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026 - Das Totenhaus der Lady Florence

026 - Das Totenhaus der Lady Florence

Titel: 026 - Das Totenhaus der Lady Florence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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sich von mir gleich einen Platz auf diesem Kirchhof hier
reservieren!«
    »Short!« Die Stimme des Pfarrers klang wie ein Aufschrei. Mit sanfter
Gewalt schob er den Totengräber auf die Seite und wollte verhindern, dass er
die beiden Damen in dem Auto weiter belästigte. Man sah ihm an, wie peinlich
ihm der Auftritt des Betrunkenen war. »Gehen Sie ins Haus, Short!« Er sprach
begütigend auf ihn ein. »Legen Sie sich schlafen! Sie müssen ausruhen.«
    »Nicht ausruhen, weg hier!« Short wurde böse. Er stieß den Pfarrer zurück.
Der Totengräber war nicht sehr groß, aber er verfügte über erstaunliche Kräfte.
Der Speichel lief ihm aus dem rechten Mundwinkel. Torkelnd kam er auf das
heruntergekurbelte Fenster zu, hinter dem Beatrice Burling saß – bleich und ein
wenig erschrocken.
    »Er weiß nichts, Miss.« Hiram Short lachte. Seine Augen glitzerten wie
kalte Edelsteine. »Er ist neu hier. Ich habe Dinge erlebt, Dinge ...«, er
winkte ab, als müsse jeder aufgrund seiner ausdrucksstarken Geste erkennen, um
welche Dinge es sich hier handelte, und dass es sinnlos war, überhaupt ein Wort
darüber zu verlieren. »Lassen Sie sich eines sagen: Fahren Sie so schnell wie
möglich wieder zurück! Was wollen Sie dort in dem alten Gemäuer? Der Tod wartet
auf Sie! Ich habe Hochwürden Gerwin Andrews gekannt, ich kannte Doc Brunk,
beide verkehrten in diesem Haus und beide mussten sterben, sterben, weil ...«
    »Jetzt ist's genug!« Die Worte aus dem Munde des Pfarrers klangen wie ein
Urteilsspruch. Sein hagerer Körper war plötzlich neben Hiram Short. Ehe der
Totengräber noch einen einzigen Laut über die Lippen brachte, handelte der
Geistliche. Seine knochige Rechte landete an Shorts Kinn. Ohne einen Laut zu
sagen, sackte der Getroffene zusammen. Der Pfarrer fing den Ohnmächtigen auf.
    »Ich war einmal – während des Priester-Seminars – in einer Boxgruppe.« Es
klang wie eine Entschuldigung. »Daher kannte ich diesen Trick noch. Es war das
einzige Mittel, ihn zum Schweigen zu bringen, nachdem vernünftige Worte es
nicht mehr schafften.« Seine Stimme klang fest und entschlossen. Er war einer
der fortschrittlichen Priester, die mit beiden Beinen in der modernen Welt
standen.
    »Es tut mir leid, dass es zu dieser unliebsamen Szene kam, meine Damen.«
Der Geistliche stand noch immer neben dem Triumph Vitesse, in seinen Armen
Hiram Short. »Er ist ein wenig verwirrt. Der Alkohol, Sie verstehen. Hinzu
kommt sein Beruf. Er wird täglich mit dem Tod konfrontiert, vielleicht ist das
mit ein Grund, weshalb er im Alkohol Vergessen sucht. Ich möchte Sie bitten, sich
aus dem dummen Geschwätz nichts zu machen. Es war das Gefasel eines
Betrunkenen. Das Dodgenkeem-Haus ist ein Haus wie jedes andere auch. Fahren Sie
die Straße hier rechts hoch! Nach etwa einem Kilometer zweigt sie nach links
ab. Von dort aus müssen Sie dann besonders vorsichtig sein. Die Wegverhältnisse
sind nicht die besten, soweit ich jedenfalls bisher von diesem Landstrich
unterrichtet bin.«
    Der Geistliche schleifte den Bewusstlosen zum Friedhofstor, nachdem er sich
von den beiden Mädchen verabschiedet hatte.
    Beatrice Burling fuhr los. Mehrere Minuten lang wechselten die beiden
Freundinnen kein Wort miteinander. Beatrice konzentrierte sich ganz auf den
düsteren, nebligen Weg, Miriam Brent überdachte das Geschehen der letzten
Minuten. Sie fühlte sich mit einem Mal nicht recht wohl in ihrer Haut.
    »Wie denkst du darüber, Beatrice?« fragte sie plötzlich.
    »Über das, was der Betrunkene geredet hat?«
    »Ja.«
    Beatrice winkte ab. »Das gleiche wie der Pfarrer, Miriam. Dummes Gerede.
Die Leute in den kleinen abgelegenen Orten in der Nähe der Moore sind oft recht
abergläubisch. Du kennst unser Volk noch nicht! Du hast London kennengelernt,
aber was weißt du von den Menschen auf dem Land, von den Menschen gerade hier
in Devon und Cornwall? Ich bin überzeugt davon, dass in der Chronik des
kleinsten Nestes irgendetwas steht über Moor- und Sumpfgeister, die hier
gespukt haben sollen, dass man sie sogar gesehen hat und dass man Verbrechen
mit ihnen in Verbindung brachte.«
    »Das alles gibt es, ich weiß. Aber trotzdem, Beatrice, die Worte des Mannes
klangen trotz allem überzeugend. Es war, als ob er uns etwas mitteilen wolle!«
    Beatrice Burling schüttelte den Kopf. Sie schien das Ganze schon wieder
vergessen zu haben. Sie kannte die Menschen in ihrem Land besser, und so vergaß
auch Miriam Brent wieder die bedrückende Episode, in der ein

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