieb alles still. Wir öffneten eine weitere Tür, die in einen kleinen Vorraum und von da in eine Küche führte. Jetzt konnten wir schon die von meinem Kollegen Stein beschriebene Musik hören.
Es kam ein schmaler Gang und noch eine Tür. Wir standen in einem großen und luxuriös eingerichteten Schlafzimmer.
Die Klänge der Musik waren jetzt deutlich zu vernehmen und auch das schrille Lachen, unterbrochen von kleinen, spitzen Schreien.
Wir fanden eine schwere Samtportiere, die vor einer Glastür hing. Durch diese Glastür konnten wir deutlich sehen, was in dem großen Raum vor sich ging.
Dieser Raum war von Lampen erleuchtet, die in bunten Schalen brannten und ihn in ein ungewisses Licht tauchten. In der Ecke saß eine Kapelle von drei Mann und gegenüber befand sich eine kleine, dicht belagert Bar. Es gab weder Tische noch Stühle. An den Wänden entlang waren Stapel von Kissen aufgeschichtet. Genau gegenüber von uns standen zwei
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