0259 - Messalinas Höllentrank
Berner vor der Prätorianergarde des Kaisers fliehen und die mächtige Waffe gegen die Mächte des Bösen zurücklassen. Professor Zamorra hatte bisher noch nicht die Zeit gefunden, in diese Zeit zurückzureisen und nach dem Verbleib des Stabes zu fahnden.
»Du bist Locusta!« stellte der Meister des Übersinnlichen fest. »Locusta, die Gifthexe vom Aventin!« Gellendes Gelächter des Weibes zeigte an, daß er richtig vermutet hatte. Zamorra sprach die lateinische Sprache fließend, auch seine Freunde konnten sich recht gut damit verständigen. Und Sandra Jamis hatte sogar das Große Latinum im Gymnasium gemacht.
»Du kennst diesen Stab?« fragte die Hexe noch einmal mit ihrer grellen Stimme. Sie war in graue Gewänder gehüllt und unter einem kapuzenartigen Überwurf blickte ein Gesicht hervor, das nicht häßlich zu nennen war. Doch alle Abarten der Bösartigkeit spiegelten sich darin.
»Ja… ich… !« brachte Professor Zamorra hervor. »Er ist mein und…«
»Das genügt mir!« erklärte Locusta. »Die Macht des Stabes hat mir kurzfristig die Kraft gegeben, dich zu suchen und zu finden. Du mußt mir seine Geheimnisse erklären… in meiner eigenen Zeit. Ich muß dahin zurück. Doch du wirst mir folgen … !«
»Das könnte dir so passen, Weib!« fauchte der Meister des Übersinnlichen. »Her mit dem Stab…«
Professor Zamorra brach den Satz ab und sprang. Doch die Hexe reagierte sofort. Blitzschnell wechselte sie den Standort. Sandra Jamis schrie auf, als sie spürte, wie sie von den knochigen Händen gepackt wurde.
»Du wirst kommen!« rief sie triumphierend, während Professor Zamorra herumwirbelte. »Das Mädchen nehme ich zum Pfand. Sie stirbt, wenn du nicht kommst und mir das Geheimnis des Stabes verrätst. Sträube dich nicht, Mädchen… !« Dann war nur noch der Wirbel in der Luft, mit der die Hexe schon erschienen war.
Professor Zamorra sprang ins Leere. Die Hexe Locusta und Sandra Jamis waren in der Vergangenheit verschwunden. Zamorra stieß eine ellenlange Verwünschung aus.
»Werde ich dieses Mädchen je Wiedersehen?« fragte Stephan Möbius, nachdem er sich mit einem Cognak von dem Schrecken erholt hat.
Professor Zamorra nickte grimmig.
»Ich gehe mit der Kraft von Merlins Ring in die Vergangenheit und hole sie zurück!« versprach er. »Das Mädchen… und den Ju-Ju-Stab. Denn ohne ihn werde ich Château Montagne schwerlich zurückerobern können… !«
***
»Sie ist deine Feindin, Messalina! Du mußt sie kaltstellen!« erklärte der hagere Mann in der feuerroten Toga mit den scharfgeschnittenen Gesichtszügen. »Tue es, solange sie noch nicht mächtig genug ist!«
»Warum vernichtest du Locusta nicht selbst, Asmodis!« fragte die Kaiserin lauernd. Es war nicht das erste Mal, daß ihr der Fürst der Finsternis erschien. Denn Asmodis spielte ein besonders gewagtes Spiel, das ihn leicht die Existenz kosten konnte.
Locusta war im Besitz des Flammengürtels von Ehycalia che yina.
Mit diesem einstigen Machtsymbol der Hexen von Boroque gelang es der Locusta, sich Asmodis dienstbar zu machen. Doch da sie den Flammengürtel nur bis zu einem gewissen Grade beherrschte, bestand zwischen der Hexe und dem Höllenfürsten eine Patt-Situation. Direkt in ihre Dienste zwingen konnte die Hexe den Dämonenfürsten nicht - genau so wenig wie Asmodis sie für ihren Frevel in sein Höllenreich zerren konnte.
Doch nun besaß die Hexe ein Machtinstrument, das sie sorgsam studierte und das zusammen mit der Kraft des Flammengürtels das Gleichgewicht der Kräfte empfindlich stören konnte. Gelang es Locusta, die magischen Gewalten des Flammengürtels und des Ju-Ju-Stabes zu vereinigen, verfügte sie über die Macht, Asmodis zu vernichten.
Der Fürst der Finsternis hatte bemerkt, daß die Hexe sich von der Kraft des Stabes hatte in die Zukunft transportieren lassen, um den Herrn des Stabes ausfindig zu machen. Asmodis, für den Vergangenheit und Zukunft eins waren, ahnte, daß Zamorras abermaliges Auftauchen im Rom der Cäsaren ihm beträchtliche Schwierigkeiten bereiten konnte. Damals, zur Zeit das Caligula, war die Konfrontation mit den Höllenkräften nicht besonders stark gewesen. Zamorra hatte den Dämon, der Kaiser Caligulas Inneres besetzt hatte, ausgetrieben.
Doch der Dämon war nicht vernichtet. Er war nur ausgetrieben worden und hatte sofort einen neuen Gastkörper gefunden.
Messalina, die einstige Geliebte des Caligula und jetzige Kaiserin, hatte von Scaurus, dem Dämon in ihrem Inneren, nur
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