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026 - Stadt der Untoten

026 - Stadt der Untoten

Titel: 026 - Stadt der Untoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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richtete er ihn wieder auf. Sie bückte sich, um die Bündel und Kisten wieder aufzuladen, aber Matt schüttelte den Kopf.
    »Lass das Zeug liegen. Wir müssen weg.«
    Der Mann hatte aufgehört zu schreien, wimmerte nur noch leise. Matt bemerkte sein geschientes Bein und zog ihn vorsichtig auf den Schlitten.
    »Aber was ist mit den Vorräten?«, fragte die Frau, während sie ihre Kinder ebenfalls auf den Schlitten setzte und nach den Krücken ihres Mannes griff.
    »Wir haben keine Zeit. Da sind noch mehr.«
    Matt griff nach den Zügeln der Deers, die nervös tänzelnd vor dem Schlitten standen, und stellte sich auf das hintere Ende der Kufen.
    »Ich bringe euch zur Residenz des Maa'ors. Dort seid ihr in Sicherheit«, sagte er.
    Die Frau nickte nur wortlos und nahm ihre Kinder in die Arme.
    Eine leichte Bewegung der Zügel genügte, um die Deers zum Trab zu bewegen. Die Frosen blieben hinter ihnen zurück.
    Nach ein paar Minuten hatte Matt sein Gleichgewicht auf den Kufen gefunden und spornte die Tiere zu größerer Geschwindigkeit an. Je eher sie das World Trade Center erreichten, desto besser.
    In den Seitengassen bemerkte er Bürger, die sich in Gruppen zusammengerottet hatten und Fackeln schwenkten. Andere huschten geduckt über die Straße, als hätten sie Angst gesehen zu werden.
    Der Mob übernimmt die Macht, dachte Matt schaudernd. Vor ihm stöhnte der verletzte Mann, drehte den Kopf und sah ihn aus glasigen Augen an. Seine Lippen bewegten sich, ohne dass er etwas sagte. Seine Frau strich ihm beruhigend über den Arm. »Es wird alles gut.«
    Ihre Tochter, die Matt auf vielleicht acht Jahre schätzte, spielte mit einer kleinen Holzfigur. Ihre dunklen Haare wehten im Wind. Sie lehnte sich an den Rücken ihrer Mutter und ließ ihre nackten bläulichen Füße über den Schlitten hängen.
    Matts Mund wurde trocken. Er sah das kleine Mädchen an, das mit ausdruckslosen Augen zurück starrte.
    »O nein«, stöhnte er. Im Blick des Kindes sah er, dass es schon tot war. Einen lebenden Frosen konnte man heilen, einen toten konnte man nur noch vernichten.
    Die Frau drehte sich besorgt zu ihm um. »Was ist?«
    »Es ist…« begann Matt, der nicht wusste, wie er ihr die schlechte Nachricht beibringen sollte, »… deine Tochter. Sie -«
    Er sah die Bewegung aus den Augenwinkeln. Ein heftiger Stoß traf ihn in die Seite. Matt wurde von den Kufen geschleudert und überschlug sich auf dem Eis. Die Zügel schnitten in seine Hände, rissen ihn vorwärts. Er hörte die Frau schreien, schlitterte unkontrolliert über das Eis. Einem entgegenkommenden Lastschlitten entging er so knapp, dass er den aufspritzenden Schnee der Kufen auf seinem Gesicht spürte.
    Matt zog mit aller Kraft an den Zügeln und versuchte die in Panik geratenen Deers zu bremsen.
    Im gleichen Moment verschwand der Gegendruck. Matt rutschte noch ein paar Meter über das Eis und blieb dann stöhnend liegen. Er löste seine verkrampften Hände von den Zügeln. Die Lederriemen sahen aus, als hätte sie jemand durchgeschnitten.
    Vor ihm verschwand der Schlitten zwischen den Häusern. Das kleine Mädchen hob wie zum Abschied die Hand. Darin blitzte eine Klinge.
    Matt senkte den Kopf.
    ***
    »Unruhig. Es gab bereits einige Zusammenstöße und ich befürchte, dass das Schlimmste noch vor uns liegt. Ich würde Euch raten, die Residenz nicht zu verlassen. Hier seid Ihr sicher.«
    »Aber was ist mit den Menschen dort draußen?«, warf Samtha ein. »Ihr könnt sie doch nicht einfach sterben lassen.«
    Der Maa'or kniff die Lippen zusammen. »Ihr versteht die Situation nicht. Nuu'ork -«
    Er wurde unterbrochen, als ein Soldat die Tür aufriss.
    »Sir«, sagte er atemlos. »Wir werden angegriffen!«
    »Sie sind nicht mehr in den Gängen«, sagte Samtha.
    »Die ganze Stadt ist voll von ihnen. Menschen bringen sich gegenseitig um. Es ist schrecklich.«
    Sie sah den Maa'or, seinen Kommandanten Chorge und Tek, den ehemaligen Wächter des Sonnenkorns hilfesuchend an. »Ihr müsst etwas unternehmen.«
    Samtha konnte sich kaum noch an ihren Weg durch die Stadt erinnern. Alles verschwamm in den blutigen Szenen, die sie gesehen hatte. Es war reines Glück gewesen, dass sie Chorge und seinen Soldaten begegnet war, der sie in die Residenz des Maa'ors gebracht hatte.
    Der kahlköpfige Bürgermeister Nuu'orks lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Ist das möglich, Tek? Kann sich die Krankheit so schnell ausbreiten?«
    Der hagere Mann nahm seine Brille ab und polierte sie nervös. »Wenn

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