0259 - Messalinas Höllentrank
verärgert zuhörenden Kaiserin. Scaurus hatte sich für einen Moment aus ihr zurückgezogen. Er stand gerade vor dem Thron des Asmodis, der zufrieden den Bericht seines Untergebenen anhörte. So war Professor Zamorra seinem großen Gegner auf völlig natürliche Art in die Gewalt geraten.
»Ich werde die fürchterlichsten Folterungen für ihn ersinnen, großmächtiger Gebieter!« dienerte Scaurus. »Jeden Sieg, den er gegen die Schwarze Familie errang, werde ich ihn gesondert abbüßen lassen!«
»Narr!« Das Wort des Asmodis ließ ihn verstummen.
»Er ist unser Feind, großmächtiger Gebieter!« versuchte Scaurus zu protestieren.
»Aber Claudius, der Kaiser, ist ein Feind der Folter!« erklärte Asmodis. »Dem Kaiser LUZIFER ist daran gelegen, daß das Ende unserer Feinde immer ganz natürlich aussehen muß. Möglichst wie ein Unfall. Oder, in unserem Falle, wie eine legale Hinrichtung!«
»Aber auch die Hexe Locusta, unsere Feindin, wird in den unterirdischen Gewölben gefoltert!« rief Scaurus erregt. »Ich habe mir das im Inneren der Messalina mit ansehen müssen. Das Weib lebt nicht mehr lange. Sie wird nie wieder laufen können…«
»Spare dir eventuelles Mitleid, Scaurus!« grollte Asmodis. »Sie hat alles gewagt. Sie wollte mit der Kraft des Gürtels mich, den Fürsten der Finsternis, zu ihrem Sklaven machen. Nun büßt sie für ihren Frevel. Und nach dem römischen Recht ist die Folter in ihrem Falle völlig legal. Das Gesetz des Julius Cäsar gegen die Giftmischerei gibt Messalina alle Rechte!«
»Ja, soll denn unser Erzfeind Zamorra etwa schnell sterben?« entrüstete sich Scaurus.
»Keineswegs!« erklärte Asmodis mit bösem Lächeln. »Laß dies nur Messalina, die Kaiserin, selbst entscheiden. Das Weib ist von Grund auf verderbt und benötigt eigentlich keinen Dämon in sich, um unsere Straße zu wandeln. Doch mit ihrer Hilfe werden wir endgültig die Macht an uns reißen. Und dann werden wir dafür sorgen, daß im ganzen römischen Imperium die Christen getötet werden. Um das zu bewerkstelligen, hat dich unser großer Vater in der Tiefe an das Krankenlager des Caligula gesandt. Irgendwann kommt die Stunde, wo wir zuschlagen können. Doch nun bleibe hier und beobachte mit mir, wie Messalina unserem Gegner Zamorra und seinen Freunden den Tod verkündet!«
Auf eine herrische Handbewegung des Asmodis verschwanden die schwefelgelben Nebel an einer Stelle der Höllengrotte und so etwas wie ein überdimensionaler Schacht wurde sichtbar. Die finstere Zauberei des Höllenfürsten ließ ein Fenster entstehen, durch das die beiden Dämonen in das Schlafgemach der Messalina blickten.
»Durch deinen Rang als Kaiserin bist du, o göttliche Augusta, die oberste der Vestalinnen!« sagte der Sklave zu Füßen Messalinas. »Vibidia trägt dir an, das Urteil über den Frevler zu sprechen!«
»Ich kenne ihn!« sinnierte Messalina. »Doch es ist lange her. Wie kommt es, daß du immer noch das gleiche Aussehen wie damals hast, Gladiator?« Der letzte Satz Messalinas klang wie das Knallen einer Peitsche.
»Die Liebe hält jung…« versuchte Carsten Möbius, auf Lateinisch eine Ausrede zu erfinden.
»So, so! Das muß mir ausgerechnet jemand sagen, der davon nicht die geringste Ahnung hat!« brauste Messalina auf. »Ja, das ist der Grund, warum ich mich an dich erinnere. Ha, ich hatte damals gehofft, einen echten Gladiatoren… einen Mann zu finden. Selbst der göttliche Claudius, mein erlauchter Gatte, besitzt in der Liebe mehr Temperament als du. Da du also dazu nicht zu gebrauchen bist… warum sollst du dann weiterleben? Dein Verbrechen berechtigt mich zu einer Strafe, die ich auch für diese beiden Männer vorgesehen habe!«
»Das sollst du am Kreuze bereuen…« murmelte Michael Ullich voller Ahnung. Und da kam es auch schon aus dem Mund der Messalina.
»Werft sie für diese Nacht in den Marmertinischen Kerker. Von dort ist noch niemand entkommen. Morgen früh bringt sie zum vatikanischen Hügel und kreuzigt sie dort, während wir hier das Fest zu Ehren des Bacchus vorbereiten. Ganz Rom soll an dieser Orgie teilhaben. Weintrunkene Gesänge sollen ihnen den Abschied vom Leben noch erschweren. Wenn du dich am Kreuze windest, dann denke an Messalina, blonder Jüngling, die dann in den Armen des Cajus Silius liegt und die Freuden der Liebe genießt!«
»Teufelin!« rief Professor Zamorra. »Wenn es der Kaiser erfährt!«
»Claudius ist alt. Und ich habe Männer, die mir durch die Macht des Trankes treu
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