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0260 - Die Mitternachts-Hexe

0260 - Die Mitternachts-Hexe

Titel: 0260 - Die Mitternachts-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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Straßenkreuzer drüben in den Staaten hast es gerade nötig, uns hier Sparkurs zu verordnen! Erstens brauche ich ein Auto, in dem ich mich ausstrecken kann, und zweitens brauchen wir ein Auto, das komfortabel und schnell ist. Da blieb nur der Jaguar.«
    Tadelnd schüttelte Bill den Kopf. »War denn wirklich kein Rolls-Royce zu finden?«
    Nicole knallte ihm die Fondtür vors Schienbein. »Einsteigen und Mundhalten«, befahl sie energisch.
    »Was ist eigentlich aus der Blauen Stadt geworden?« fragte Zamorra. »Ich meine die am Südpol, die gut erhaltene.«
    »Ha«, machte Bill und streckte sich auf dem Rücksitz aus. »Da läuft erst einmal nichts mehr. Man hat uns überraschend die Geldmittel gesperrt. Daraufhin habe ich die Stollen zuschmelzen lassen. Das Camp existiert noch, aber in die Blaue Stadt kommt vorläufig niemand mehr hinein. Petra Conzalez, die Stationsleiterin, sitzt derweil wie auf heißen Kohlen. Wir warten darauf, daß die Gelder doch noch wieder freigegeben werden.«
    »Am Südpol auf heißen Kohlen sitzen«, grinste Nicole. »Das muß man sich mal bildlich vorstellen.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. Mit dem Auffinden der Blauen Stadt gut siebzig Meter tief unter dem Eis der Antarktis hatte es damals begonnen. Im Gegensatz zu jener Ruinenstadt im Dschungel Afrikas war diese noch sehr gut erhalten. Vierzigtausend Jahre alt war sie, und dennoch funktionierte der große Materiesender in einem der Gebäude noch, mit dem sich ein künstliches Weltentor schaffen ließ. Durch dieses stießen Zamorra und seine Gefährten in die Welt der Meeghs vor.
    Wenn die Forschungen eingestellt worden waren, so hatte Bill mit dem Zuschmelzen der Stollen durchs Eis das einzig Richtige getan. Der große Materietransmitter war ein zu gefährliches Spielzeug, als daß Unbefugte, die zufällig eindrangen, daran herum spielten. Zamorra beschloß, sich dieses Gerät, das Gerüchten zufolge aus der Hinterlassenschaft des Dämons Pluton stammen sollte, für die Zukunft zu sichern. Wer weiß, wofür man es irgendwann einmal gebrauchen konnte. Überhaupt barg die Blaue Stadt noch jede Menge ungelöster Rätsel, und Zamorra war sicher, daß es überall auf der Welt noch weitere Blaue Städte aus vierzigtausendjähriger Vergangenheit geben mußte. Es galt nur, sie zu finden.
    Die wenigsten würden aber so gut erhalten sein wie die Stadt in der Antarktis. Dort hatte das Eis sie konserviert.
    Vorerst aber gab es wichtigere Dinge.
    Zum Beispiel das geheimnisvolle Objekt, von dem Bill am Telefon gesprochen hatte.
    »Worum handelt es sich nun eigentlich?« wollte Zamorra endlich wissen. »Raus mit der Sprache, alter Freund.«
    Bill Fleming beugte sich vor. In seinen Augen glitzerte es seltsam.
    »Wir suchen«, sagte er gedehnt, »einen Druidenstein …«
    ***
    »Ich werde irre«, murmelte Tim O’Healy. Fassungslos starrte er die leere Stelle an, wo der Postbote gelegen hatte..
    »Ich träume«, flüsterte er. »Ich habe mich nicht in ein Tier verwandelt. Ich habe den Postboten nicht gerissen. Ich bin nicht in der Nacht der Hexe begegnet. Ich bin nicht…«
    Er stürmte zur Tür, spähte nach draußen. Nichts zu sehen. Da stand nur der Lastwagen. Mit einem rasselnden Geräusch preßte O’Healy die Luft aus den Lungen. Plötzlich verspürte er den Drang, eine Beruhigungszigarette zu rauchen. Er fand eine Packung, fischte mit fahrigen Bewegungen eines der Rauchopferstäbchen heraus und setzte es im dritten Anlauf in Brand.
    Der Alkohol umnebelte seine Gedankengänge immer noch.
    Fitzgibbon war also fort. War er überhaupt hier gewesen?
    O’Healy zwang sich zum logischen Denken. Es fiel ihm schwer. Er konnte das alles doch nicht nur geträumt haben. So realistisch sind Träume nicht.
    Plötzlich sah er die Flecken.
    Blutflecken.
    Das war der Beweis. Hier hatte sich ein Drama abgespielt. Aber wie, bei allen Heiligen, und in Irland gibt es deren viele, war der Tote verschwunden? »Ich bin doch kein Darsteller im Horrorfilm, und Zombies gibt’s nicht«, knurrte O’Healy.
    Es mochte natürlich sein, daß der Postbote nur bewußtlos war. Bewußtlos und verletzt. Er wachte auf und floh. Genau das hätte O’Healy auch getan, wie er sich eingestand. Ja, so mußte es sein. Fitzgibbon floh, um der Bestie nicht ein zweites Mal in die Klauen zu fallen.
    Und Tim O’Healy hatte natürlich vorher keinen sonderlichen Drang verspürt, sich zu vergewissern, ob sein Opfer wirklich tot war.
    »Verdammt«, knurrte er. »Ich hätte es doch tun sollen.

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