0259 - Messalinas Höllentrank
Feindes besser abwägen.
»Ich befehle dir, mich zu umarmen und mich zu lieben!« ließ Scaurus die Kaiserin in ihrer verführerischen Sprache reden und sorgte dafür, daß sich Messalinas Körper aufreizend auf dem Bett räkelte.
»Ich befehle es dir, bei dem Trank, der uns zusammengeführt hat. Du mußt gehorchen! Du kannst dich meinem Willen nicht entziehen! Es ist Asmodis, der dir dies durch mich befiehlt!«
»Nein!« Zamorras Stimme knallte wie ein trockener Peitschenschlag. Ein weiteres Wort wäre unnötig gewesen. Der Dämon im Innersten der Kaiserin hatte Farbe bekannt.
Während der Meister des Übersinnlichen zurücksprang, wirbelten seine Gedanken. Welche Chance hatte er gegen Messalina, die wie eine rasende Wildkatze auf ihn zukam?
Ihr war er an Kraft überlegen. Doch auch der Kraft, die der Dämon ihr verleihen konnte?
Die Hölle hat viele Gesichter. Nie wird es einem Sterblichen gelingen, die Untertanen Luzifers richtig einzuschätzen.
»Du suchst das Schwert und den Stab, Zamorra?« fragte Messalina. »Sie sind nicht hier. Du hast keine Chance, mich damit zu besiegen. Mich, Scaurus, den Asmodis seinen getreuen Knecht nennt!«
»Ich benötige die Waffen nicht!« rief Professor Zamorra. »Schon einmal habe ich dich besiegt, unreiner Geist, indem ich dich ausgetrieben habe. Dazu ist keine der magischen Waffen nötig!«
Messalinas hübsches Gesicht schien zu zerfließen. Das feingliedrige Frauengesicht wurde wie von einer Dämonenfratze überprojeziert. Scaurus zeigte dem Meister des Übersinnlichen seine wahre Identität.
»Ich habe deinen Namen schon mehrfach im Reich der Schwefelklüfte vernommen, denn dort herrscht ein anderer Zeitablauf!« grollte es aus seinem Mund. »Auch Asmodis warnte mich unlängst. Doch so klug und stark, wie man dich schildert, bist du nicht. Im Gegenteil. Leichtsinnig hast du dich mir ausgeliefert. Du kannst mich nicht besiegen!«
»Ich werde dich aus dem Körper des Menschen, den du mit deiner Anwesenheit bestrafst, vertreiben!« erklärte Professor Zamorra fest.
»So! Das versuche einmal. Das will ich sehen!« Die Fratze des Dämons sah ihn beinahe freundlich an.
Leicht irritiert begann Zamorra, die geheimen Worte zu sprechen, die einen Dämonen zwingen, aus dem Körper eines Menschen auszufahren. Doch während sonst der unreine Geist dafür sorgte, daß sich der Mensch nach Kräften zur Wehr setzte, geschah diesmal gar nichts.
Zamorra wurde das Gefühl nicht los, daß Scaurus sich über ihn lustig machte. Doch diese Worte - vor allem die Aufzählung der hohen Namen am Schluß des Höllenzwanges - trieben jeden Dämonen der falschen Hierarchie aus. Die alten Grimorien kündeten, daß sich selbst die Ministerpräsidenten des Kaisers LUZIFER diesem Zwang nicht entziehen konnten. Und wer war Scaurus im Verhältnis zu einer Höllenmacht wie Lucifuge Rofocale?
Oder hatte Zamorras Plan einen Haken?
Die Beschwörung trieb dem Höhepunkt entgegen. Normalerweise hätte sich der Dämon unter jedem der Sätze gewunden wie unter Fausthieben. Hier war keine Reaktion zu ersehen.
»… daß du sofort und auf der Stelle aus dem von dir geknechteten Menschen ausfahren mögest, befehle ich dir in den großmächtigen Namen des…!« rief Professor Zamorra, die Arme beschwörend erhoben. Danach folgte eine Serie von Namen, die auszusprechen oder auf irgendeine Art weiterzugeben in den Kreisen der Weisen bei Androhung höchster Strafen verboten ist. Bei der Nennung des letzten Namens jedoch begann der Dämon in Messalina brüllend zu lachen.
»Fahre aus! Fahre aus!« schrie Professor Zamorra wild.
Die Beschwörung, die stärkste Waffe, die er gegen den Dämons benutzen konnte, hatte versagt.
»Hättest du einige Seiten dieser Grimorien genauer studiert, wüßtest du den Grund meiner Heiterkeit!« vernahm der Parapsychologe die Stimme des Scaurus. »Wie du weißt, ändern Dämonen alle vierzig Jahre ihr Aussehen und ihren Namen, wenn es uns beliebt. Der Schwarzmagier, der dann ein Bündnis mit uns hat, muß uns aufs Neue beschwören und einen neuen Vertrag mit dem jeweiligen Dämon schließen. Nur große Herren wie Asmodis, Astaroth oder Lucifuge Rofocale verzichten darauf, sich hier andere Identitäten zu geben. Doch was bei uns der Brauch ist, das tut auch die Gegenseite. Die Namen, die du in diesem Ritual anrufst, sind gewiß sehr mächtig - aber die Träger der Namen ändern sie, sooft es geht, denn in ihrem Reich sind sie genau so untergeordnet wie im Reich der
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