026 - Ich jagte das rote Skelett
Mann, der ihr mehr bedeutete als ihr Leben, nicht mehr? Hatte sie nicht von Anfang an befürchtet, daß es mit Lance und ihr nicht gutgehen würde? Sie hatte gewußt, in welche Gefahr sie den Parapsychologen brachte, als sie ihm ihr Herz schenkte, aber die Gefühle waren stärker gewesen als die Vernunft.
Du hast ihm den Tod gebracht! warf sich Oda vor. Mago hat ihn nur getötet weil er dich damit treffen wollte. Oh, du verdammter Schwarzmagier, das ist dir gelungen. Mir ist, als hättest du mir bei lebendigem Leibe das Herz herausgerissen!
Sie tastete nach Lances Halsschlagader, doch in ihrer grenzenlosen Aufregung konnte sie den Puls nicht fühlen. Mit zitterndem Finger hob sie Lances linkes Augenlid. Der Augapfel war weit nach oben gedreht. Oda legte ihr Ohr auf die Brust ihres Freundes und lauschte mit angehaltenem Atem.
Die Freude riß ihr einen Jubelschrei aus dem Mund. Kraftvoll und regelmäßig hörte sie das Herz des Parapsychologen schlagen.
Sie liebte dieses Herz, das seit dem Tag, an dem sie einander zum erstenmal sahen, nur noch für sie schlug.
Er lebt! dachte Oda begeistert. Oh, Lance lebt!
Sie schüttelte ihn, küßte ihn, schlug ihn auf die Wangen, aktivierte ihre übernatürlichen Fähigkeiten und ließ sie in seinen Körper strömen, damit er kräftiger wurde.
Sekunden vertickten, ohne daß etwas geschah.
Oda spürte, wie die Angst zurückkehrte. Hatte sie vorhin gar nicht Lances Herz schlagen hören? Hatte sie sich das nur eingebildet? Noch einmal preßte sie ihr Ohr gegen Lance Selbys Brust.
Da entrang sich seiner Kehle ein tiefer Seufzer, und er schlug die Augen auf.
»Lance«, flüsterte Oda zärtlich. »Ich hatte solche Angst um dich.«
Er blickte sie verwirrt an. Plötzlich konnte er sich wieder erinnern und setzte sich mit einem jähen Ruck auf.
»Wo sind sie?« fragte er heiser.
»Ich weiß nicht… Fort …«
»Mago hat sich das Höllenschwert geholt!«
»Damit war zu rechnen«, sagte Oda. »Dachtest du, er würde es bei seiner Niederlage belassen? Mago ist machthungrig. Vielleicht hat er genug von der Hexenjagd. Bestimmt hält er sich für Besseres berufen. Er strebt nach größeren Aufgaben. Das Höllenschwert wird ihm helfen, sie zu bekommen und zu erledigen. Ich fürchte, man wird bald von grausamen Taten hören, die auf Magos Konto gehen. Der Schwarzmagier wird nichts auslassen, um dem Höllenfürsten zu gefallen. So, wie ich ihn einschätze, ist sein Ziel ein Platz ganz oben in der Hierarchie der schwarzen Macht. Sein Vorteil ist, daß wir nicht wissen, wohin er sich mit dem erbeuteten Schwert begeben hat. Es wird nicht leicht sein, seine Spur zu finden. Dabei wäre gerade das sehr wichtig. Natürlich können wir auch warten, bis er wiederkommt, denn nach wie vor sind ihm Roxane und ich ein Dorn im Auge. Aber er kann so überfallartig erscheinen, daß wir möglicherweise gerade in diesem Augenblick nicht gewappnet sind. Ich möchte lieber nicht daran denken, was dann geschieht.«
Lance Selby stand auf. Grimmig blickte er sich um. »Nun sieh dir das an. Es wird Tage dauern, bis in diesem Haus wieder Ordnung herrscht… Und was alles kaputtgegangen ist …«
»Das kann man ersetzen«, sagte Oda. »Wichtig ist, daß dir nichts passiert ist. Als ich dich hier liegen sah, dachte ich, mir würde es das Herz zerreißen.«
Lances Augen verengten sich. »Verdammt, es ist nicht leicht, sich Mago und seine Schergen vom Leib zu halten. Als sie mich in die Zange nahmen, dachte ich, meine letzte Stunde hätte geschlagen.«
»Du hättest mir erlauben sollen, dich zu begleiten.«
»Dann wären wir beide jetzt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tot, denn diese Gelegenheit hätte sich Mago garantiert nicht entgehen lassen. – Wenn ich bloß wüßte, wo Tony ist. Ich kann ihn nicht einmal informieren.«
»Laß nur«, sagte Oda. »Er wird es noch früh genug erfahren.«
***
Arma hätte sich stellen können. Sie hatte keine Angst vor Tony Ballard, der versucht hatte, sie zu kriegen. Noch einmal würde es ihm nicht gelingen, sie auszuschalten.
Es war ein taktischer Schachzug, als sie auswich, daß sie sich vor ihm zurückzog. Tony Ballard stieß ins Leere. Das ärgerte ihn gewiß, und Arma freute sich darüber. Sie würde sich zu einem späteren Zeitpunkt um den Dämonenjäger kümmern. Vorläufig war ihr wichtiger, ihr ursprüngliches Aussehen wiederzuerlangen. Sie haßte es, als grauenerregendes Skelett herumlaufen zu müssen.
Unbemerkt näherte sich die Zauberin
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