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0260 - Die Mitternachts-Hexe

0260 - Die Mitternachts-Hexe

Titel: 0260 - Die Mitternachts-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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Wagens. Er fuhr nicht schneller als fünfzig Meilen die Stunde und überlegte, ob er mitten auf der Straße anhalten und nach dem Rechten sehen sollte.
    Diese Entscheidung wurde ihm gleich darauf auf schreckliche Weise abgenommen.
    Ohne irgendwelche Zeichen der Vorwarnung tauchte aus der Dunkelheit der Straße plötzlich eine menschliche Gestalt auf, die völlig bewegungslos auf der linken Fahrbahnseite stand.
    Die Scheinwerfer des Lieferwagens erfaßten die Person fast zu spät.
    Wie ein Blitz zuckte das Erkennen der Gefahr durch O’Healys Gehirn. Zum Bremsen war es zu spät. Mit Gegenverkehr war jedoch nicht zu rechnen.
    Wenige Meter vor der vage erkennbaren Gestalt riß der Schrotthändler das Lenkrad herum und wich auf die andere Fahrspur aus. Schrill quietschend reagierten die Reifen. Hinten auf der Ladefläche polterten die wenigen Eisenschrotteile durcheinander.
    Geschafft! durchzuckte es O’Healy erleichtert.
    Doch dann griff das Grauen nach ihm, als er aus ungläubig aufgerissenen Augen mitverfolgen mußte, wie die menschliche Gestalt gedankenschnell wie ein Spuk von der linken auf die rechte Straßenseite wechselte und damit exakt wieder vor O’Healys Kühlerhaube auftauchte!
    Diesmal kam jedes Ausweichmanöver zu spät.
    Von Entsetzen geschüttelt spürte und hörte der Schrotthändler den dumpfen Aufprall, der sich durch die Fahrzeugkarosserie pflanzte.
    Voll trat er die Bremse durch. Dabei hatte er ein Gefühl, als würden sich seine Eingeweiden innerlich verknoten. Mit grausamer Intensität spürte er den kurzen Widerstand, als die breiten Reifen des Kleinlasters über den zu Fall gekommenen Körper holperten.
    Endlich kam der Wagen zum Stehen.
    Daß gleichzeitig auch die unerklärlichen Störgeräusche im Führerhaus erstorben waren, drang gar nicht mehr zu O’Healys Bewußtsein durch.
    Ich habe jemanden überfahren, hämmerte es in seinen Schläfen. Mein Gott, ich habe einen Menschen getötet…
    Das Grauen breitete sich wie eine dunkle Woge über ihn. Benommen stieß er die Fahrertür auf und sprang nach draußen.
    Noch ahnte er nicht, daß der Wahnsinn damit erst seinen Anfang nahm.
    ***
    Der eiskalte Luftstrom, der ihm außerhalb des Wagens entgegenschlug, ernüchterte O’Healy schlagartig. Wie tausend winzige Nadelstiche brannte sich der Sturmwind in sein Gesicht.
    Schweratmend umrundete der Schrotthändler den vorderen linken Kotflügel und geriet kurz darauf direkt in den Erfassungsbereich der Scheinwerfer. Er bückte sich und kroch ein Stück unter den Wagen, weil er die Gestalt, die er überfahren hatte, nicht sofort entdecken konnte.
    Unter dem Fahrzeug war es so dunkel, daß er auch jetzt noch keine Spur des Unfallopfers auszumachen vermochte.
    »So hat das keinen Zweck«, knurrte O’Healy und zog sich unter dem Wagen zurück. Was er brauchte, war eine Taschenlampe. Bevor er jedoch zum Fahrerhaus zurückkehrte, fiel ihm noch eine weitere Möglichkeit ein, mit der er die Person, wenn sie noch lebte und bei Bewußtsein war, aufspüren konnte. Er rief nach ihr.
    Der Einfall war ebenso einfach wie genial, aber er brachte keinen Erfolg. Nur der tosende Wind war zu hören, von unterhalb des Wagens drang kein Laut hervor.
    O’Healy wartete nicht länger. Im Laufschritt eilte er zum Führerhaus zurück, riß die Wagentür auf und kramte im Handschuhfach nach der Taschenlampe, die er vor Wochen zum letztenmal in Gebrauch gehabt hatte. Schließlich fand er sie und war freudig überrascht, als sie auch noch funktionierte, nachdem er den Schalter angeknipst hatte.
    Diesmal legte er sich an der Längsseite des Lieferwagens auf den Boden und ließ den hellen Lichtkegel der Lampe gezielt von einem Ende des Wagens zum anderen wandern.
    Dann wußte er nicht mehr, ob er erleichtert aufatmen oder an seinem Verstand zweifeln sollte.
    Keine Menschenseele lag unter dem Fahrzeug!
    Um sicher zu gehen, wiederholte der Schrotthändler die Prozedur noch einmal. Er leuchtete jeden noch so kleinen Winkel der Fahrzeugunterseite aus und erhob sich anschließend sogar, um die nähere Umgebung hinter und vor dem Wagen abzusuchen. Vielleicht war der Körper durch den Aufprall davongeschleudert worden. Aber hatte er nicht deutlich gespürt, wie die Räder über das Opfer hinweggerollt waren?
    Welches Opfer?
    Tim O’Healy glaubte plötzlich an eine Halluzination, hervorgerufen durch die große Müdigkeit, die er empfunden hatte.
    Als auch ein Absuchen der näheren Umgebung kein Ergebnis brachte und er schlußendlich

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