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026 - Das Totenhaus der Lady Florence

026 - Das Totenhaus der Lady Florence

Titel: 026 - Das Totenhaus der Lady Florence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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sie.
    »Ich werde mich in diesem botanischen Garten bestimmt pudelwohl fühlen«,
murmelte der Russe und ging auf den Vorhang zu, der das Lokal vom
Garderobenraum trennte.
    Der Geruch von Alkohol und Zigarettenrauch schlug ihm entgegen. Im ersten
Moment sah er gar nichts.
    Nur ein paar Lampen glühten. Und sie waren so gut abgeschirmt, dass man
sich erst nach den Lichtquellen hätte auf die Suche machen müssen.
    Er entdeckte die kleinen viereckigen Tische. Leise, swingende Musik
erfüllte den dämmrigen Raum.
    Vorn auf der Bühne wurde eine Stripteaseshow für Kenner geboten.
    Ein junges Mädchen lief über eine imitierte Wiese. Schon wie sie sich
bewegte, war eine Klasse für sich.
    Auf der Wiese hockten ein paar halbnackte Tänzerinnen. Wenn das Mädchen an
einer vorbeikam, tippte sie sie an, und diejenige erhob sich und drehte sich
mit schönen Bewegungen im Kreis. Die Stripperinnen trugen Fantasiekostüme, die
eindeutig Blumen darstellten.
    Irgendwie wurde Iwan Kunaritschew an Mady Stilon erinnert, und er musste
mehr an sie denken, als ihm lieb war. Er suchte einen Tisch in der Ecke. Freie
Plätze gab es kaum noch. Ein wohlduftendes weibliches Wesen kümmerte sich um
ihn, machte ihm den Platz zurecht, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und
fragte nach seinen Wünschen.
    Iwan Kunaritschew bestellte einen doppelstöckigen Whisky. Den konnte er
jetzt gut vertragen.
    Das Mädchen kam damit zurück, und Iwan musste sofort bezahlen. Das war hier
so üblich. »Soll ich Ihnen Gesellschaft leisten?« Die hochbeinige Bedienung
lächelte charmant. Ihre weißen Zähne blitzten in dem gut geschnittenen Gesicht.
Die warmen, schlanken Arme legten sich um den Hals des stiernackigen Russen.
    »Es ist nur ein Stuhl da«, wisperte der Russe.
    »Dann setze ich mich auf deinen Schoß, Kleiner«, lautete die Antwort. Das
machte sie wahr. Sie kraulte seinen Nacken, küsste ihn hin und wieder und gab
belanglose Erklärungen darüber ab, was sich vorn auf der Bühne abspielte.
    Die Show auf der Bühne wechselte. Die fünf gutgewachsenen Tänzerinnen
huschten davon, während das Licht langsam verlosch.
    Zwei Minuten später ging es schlagartig wieder an. Ein wilder Rhythmus
tönte aus den Lautsprechern.
    Auf der Bühne war nur eine Tänzerin. Das Licht spielte auf ihr, und ihre
Haut schimmerte wie Samt. Ihr schlanker Körper mit bunten, flimmernden
Blütenblättern bewegte sich mit einer Eleganz, welche die Blicke der anwesenden
Männer auf sich zog. Irgendetwas kam Iwan Kunaritschew bekannt an diesem Körper
vor, an den Bewegungen, an der Haltung des Kopfes.
    Als Miss Flora, wie man sie angekündigt hatte, für drei Sekunden still
stand und ihm das Profil genau zuwandte, hielt der Russe die Luft an.
    »Aber das ist doch Mady Stilon!« murmelte er überrascht.
    Das Leichtgewicht auf seinem Schoss wippte mit den Hüften. »Oha. Und ich
dachte, du wärst neu hier? Kennst du die Kleine?«
    »Flüchtig.«
    »Schon mal früher hier verkehrt, als sie noch regelmäßig tanzte?«
    »Ja«, sagte Iwan Kunaritschew, um weiteren Fragen auszuweichen. Die Frage,
die ihm auf dem Herzen lag, konnte nur Mady selbst beantworten.
    Schlagartig setzten seine Kombinationen ein. Was hatte Mady hier zu suchen?
Ihre Anwesenheit in Plymouth konnte man nun auch ganz anders auslegen. Zur Zeit
der Mordanschläge befand sie sich ganz in der Nähe des Tatortes. Und Mady war
die einzige, von der Iwan und Larry Brent bisher wussten, dass sie irgendeine
Rolle in dem Film spielte. Scheinbar war diese gar nicht so klein, wie sie
beide glaubten.
    »Wo ist ihre Garderobe?« fragte er das Mädchen auf seinem Schoss leise. Sie
erklärte es ihm und begleitete ihn sogar nach draußen.
    »Ich will sie überraschen«, sagte der Russe grinsend. »Sie wird Augen
machen, wenn sie mich sieht.«
    Er stieg über eine schmale Treppe in den ersten Stock hinauf.
    Die Tür zu Madys Zimmer war nicht abgeschlossen. Iwan ging hinein. Es roch
nach einem guten Parfüm.
    Unten im Saal tobte der Beifall. Die Musik begann noch mal kurz zu spielen
und brach dann ab. Wieder Beifall. Dann ging eine Tür auf. Schritte auf der
Treppe. Sie kamen nach oben. Die Tür zu Madys Zimmer wurde geöffnet.
    Iwan Kunaritschew stand neben dem Vorhang hinter der Fensternische.
    Eine schlanke Hand tastete beim Eintreten nach dem Lichtschalter. Eine
kleine Wandleuchte neben einem großen Spiegel flammte auf.
    Jemand seufzte.
    Mady nahm Platz auf dem flauschigen Sessel, stützte sich auf das schmale
Bord, auf dem

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