026 - Das Mordpendel
Fahrer?«
»Er heißt Jim Osmonde, und er ist nicht verschwunden. Die Polizei verhörte ihn, doch er behauptete, er könnte sich an nichts mehr erinnern. Er hat eine Gedächtnislücke von mehr als zehn Stunden. Und er simuliert nicht. Er kann sich tatsächlich nicht erinnern. Scotland Yard hat sich an uns gewandt. Ich habe mir diesen Jim Osmonde selbst vorgenommen und den Eindruck gewonnen, daß er vielleicht nicht ganz richtig im Kopf ist. Er ist fahrig, nervös und verängstigt.«
»Und was erwarten Sie nun von mir? Soll ich vielleicht die sechs Touristen suchen?«
»Werden Sie nicht spöttisch. Es kam mir so vor, als sei Osmonde von einem Dämon besessen. Deshalb will ich, daß Sie sich dieses Falles annehmen.«
»Ich bezweifle sehr stark, daß Sie beurteilen können, ob ein Mensch von einem Dämon besessen ist«, brummte Hunter. »Aber der neue E. I. den Sie mir geschickt haben, der kann sich ja …«
»Das ist nichts für Mitton«, unterbrach ihn der O. I. »Coco Zamis und Marvin Cohen sollen sich diesen Jim Osmonde vornehmen. Hier haben Sie alle notwendigen Unterlagen.« Er öffnete seine Aktenmappe und zog einen Schnellhefter heraus, den er vor Hunter auf den Schreibtisch legte. »Und jetzt möchte ich gern diesen geheimnisvollen Drudenfuß sehen«, sagte er und stand auf.
Phillip saß mit Coco im Wohnzimmer. Der Hermaphrodit trug ein einfaches blusenartiges Hemd und lange, schwarze Hosen. Die Arme hatte er über der Brust gekreuzt und die Fingernägel in die Schultern gekrallt. Er atmete heftig.
»Die Glocken«, sagte Coco sanft. »Erzähl mir etwas über die Glocken, Phillip!«
»Jetzt läuten sie nicht«, flüsterte das Zwitterwesen. »Aber sie werden wieder läuten.«
»Wann, Phillip?«
»Sie läuten jetzt oft. Zu oft.«
Coco blieb geduldig. Sie wußte, daß es nur in den seltensten Fällen gelang, Phillip zu einer klaren Aussage zu bringen. Er wollte ihnen oft Hinweise geben, doch meist blieben sie so verworren, daß man sich kein Bild machen konnte.
»Wo sind die Glocken?« bohrte sie weiter.
Das Gesicht des Hermaphroditen bekam einen hilflosen, fast stupiden Ausdruck. »Nicht weit von hier entfernt …« Die Finger verkrallten sich stärker in seinen Schultern.
Coco hob den Kopf, als der O. I. und Dorian ins Zimmer traten.
»Was ist mit Phillip los?« fragte Sullivan. »Ist er krank?«
Coco schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Er spricht wieder einmal wirr und scheint vor etwas ganz entsetzlich Angst zu haben.«
»Wovor?«
»Vor den Glocken, die den Tod bringen«, erklärte der Dämonenkiller.
»Nie davon gehört.«
»Wir haben auch nie etwas davon gehört«, meinte Hunter und holte den Drudenfuß aus dem Tresor.
Phillip setzte sich kerzengerade auf und wimmerte leise. Seine Augen wurden groß. Er heftete seinen Blick auf den Drudenfuß und streckte beide Arme aus.
»Das ist also der geheimnisvolle Drudenfuß«, sagte der O. I.
Hunter nickte und stellte ihn auf den Tisch.
Der O. I. setzte sich und starrte die sonderbare Waffe an. »Sieht eigentlich recht harmlos aus. Sie sagten, daß er die Farbe, das Gewicht und die Größe ändern kann?« Er brummte nachdenklich. »Wir sollten ihn von einigen Spezialisten untersuchen lassen. Vielleicht bekommen sie etwas heraus.«
»Wir geben den Drudenfuß auf keinen Fall aus der Hand. Ich bin sicher, daß Phillip sein Geheimnis lösen wird. Er wird magisch von ihm angezogen. Sehen Sie selbst!«
Phillips Gesicht hatte einen verzückten Ausdruck angenommen. Vorsichtig streckte er die rechte Hand aus und hielt sie über den Drudenfuß. Sekundenlang geschah nichts. Dann wanderte eines der magischen Symbole höher, und die fünf Stäbe begannen zu wachsen.
»Das ist allerdings recht eindrucksvoll«, sagte der O. I.
Phillip berührte eines der Symbole mit dem Zeigefinger, zuckte zurück und wimmerte leise.
Plötzlich war ein lauter Knall zu hören. Eine kostbare chinesische Bodenvase, die in einer Ecke des Zimmers stand, zerbarst in tausend Stücke. Dann hörten sie einen lauten Schrei und einen dumpfen Laut, als wenn etwas Schweres auf den Boden schlug.
Hunter sprang auf und rannte in die Küche. Martha Pickford lag bewußtlos auf der Erde. Er kniete neben ihr nieder, wälzte sie auf den Rücken, hob sie hoch, trug sie ins Wohnzimmer und bettete sie auf die Couch.
Phillip starrte den Drudenfuß an. Sein Ausdruck änderte sich ständig; einmal sah er fast verklärt aus, Sekunden später spiegelte sich entsetzliche Angst in
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