026 - Das Totenhaus der Lady Florence
Animierdamen nach dem Besucher.
Die Bedienung, die Iwan Kunaritschew betreut hatte, erinnerte sich an ihn.
Aber sie sagte kein Wort, als sie erfuhr, dass Mady ausgesagt habe, bei ihr sei
kein Mann, auf den die Beschreibung passe.
Mady Stilon schloss die Tür hinter sich ab, und Iwan Kunaritschew verließ
sein Versteck!
»Vielen Dank«, murmelte er. »Normalerweise wäre dieses Verhalten falsch.
Man verbirgt keinen potentiellen Mörder und keinen Mordverdächtigen.«
Sie stand dicht vor ihm. Ihr hübsches Gesicht war ihm zugewandt, und der
Duft ihres Parfüms stieg unsichtbar von ihrer zarten Haut.
»Lassen wir doch dieses unangenehme Thema jetzt fallen, hm?« fragte sie
leise. »Ich habe eine Schwäche für starke Männer. Ich kann mir vorstellen, dass
Sie ein richtiger Schmusebär sind, wenn man Sie nur richtig behandelt.«
Und mit der Behandlung fing sie
an. Sie spannte unmerklich die Schultern, und das Etwas aus hauchdünnem Gewebe
rutschte von ihr herab. Sie konnte das gut. Als Stripperin hatte sie darin
Übung.
Iwan sah sie nackter als je zuvor.
●
Der schiefergraue Triumph Vitesse jagte wie ein dunkler Pfeil über die
feuchte Landstraße. Hinter dem Steuer saß Beatrice Burling, die Tochter des
bekannten Schriftstellers. Beatrice war nicht allein. An ihrer Seite befand
sich Miriam Brent, die Schwester des PSA-Agenten.
Miriams Augen strahlten, und um ihre Lippen lag ein verschmitztes Lächeln.
Sie konnte es selbst kaum glauben, dass sich ihr diese phantastische Möglichkeit
geboten hatte.
Beatrice Burling hatte die junge Schauspielerin in London kennengelernt.
Während der letzten Tage hatte man die beiden jungen Mädchen sehr oft zusammen
gesehen. Beatrice studierte in London Kunstgeschichte. Ganz plötzlich war es
ihr in den Sinn gekommen, ihrem Vater einen Besuch abzustatten, von dem sie
wusste, dass er eine Informationsreise durch die Moorgebiete von Cornwall,
Devon und Dartmoor machte und beabsichtigte, dort während der Zeit des
Schreibens ein abgelegenes Haus zu mieten.
Sie hatte die großen Immobilienfirmen angerufen und sich erkundigt. Ein
Freund ihres Vaters hatte ihr den Tipp gegeben, sich mit dem Makler Raunsley in
Plymouth in Verbindung zu setzen. Richard Burling hätte geäußert, sich an
diesen Mann zu wenden. Beatrice hatte mit der Sekretärin des Maklers sprechen
können. Sie erfuhr, dass ihr Vater inzwischen das Dodgenkeem-Haus gemietet
hatte. Dieses war zu erreichen, wenn man durch die Ortschaft Bideford fuhr.
Miriam Brent hatte diese Möglichkeit sofort beim Schopf gepackt. Larry würde
Augen machen, wenn sie so unvermutet aufkreuzte. Wie gut es war, dass sie noch
nach dem Hotel gefragt hatte, in dem er abzusteigen beabsichtige. Hotel Tenderley !
Die Scheinwerfer stachen wie bleiche Geisterfinger durch die dünnen Nebelschleier,
die über die feuchte Straße wehten.
Es war Abend. Miriam Brent warf einen Blick auf ihre Uhr. Gleich sechs.
Der Himmel war sehr finster. Kein Stern und kein Mond zeigte sich. Der
Nebel wurde immer dichter, je näher sie dem Moor kamen.
Kahl und dunkel waren die Stämme der Bäume und Büsche, nur gelegentlich
begegnete ihnen in dieser abgeschiedenen Gegend ein Auto. Dann endlich steuerte
Beatrice ihren Wagen nach Bideford hinein.
Die Lichter hinter den Fenstern wirkten schwach und verwaschen im Nebel,
die Menschen auf den Straßen wie verlorene, verzerrte Schemen.
Sie kamen durch enge, dunkle Gassen, in denen noch Gaslaternen standen, die
jedoch nicht mehr in Betrieb waren. Einmal hielt Beatrice an und erkundigte
sich bei einem Passanten nach dem Weg ins Hotel. Der Mann gab bereitwillig
Auskunft. Danach dauerte es keine fünf Minuten mehr, und der Triumph Vitesse
erreichte das Hotel.
Miriam Brent erkundigte sich an der Rezeption nach ihrem Bruder. Der
Portier sagte: »Mister Brent ist vor einer halben Stunde weggegangen.«
»Hat er hinterlassen, wann er zurück sein wird?«
»Nein, Miss. Darüber bin ich nicht unterrichtet.«
Miriam war ein bisschen enttäuscht. Aber sie ließ sich ihr Gefühl nicht
anmerken. Sie ging zu Beatrice zurück. »Er ist nicht da. So ist es, wenn man
seinen Bruder überraschen will. Es wird doch nur eine Enttäuschung daraus. Es
kann sein, dass er die ganze Nacht abwesend ist, es kann sein, dass er erst
morgen zurückkommt. Bei meinem Bruder ist das alles möglich. In seinem Beruf.
Jedenfalls ist kaum damit zu rechnen, dass er so bald in das Hotel zurückkehrt,
wenn er erst vor einer halben Stunde weggefahren
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