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0260 - Die Mitternachts-Hexe

0260 - Die Mitternachts-Hexe

Titel: 0260 - Die Mitternachts-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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auf die Idee kam, sich die Kühlerkarosserie anzusehen, die keinen Kratzer aufwies, gab es für ihn keinen Zweifel mehr, daß er alles nur geträumt hatte. Bloße Einbildung war es gewesen. So etwas kam vor, beruhigte er sich selbst.
    Ihm war ein ganzes Gebirge von der Seele gefallen. Grenzenlos erleichtert kehrte er zum Führerhaus zurück und wuchtete seinen Körper auf den Fahrersitz.
    Direkt auf seine Erleichterung folgte dann der absolute Horror.
    Ihn traf fast der Schlag, als er feststellte, daß er nicht mehr allein im Wagen war. Neben ihm, auf dem Beifahrersitz saß eine blutüberströmte Frau und grinste ihn teuflisch an…
    ***
    »Wer sind Sie? Wo kommen Sie her?«
    Tim O’Healy fielen keine intelligenteren Fragen ein. Zu plötzlich und auf völlig unerwartete Weise war die Konfrontation erfolgt. Ohne sich dessen bewußt zu werden, rutschte er etwas von der Fremden ab.
    Die war über und über mit Blut verschmiert, was O’Healy im Halbdunkel des Wageninnern zweifelsfrei sehen konnte, und lächelte trotzdem, als empfände sie keinen Schmerz!
    Der Schrotthändler begriff nicht, was hier vorging. Was war dies nur für eine Nacht.
    Er musterte die Frau am Rande einer Panik. Die schweren Verletzungen, die offenen Wunden, die gut sichtbar über ihren ganzen Körper verteilt schienen, entstellten ihr früheres Aussehen. Sie mochte etwa fünfundzwanzig Jahre alt sein, hatte dunkles, glattes Haar und war - was O’Healy erst jetzt bemerkte - nur mit bikiniähnlichen Lederfetzen bekleidet!
    »Ich bin die Lia Fail«, sagte die schwerverletzte Fremde unvermittelt mit seltsam eindringlicher Stimme.
    Der Schrotthändler unterbrach seine Musterung.
    »Sie… Sie sind schwerverletzt«, keuchte er. »Sie brauchen einen Arzt. Ich wohne keine zehn Meilen von hier in einer kleinen Ortschaft. Dort gibt es einen sehr guten Doc. Ich bringe Sie hin…«
    Er wollte noch mehr sagen, aber das böse Lachen der Fremden irritierte ihn. Irgendwie war die ganze Situation ohnehin völlig unwirklich. Das Lachen der Frau verstärkte dieses Gefühl noch.
    »Ich bin die Lia Fail!« wiederholte sie, und der falsche Heiterkeitsausbruch gefror ihr im Gesicht. »Ich brauche keinen Arzt. - Ich brauche dich! «
    Tim O’Healy verstand nicht. Er wollte auch gar nicht verstehen. Er hoffte immer noch, daß dies alles nur die Fortsetzung des schrecklichen Traumes war, der mit dem Unfall begonnen hatte, und irgendwann enden würde, indem er ganz einfach erwachte. In seinem Bett zu Hause oder hinter dem Lenkrad seines Wagens… egal. Hauptsache, er würde erwachen…
    »Du irrst dich«, sagte die Fremde. »Dies ist kein Traum. Alles, was du hier erlebst, ist der Beginn meiner Rache. Ich bin die Lia Faill«
    Verdammt, das wußte er nun allmählich. Irgendwo im Dunst der Erinnerungen glaubte O’Healy diesen Namen auch schon einmal gehört zu haben, in seiner frühesten Kindheit vielleicht, aber das war auch schon alles.
    »Was soll das heißen, Sie brauchen mich?« fragte der Schrotthändler rauh. Er hielt immer noch die schwere Stabtaschenlampe in der Hand und war entschlossen, sich zu wehren, falls diese Verrückte etwas gegen ihn im Schilde führte. »Und von welcher Rache sprechen Sie?«
    »Das spielt für dich keine Rolle mehr in diesem Leben«, wischte die Fremde seine Fragen beiseite.
    Und dann wurde er Zeuge eines unheimlichen Vorgangs.
    Fassungslos sah er, wie das Blut, das den schlanken Körper der Frau an zahllosen Stellen bedeckte, plötzlich in Bewegung geriet und - rückwärts floß! Wie in einem umgekehrt laufenden Film flossen die zahlreichen Blutrinnsale zu ihren Ausgangspunkten, den Verletzungen, zurück, und die Wunden selbst schlossen sich vor O’Healys Augen und verheilten innerhalb weniger Sekunden so perfekt, daß nicht mehr die geringste Spur davon zu entdecken war!
    Im nächsten Moment hielt die Fremde wie hingezaubert einen etwa fünfzehn Zentimeter langen Metallstab in der Hand, dessen Spitze als eine Art Stempel ausgearbeitet war. Das Motiv dieses Stempels war im Halbdunkel nicht zu entziffern.
    »Was haben Sie vor?« stieß der Schrotthändler unsicher hervor. »Ich warne Sie! Rühren Sie sich nicht von der Stelle…« Er hob die Hand mit der Stabtaschenlampe drohend etwas an. »Was Sie mir hier vorgeführt haben, ist nicht natürlich. Sie - sie sind eine…«
    Weiter kam er nicht.
    Die Hexe war ihm an Kraft und Schnelligkeit weit überlegen.
    Tim O’Healy schrie wie am Spieß, als der glühende Hexenstab das magische Mal

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