Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0260 - Die Mitternachts-Hexe

0260 - Die Mitternachts-Hexe

Titel: 0260 - Die Mitternachts-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
Vom Netzwerk:
Gott…«
    Tim O’Healy sank vor dem Spiegel in die Knie und versuchte zu begreifen, was mit ihm passiert war. Doch ehe er zu irgendwelchen Schlußfolgerungen kommen konnte, schaltete sich erneut die Lia Fail in sein Denken ein. Dieses Mal übte sie absolute Kontrolle auf ihn aus. Tim O’Healy vergaß, daß er einmal ein Mensch gewesen war. Er ging völlig in seiner neuen Rolle auf.
    »Gut so. Sehr gut«, wisperte die Hexe.
    In diesem Augenblick schellte es an der Haustür.
    ***
    Dermot Fitzgibbon pfiff fröhlich, wenn auch vollkommen falsch seine Lieblingsmelodie, während er bemüht war, sein antiquiertes Dienstfahrrad, dessen Kugellager bei jedem Tritt in die Pedalen verdächtig krachten, in der Spur zu halten.
    Fitzgibbon war dreiundddreißig Jahre alt, von schlanker, fast hagerer Statur und von Beruf Briefträger in Macgillycuddy. An diesem Sonntag mußte er ein dringendes Telegramm an den Empfänger überbringen, was seine gute Laune jedoch kaum beeinträchtigte, da er erstens gerne an der frischen Luft war und sich zweitens nicht im geringsten von der Dringlichkeit des Telegramms dazu verleiten ließ, mit seinem Beamtenstatus zu brechen und sich etwa zu beeilen.
    Gemütlich radelte er zum Ortsrand von Macgillycuddy und lehnte sein Fahrrad behutsam gegen den derben Holzzaun eines Grundstücks mit großem verwildertem Garten, der lange schon keine pflegende Hand mehr gespürt hatte. Es tat Fitzgibbon jedesmal in der Seele weh, wenn er hierher kam, denn er war passionierter Gärtner und Pflanzennarr.
    Mit großen, energischen Schritten legte er den kurzen Weg zur Haustür des vergammelten Gebäudekomplexes zurück und drückte lang und anhaltend auf den Klingelknopf.
    Es dauerte fast eine volle Minute, bis sich die Tür endlich öffnete.
    Dermot Fitzgibbon wollte gerade zu seiner üblichen Begrüßungsfloskel ansetzen, als ihm eine riesige, krallenbewehrte Klaue entgegenschoß, ihn am steifen Kragen seiner Uniform packte und brutal ins Haus zerrte.
    Hinter ihm flog die Tür ins Schloß.
    Ein kurzer, grauenerfüllter Schrei verstummte wie abgeschnitten.
    In der Küche des Hauses wurde inzwischen der Kaffee kalt…
    ***
    »Woran denkst du?« fragte Nicole und fuhr ihm zärtlich über die Hand, mit der er nervös auf der Tischdecke herumtrommelte. Sie redeten inzwischen wieder miteinander.
    Zamorra blickte versonnen von seinem Platz neben dem Fenster des Gasthauses auf die Straße hinaus, wo der silbermetallicfarbene Jaguar geparkt stand, in dessen Kofferraum das Schwert Gwaiyur lag.
    Dieses Schwert und der Ju-Ju-Stab, der in Zamorras Jackentasche steckte, waren im Moment die einzigen Waffen, die ihm zur Bewältigung seiner Aufgabe verblieben waren.
    Seine Aufgabe…
    Manchmal zweifelte er daran, ob es überhaupt einen Sinn hatte, gegen die Übermacht des Bösen anzukämpfen. Aber jeder kleine und größere Sieg gegen die Dunkelmächte sagte ihm, daß es sehr wohl von Bedeutung war, daß es Männer und Frauen wie ihn gab. Leute, die wußten, daß hinter den Mythen und Legenden von Dämonen, Vampiren, Werwölfen und so weiter mehr als nur ein Körnchen Wahrheit steckte.
    Zuletzt war es ihm gelungen, das Problem mit den Meeghs, den Spinnendämonen aus der anderen Dimension, zu einem guten Abschluß zu bringen.
    Aber zur gleichen Zeit hatte er auch seine bisher größte Niederlage einstecken müssen: Leonardo de Montagne, Zamorras Vorfahr, war aus dem Jenseits zurückgekehrt und hatte mit seinen Skelettkriegern Besitz von Château Montagne, dem Schloß des Dämonenjägers, genommen. Und damit nicht genug, war es ihm auch gelungen, das Amulett zu rauben, die zuvor wichtigste Waffe des Professors, die der Zauberer Merlin aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen hatte.
    Seit kurzer Zeit lebte Zamorra nun in England, wo ihm Stefan Möbius in Beaminster Cottage Gastrecht gewährte. Das Haus war, wie ehemals Château Montagne, mit superstarken Dämonenbannern abgesichert. Das hatte seine Gründe nicht nur im Schutze Zamorras, sondern in erster Linie, um Stephan Möbius, den Senior-Chef des Möbius-Konzerns, zu schützen, der einen Pakt mit dem Teufel eingegangen war und sich nun vor der Erfüllung seiner Vertragshälfte drücken wollte…
    Zamorra selbst war nicht dazu geschaffen, wie Möbius in einem Haus dahinzuvegetieren, nur weil dieses perfekten Schutz vor seinen Feinden versprach.
    Aber seine neuen Waffen, die er nach dem Verlust von Merlins Stern besaß, hatten beide Nachteile, die ein Agieren außerhalb von

Weitere Kostenlose Bücher