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026 - Das Totenhaus der Lady Florence

026 - Das Totenhaus der Lady Florence

Titel: 026 - Das Totenhaus der Lady Florence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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mehr als dreißig verschiedene Lippenstifte und ähnliche
Kosmetikartikel deponiert waren.
    Iwan Kunaritschew beobachtete das Hippie-Mädchen dabei, wie sie die dunkle
Perücke vom Kopf nahm. Das seidige, blonde Haar war aufgesteckt.
    »Endlich vorbei«, murmelte Mady im Selbstgespräch vor sich hin.
    Iwan Kunaritschew trat hinter sie. Mady Stilons Augen wurden groß wie
Untertassen. Sie warf den Kopf herum. »Mister Kunaritschew?« fragte sie
erstaunt.
    »Sie sind ein erstaunliches Mädchen, Mady«, sagte Iwan leise, während er
sie nicht aus den Augen ließ. Er hatte nicht mehr damit gerechnet, ihr nochmal
zu begegnen. Zumindest nicht unter diesen Umständen.
    »Wie kommen Sie hierher?« fragte sie.
    »Einem Mordanschlag mit Mühe entgangen, auf der Flucht vor der Polizei fand
ich den Weg ins Las Flores . Der
Mensch muss auch mal entspannen.«
    »Mordanschlag? Auf Sie? Und dann Flucht vor der Polizei? Ich denke, Sie
haben selbst mit diesem Verein zu tun?«
    »Ich gehöre einer Gruppe an, die sich für das Recht einsetzt. In dieser
Hinsicht haben wir einiges gemein mit der herkömmlichen Garde. Aber in meinem
Fall ist es hinderlich, wenn sich die Polizei zu intensiv damit beschäftigt.
Eine einzige Frage, Mady: Was geht wirklich vor?«
    Sie sah ihn groß und ängstlich an. Mit Augen, wie man sie nicht beschreiben
konnte. Iwan Kunaritschew war Menschenkenner genug, um zu sagen, was jetzt in
Madys Herz vorging.
    »Ich weiß nicht, was vorgeht, Mister Kunaritschew. Ich weiß überhaupt
nicht, wovon Sie reden!« Es klang so ehrlich, so überzeugend, dass Iwan
aufatmete. »Erzählen Sie mir, weshalb Sie hier sind.«
    Das tat sie.
    Mady Stilon war vor zwei Jahren hier zum ersten Mal und dann für eine ganze
Zeitlang ständig aufgetreten. Hier hatte sie auch ihren Blumentick her. Vor
sechs Monaten hatte sie ihr Engagement in diesem Haus gelöst. Heute nun,
unmittelbar nach dem Weggehen der beiden Agenten aus ihrer Wohnung in Bristol,
erhielt sie einen Anruf. Eine Tänzerin, die seinerzeit ihren Blumentanz , einen Solopart, übernommen
hatte und auch für andere Auftritte notwendig war, lag plötzlich mit einer
schweren Grippe im Bett.
    »Da ich als einzige jede einzelne Nummer hier kenne, sprang ich ein. Ich
brauchte heute Mittag nur ein bisschen zu üben, und schon war ich wieder drin.
Außerdem ist auch nicht viel dabei zu können. Ein wenig hopsen, die Beinchen
schwingen, etwas zeigen – damit hat sich die Sache schon.« So schloss sie.
    »Sie waren nicht ein einziges Mal weg? Sie sind gleich nach Ihrem
Eintreffen in Plymouth hierhergefahren?«
    »Ja.« Sie zögerte nicht einen Moment lang.
    »Ich hoffe in Ihrem eigenen Interesse, dass es so ist«, flüsterte X-RAY-7.
    »Und ich hoffe, dass Sie die Vertretung hier nur für kurze Zeit machen. Sie
kannten Yorkshere. Sie haben ihn hier kennengelernt?«
    »Im Las Flores , ja. Ich trat
damals nur dreimal in der Woche auf. An diesen Tagen war er stets Gast.« Unten
im Haus wurde eine Tür geöffnet. Zwei Männerstimmen erklangen. Dann schwere
Schritte auf der Treppe.
    Iwan Kunaritschew lauschte. Die Schritte näherten sich der Tür.
    Nebenan wurde geklopft. Ein Mann erkundigte sich nach einem Fremden, auf
den Iwan Kunaritschews Beschreibung passte.
    Iwan und Mady sahen sich an. Das Mädchen begriff.
    Der Russe verschwand hinter dem Wandvorhang, drückte sich in die enge
Nische und hielt die Luft an. Es klopfte.
    »Ja? Einen Moment bitte!« Mady Stilon schlug das Negligé enger über ihrem
formvollendeten Körper zusammen und öffnete. Vor der Tür standen der Chef des
Hauses und ein Bobby.
    »Sind Sie allein, Miss?« fragte der Uniformierte.
    »Ja, natürlich. Warum fragen Sie?«
    »Wir suchen einen Mann. Er steht unter Mordverdacht. Ganz in der Nähe wurde
vor einer guten halben Stunde ein Mann in seiner Wohnung erschossen. Der
dringend der Tat Verdächtige wurde in der Nähe des Hauses gesehen. Wir suchen
die Gegend ab. Er muss sich ja irgendwo verstecken. Sie haben also niemanden
gesehen?«
    Iwan Kunaritschew verstand jedes Wort und schürzte die Lippen. Man brachte
die Story auf einen ziemlich einfachen Nenner.
    Der Uniformierte ließ sich von Mady überzeugen, nahm ihr aber das
Versprechen ab, die Augen offenzuhalten und Bescheid zu sagen, sobald ihr etwas
Verdächtiges auffiel. Es sei stark anzunehmen, dass der Flüchtige in einem Haus
dieser Art Unterschlupf suche.
    Damit ging er. Er leierte sein Sprüchlein überall im Haus ab, fragte jede
Tänzerin und auch die

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