0259a - Der Tod im Poker-Club
»Dafür wird ihm Carnelan einen Rechtsanwalt stellen, der vor Gericht die Verteidigung übernimmt. Aber glaube ja nicht, daß Jablonka deswegen am Zuchthaus vorbeikommt. Was macht euch ein kleiner Aufenthalt im Zuchthaus schon aus, wenn in der Zeit die Bucks weiterrollen. Denn Carnelan zahlt. Und deshalb schweigen seine Unterbosse und Läufer. So denkt ihr. Aber das ist ein Irrtum!«
»Und was springt dabei für mich heraus, G-man?« fragte Wardman lauernd.
»Wir können dir nichts versprechen, Wardman. Das Urteil fällt das Gericht. Jedenfalls kann es deine Lage nicht verschlechtern, wenn du dich entschließt, auszupacken!«
Wardman zerquetschte den Zigarettenstummel im Aschenbecher und kniff die Augen zu einem winzigen Spalt zusammen.
»Okay, G-men, Ich packe aus. Ich kann euch sagen, wo Mr. C. steckt. Aber ich habe eine Bedingung, Ihr müßt mich mitnehmen.«
Carnelan hieß in der Unterwelt Mister C.
Ich wechselte mit Phil einen Blick.
»Okay, Wardman. Daran soll es nicht scheitern. Aber wenn du versuchen solltest, eine private Abrechnung mit Carnelan vorzunehmen und dir einbildest, wir leisteten dabei Hilfestellung, dann bist du schief gewickelt«, sagte ich.
Für Sekunden dachte Wardman nach.
»Ich werde euch unter folgenden Bedingungen in den Club bringen: ohne Handschellen«, knurrte der Gangster.
»Wo befindet sich Carnelan?« fragte ich.
»In einer Spielhölle.«
»So etwas ist in New York verboten«
»Eben deswegen ist Mr. C. da anzutreffen«, grinste der Gangster.
»Und wo befindet sich die Spielhölle?« bohrte ich weiter.
»Ich beschreibe dir den Weg, wenn wir im Wagen sitzen.«
»Okay. Ich bin einverstanden. Wie viele Gangster sind dort anzutreffen?« fragte ich.
»New Yorker Bürger eine ganze Menge. Viele Bürger in New York spielen Roulette, nur das FBI nicht«, lästerte Wardman.
»Ich sprach von Gangstern, die mit Pistolen spielen.«
»Ich weiß nicht, wie stark Mr. C. heute ist.«
»Wie sieht Carnelan aus?« fragte nun Phil.
»Ich werde ihn euch vorstellen. Soviel Geduld müßt ihr schon aufbringen, G-men. Also fahren wir los!«
Der Mann wurde plötzlich von einer Jagdleidenschaft gepackt, die mich überraschte. Er schien sein eigenes Verbrechen völlig vergessen zu haben.
Was bewog Wardman dazu, uns Carnelan ans Messer zu liefern? Bestand zwischen beiden eine persönliche Feindschaft?
Das sollte uns im Augenblick gleichgültig sein, wenn der Bursche uns nur in die Höhle des Löwen brachte! Ohne Wardman würden wir Carnelan nicht finden.
»Okay, Wardman. Du fährst mit uns zu dem verbotenen Lokal, stellst uns Mr. C. vor. Dann ist deine Mission beendet. Alles weitere überläßt du uns.«
»Well, G-men. Wann geht die Fahrt los?«
»Sofort«, antwortete ich.
Wardman sprang auf.
Der Wärter kam in den Raum und reckte die Handschellen vor, Ich winkte ab
»Wardman wird uns zu einer kleinen Ausfahrt begleiten. Solange kommen wir ohne die Dinger aus.«
Wir nahmen den Burschen in die Mitte und gingen in den Hof. Phil telefonierte von der Zentrale aus mit Mr. High. Unser Chef ließ uns eine Blankovollmacht für eine Haussuchung herunterbringen, die der Richter ausgestellt hatte, als Mr. High über die ersten Ergebnisse der Aktion berichtet hatte. Wir brauchten nur an Ort und Stelle die Adresse einzusetzen.
***
Gegen halb drei morgens gondelten wir los. Ich placierte Wardman auf den Beifahrersitz. Phil hockte sich in den Fond meines Jaguars.
Ich fuhr los.
»Fahr die Park-Avenue hoch«, knurrte Wardman.
Ich beschleunigte auch auf dieser Strecke mein Tempo nicht.
»Warum fährst du nicht schneller«, knurrte Wardman nervös. »In einer halben Stunde wird der Laden geschlossen.«
Trotzdem gondelte ich im 60-Meilen-Tempo weiter.
»Hier ist der Morris-Park. Wohin jetzt?« fragte Phil.
»Die 125 West bis zur St, Nicholas Avenue«, brummte Wardman.
»Okay.«
Ich grübelte die ganze Zeit darüber nach, warum der Bursche darauf bestand, frei und allein gewissermaßen die Höhle des Lewen zu betreten, Wollte er Carnelan warnen?
Solange ich auch grübelte, ich kam zu keinem Entschluß.
»Jetzt sind wir an der Nicholas Avenue. Wie geht es weiter?« sagte Phil laut.
»Fahr geradeaus«, sagte Wardman. Er wurde von Sekunde zu Sekunde ungeduldiger. Deutlich sah ich ihm an, daß er Angst hatte, zu spät zu kommen.
»Well, geradeaus. Und jetzt über die Kreuzung der 145.?« fragte ich.
»Fahr, G-man, sonst findest du einen leeren Stall vor und hältst mich für einen
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